Marokko
Mindestens 24 Tote in einer illegalen Textilanlage
In mehreren französischen bzw. französischsprachigen Zeitungen (u. a. „Le Figaro“, „Le Monde“ und nordafrikanische Zeitungen) wurde am 9. Februar über eine Katastrophe berichtet, die sich am 8. Februar in einer illegalen Textilanlage abgespielt hat, die im Keller einer Villa in marokkanischen Tanger betrieben wurde.
Aufgrund der sintflutartigen Regenfälle wurde der Keller überflutet. Die Arbeiter konnten den Fluten nicht entkommen, sie waren vom Betreiber der Anlage darin eingeschlossen worden. Mittlerweile konnten dank eines Nachbarn zehn Menschen gerettet werden: Er half ihnen mit einem Seil aus dem überfluteten Keller. 28 Arbeiterinnen und Arbeiter wurden bisher tot geborgen. Sie waren zwischen 20 und 40 Jahre alt.
Die Rettungsarbeiten gingen noch am 9. Februar weiter. Überschwemmungen sind in Marokko oft mit fehlenden Entwässerungssystemen in den Städten verbunden. Aufgrund der marokkanischen Topographie und nach verschiedenen schweren Unglücken im Land mit zig Toten wurden solche Anlagen und alle Keller in Tanger seit 2007 verboten. Aber das dürfte nur auf dem Papier stehen und wird wegen der in Marokko grassierenden Korruption auch nicht kontrolliert. Nur deshalb konnte diese uralte Anlage so lange betrieben werden.
Die Armut der Menschen im Land zwingt sie dazu, im informellen Sektor nach Arbeit zu suchen und in solchen illegalen und unsicheren Anlagen zu arbeiten. Dieses neue Drama rückt die Gefahr für das Leben der Arbeiter und der Bevölkerung, die von informellen Produktionseinheiten ausgeht, wieder in den Blick der Öffentlichkeit. Sie erinnert unter anderem an die traurige Rosamor-Affäre, die sich 2008 in Casablanca ereignete. Damals kamen bei einem verheerenden Brand in einer Möbelfabrik 55 Arbeiter ums Leben, weil auch sie vom Eigentümer eingesperrt worden waren und in dem Betrieb keinerlei Sicherheitsmaßnahmen existierten.