Türkei
Ford-Otosan-Arbeiter zur Corona-Lage
Auch wenn die Impfungen in der Türkei besser organisiert sind als in Deutschland, wird die Corona-Lage - ausgehend von den Regierungsbehörden - unverantwortlich verharmlost.
Die Rate der Geimpften entspricht prozentual etwa der in Deutschland. Das wahre Ausmaß der Infizierten wird aber heruntergespielt. Telefonate mit Verwandten bestätigen dies.
Anfang des Monats wurden offiziell 6300 neuinfizierte Menschen und 128 Tote gemeldet. Insgesamt soll es Anfang Februar 2,4 Millionen Infizierte und 25.493 Tote geben haben – meldete das offizielle Tübitak-Institut (vergleichbar mit dem Robert-Koch-Institut in Deutschland). Etwa 2 Millionen Menschen sollen geimpft sein. Diese Zahlen sind auf jeden Fall anzuzweifeln.
So berichtet die Tageszeitung Gazeteduvar1 aufgrund eines Berichts der Birlesik-Metal-Is-Gewerkschaft, dass 7,3 Prozent der Arbeiter in den gewerkschaftlich organisierten Betrieben an Covid-19 erkrankt sind. Die Tageszeitung „Evrensel“2 berichtet über einen Ford-Otosan-Arbeiter aus Kocaeli: „Während die Fälle jeden Tag zunehmen, arbeiten wir unter unmenschlichen Umständen, wir machen Überstunden, … unser Immunsystem kollabiert. Wir haben vergessen, dass wir Menschen sind. … Sie (Chefs) sind in nichts aufrichtig, was sie tun. Sie sagen beharrlich soziale Distanz, nicht physische Distanz. Ihr Problem ist nicht, dass wir miteinander arbeiten und nebeneinander beim Abendessen anstehen, sondern in welche Richtung wir uns in der zehn minütigen Pause bewegen. Wie wir sitzen, zusammenkommen und über was wir reden. Das muss der Grund sein, warum sie auf sozialer Distanz bestehen.“
Das ist genau so wie in Deutschland. Die sozialen Kontakte sollen eingeschränkt werden, was nicht zu bestreiten ist, aber arbeiten darf man ohne Rücksicht auf die Corona-Pandemie. Ein vollständig konzentrierter Lockdown - gerade in den Betrieben – ist in Deutschland wie auch in der Türkei notwendig.