So nicht!
Brecht würde sich im Grab umdrehen
Über Tote soll man nichts Schlechtes sagen, heißt es oft. Aber man muss jeden nach seiner tatsächlichen Rolle beurteilen, die er für die Gesellschaft hatte. Nun waren letzte Woche in der "Süddeutschen Zeitung" riesige Trauerbekundungen für den verstorbenen langjährigen Vorsitzenden des LKW- und Bahn-Zulieferermonopols Knorr-Bremse, Heinz Herrmann Thiele.
Eine ist im Namen von Vorstand, Betriebsrat und Belegschaft mit dem Brecht-Zitat überschrieben: „Die Schwachen kämpfen nicht. Die Stärkeren kämpfen vielleicht eine Stunde lang. Die noch stärker sind, kämpfen viele Jahre. Aber die Stärksten kämpfen ihr Leben lang. Diese sind unentbehrlich.“
Sicher hat Thiele gekämpft - auf der Seite des Monopolkapitals. Unter dessen führenden Vertretern gibt es sicher auch moralische Unterschiede. Das wollen wir hier nicht bewerten. Aber mit Sicherheit hat Brecht in seinem ganzen Leben nie daran gedacht, Kapitalisten zu ehren oder gar für „unentbehrlich“ zu halten.
Für ihn waren die Stärksten die großen Revolutionäre, die ihr Leben in den Dienst der Abschaffung der kapitalistischen Ausbeutung und Unterdrückung gestellt haben. Das waren zu ihren Lebzeiten auch Lenin und Stalin. Als Stalin vor 68 Jahren in dieser Woche am 5. März starb, schrieb Brecht: „Den Unterdrückten von fünf Erdteilen, denen, die sich schon befreit haben, und allen, die für den Weltfrieden kämpfen, muß der Herzschlag gestockt haben, als sie hörten, Stalin ist tot. Er war die Verkörperung ihrer Hoffnungen.“
Brechts positiv kritisches Verhältnis zu großen Marxisten-Leninisten seiner Zeit wird heute aus antikommunistischen Motiven aus den Schulbüchern getilgt. Er würde sich im Grab umdrehen, läse er seine Verse in der Todesanzeige für einen Monopolkapitalisten.