MV-Werften
Arbeiterprotest gegen Massenentlassungen bei den MV-Werften
Die MV Werften des mit 3,7 Mrd. hoch verschuldeten internationalen Mischkonzerns Genting Hongkong mit den Standorten in Wismar, Rostock und Stralsund kündigten jetzt Massenentlassungen von 1200 Werftarbeiterinnen und Werftarbeitern an. Das sind mehr als ein Drittel der insgesamt rund 3.100 Arbeitsplätze. Diese Schreckensnachricht kam lapidar in Form eines Zwei-Minuten-Videos in der Mitarbeiter-App!
In Wismar, Rostock und Stralsund fanden erste Protestaktionen der IG Metall gegen die angekündigten Massenentlassungen statt. Mehrere hundert Kolleginnen und Kollegen nahmen teil. Viele Kollegen machen sich jetzt Sorgen, wie lange sie nach fast einem Jahr Kurzarbeit überhaupt noch Arbeit haben, denn Industriearbeitsplätze in der Region sind rar. Betroffenheit, aber auch eine beginnende Bereitschaft, ihre Arbeitsplätze nicht kampflos aufzugeben, war bei vielen der protestierenden Kolleginnen und Kollegen spürbar.
Genting hofft, mit dem nun angekündigten Sanierungskurs ein positives Gutachten des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) zu erhalten und unter den Corona-Rettungsschirm des Bundes zu kommen. Dabei geht es um weitere rund 400 Millionen Euro Staatshilfen. „Voraussetzung für die Gewährung von Kreditmitteln des Bundes ist die Anpassung der Personalstärke an die Auftragslage" sagte der Geschäftsführer Peter Fetten. Mit Steuergeldern soll also wieder die Arbeitsplatzvernichtung eines „systemrelevanten“ Monopols subventioniert werden – natürlich mit dem vorgeschobenen Argument, Standorte und Restarbeitsplätze zu retten.
Im Oktober 2020 hatten die MV-Werften bereits einen Kreditvorschuss in Höhe von 193 Millionen Euro bekommen. Das Bundeswirtschaftsministerium will bis Ende März 2021 darüber entscheiden. Bis dahin orientieren die Medien, Parteien von CDU, SPD, Grüne bis Linkspartei, die Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern sowie die IG Metall unisono auf Standorterhaltung und darauf, dass „die Produktion von Kreuzfahrtschiffen auf Spezialschiffe und Offshore-Plattformen umgestellt werden könnte“. Hoffnungen und Wunschvorstellungen von Politikern aller Couleur, um die Werftarbeiter zu vertrösten und ruhig zu halten. Auch seitens der IG Metall ist kein Wort des Kampfes um den Erhalt der Arbeitsplätze zu hören, stattdessen will sie über einen Sozialplan und eine Transfergesellschaft in Verhandlungen mit Genting treten. Das bedeutet, die Arbeitsplatzvernichtung zu akzeptieren!
„Ein Kahlschlag ist mit uns nicht zu machen“ gibt sich IG Metall-Bezirksleiter Friedrich wortradikal. Doch sind 1200 vernichtete Arbeitsplätze, 1200 in die Arbeitslosigkeit geworfene Familien kein „Kahlschlag“ an Arbeitsplätzen, die vor allem der Jugend fehlen werden? Wer diesen „Kahlschlag“ verhindern will, muss sich auf einen harten Kampf um jeden Arbeitsplatz einstellen. Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich – das ist eine geeignete Kampfforderung, um Arbeitsplätze zu erhalten. Das erfordert den vollen Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft.
Aus Profitgründen will Genting die wegen Corona bisher nicht fertig gebauten Schiffe wie die Expeditionsjacht "Crystal Endeavour" in Stralsund, die Kreuzfahrtschiff-Riesen "Global Dream" in Wismar und das Schwesterschiff "Global 2" in Rostock-Warnemünde unbedingt fertigstellen, denn sonst drohen ihm weitere Millionen Verluste. Deshalb spekuliert er auf den „Rettungsschirm“ und ist dafür kaltblütig bereit, 1200 Arbeitsplätze zu „opfern“. Die restlichen Kollegen sollen dann durch verstärkte Ausbeutung und Arbeitshetze die drei Schiffe fertig bauen, um dann hinterher eventuell auch noch auf die Straße gesetzt zu werden. Umgekehrt ist aber die Fertigstellung dieser Schiffe zugleich das Faustpfand für die Werftarbeiter. Mit einem konsequenten und gemeinsamen konzernübergreifenden Streik an allen Standorten von Genting und auch der Meyer-Weft, wo ebenfalls 1800 Entlassungen anstehen, kann der Erhalt der Arbeitsplätze erreicht werden. Das setzt auch den Kampf um ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht auf die Agenda.
Als MLPD erklärten wir unsere volle Solidarität mit dem Kampf zum Erhalt der Arbeitsplätze. „Mit den angekündigten Massenentlassungen will Genting die Lasten der Weltwirtschafts- und Finanzkrise sowie der Corona-Krise auf euch und eure Familien abwälzen. Besonders empörend ist, dass diese Arbeitsplatzvernichtung sogar zur Bedingung für die weiteren 400 Millionen Euro Staatshilfe aus dem Corona-Rettungsschirm gemacht wird! Jetzt ist entschiedener Widerstand das Gebot der Stunde! Die Abbaupläne müssen vom Tisch! ... Schon lange fordert die MLPD die Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich. Auch der IG-Metall-Vorstand fordert erstmals seit langem die Vier-Tage-Woche. Das würde rein rechnerisch schon 775 Werftarbeitsplätze erhalten. Diese kann aber nur im Kampf und auf Kosten der Profite von Genting erreicht werden. Das erfordert den vollen Einsatz der gewerkschaftlichen Kampfkraft. Aber warum soll darum nicht konzernweit der Kampf aufgenommen werden? Auch die Kollegen der Meyer-Werft müssen einbezogen werden."