Bayern
Aschermittwoch beschert neuen Schutzheiligen
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hielt beim digitalen Politischen Aschermittwoch eine engagierte Bewerbungsrede. Im Gegensatz zu früheren Auftritten von ihm und seinen Vorgängern nicht derb krachledern, sondern Verständnis erheischend. Und nicht nur als Kanzlerkandidat! Die "NZZ" von Donnerstag, 18. Februar, bemerkt, er „präsentierte sich mit hochfahrenden Worten als Schutzheiliger für Land und Leute.“
Nun hat die katholische Kirche über 1600 Heilige und Nothelfer für und gegen alles was man sich denken kann. Gegen Corona ist noch eine Stelle frei. Söder steht in der Bewerberschlange vorne. Originalton: „Alle Maßnahmen, die wir getroffen haben, waren richtig. Alle schwenken auf das Konzept ein, das wir seit einem Jahr verfolgen. Wir sind weit gekommen. Jetzt durchhalten bitte. Es wird von Tag zu Tag besser.“ Bei so viel Selbstlob vezeiht ihm die Kirche den kleinen Ausrutscher wider die Keuschheit, als er von einem „geilen Programm“ sprach.
Alles richtig gemacht und wenn Fehler, dann nur augenzwinkernd als Bagatelle runterspielen, so geben sich die modernen bürgerlichen Monopolpolitiker im Stile einer Angela Merkel. Und die selben ziehen über Staatsführer ehemaliger sozialistischer Staaten her, diese würden Selbstlob und Personenkult betreiben und sich als fehlerlos auf den Sockel stellen.
Nun könnte sich Söder von Stalin eine Scheibe abschneiden, was ihm sein Antikommunismus verbietet. Originalzitat Stalin: „Die Partei ist unbesiegbar, wenn sie Kritik und Selbstkritik nicht fürchtet, wenn sie Fehler und Mängel ihrer Arbeit nicht verkleistert, … wenn sie ... es versteht ihre Fehler rechtzeitig zu korrigieren. Die Partei geht zugrunde, wenn sie ihre Fehler verheimlicht, wunde Punkte vertuscht, … wenn sie … sich dem Gefühl der Selbstgefälligkeit hingibt und auf ihren Lorbeeren auszuruhen beginnt.“¹