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Gewinnsteigerung trotz Absatzflaute – jetzt offensive Forderungen stellen!

Der deutsche Pkw-Markt ist im Januar dramatisch eingebrochen. Es wurden nur noch knapp 170.000 Fahrzeuge neu zugelassen. Das war gegenüber Januar 2020 ein Rückgang um 31,1 Prozent.

Von ba
Gewinnsteigerung trotz Absatzflaute – jetzt offensive Forderungen stellen!
Pausenversammlung von Opelanerinnen und Opelanern in Eisenach (rf-foto)

Der Autoabsatz ist so stark gesunken wie noch nie. Dabei sank schon 2020 in Westeuropa die Zahl der verkauften Autos um 24,5 Prozent auf 11 Millionen. Das ist Teil des globalen Einbruchs der Automobilproduktion. 2020 wurden weltweit nur noch 62 Millionen Autos verkauft, 2017 waren es noch 80 Millionen. Dennoch melden eine Reihe von Automonopolen erhebliche Gewinne. Daimler machte 2020 einen Gewinn von vier Milliarden Euro. Das entspricht einem Plus von 48 Prozent gegenüber 2019. Der Umsatz brach dagegen um gut ein Zehntel auf 154 Milliarden Euro ein.

 

VW rechnet trotz erheblicher Absatzverluste mit einem Gewinn von rund zehn Milliar-den Euro. Das sind Ergebnisse verschärfter Ausbeutung und massiver Arbeitsplatzvernichtung. Auch der neue viertgrößte Autokonzern der Welt, Stellantis, präsentierte für 2020 hohe Gewinne trotz Umsatzrückgangs. Stellantis war erst am 16. Januar durch die Fusion von Fiat Chrysler und PSA, wozu auch Opel/Vauxhall gehört, gegründet worden. Fiat Chrysler machte einen Gewinn von 3,7 Milliarden Euro, PSA von 2,2 Milliarden Euro. Trotz geringerer Verkäufe hat auch Opel 527 Millionen Euro Gewinn eingefahren.

 

„Stellantis ... konzentriert sich voll und ganz darauf, die versprochenen Synergien zu erzielen“, erklärte Konzernchef Tavares seinen Aktionären. „Synergien“ sind Krisenprogramme durch Zusammenlegung vorher selbständiger Betriebsteile: "Kein Autokonzern braucht vier große Entwicklungszentren in USA, Turin, Paris und Rüsselsheim", tönte die Chefetage. „Synergien erzielen“ bedeutet daher nichts anderes als Arbeitsplätze zu vernichten. Tavares will 2021 dadurch und durch eine weiter verschärfte Ausbeutung die „operative Rendite“, d.h. die Profitrate des Konzerns (Profit im Verhältnis zum gesamten aufgewandten Kapital), auf bis zu 7,5 Prozent steigern - im vergangenen Jahr hat sie „nur“ 5,3 Prozent betragen.

 

Nach Ansicht des Duisburger Auto-Experten Ferdinand Dudenhöffer „wird ein sehr dicker Rotstift“ bei Stellantis kommen und „Opel ist die Blaupause“. Unter Tavares' Führung wurden im Opel-Konzern von 2017 bis 2020 schon ein Drittel der Arbeitsplätze mit Abfindungsprogrammen vernichtet. Abfindungsprogramme sind im Kern auch nichts anderes wie betriebsbedingte Kündigungen - allenfalls für den einzelnen Kollegen, die einzelne Kollegin, nicht jedoch gesamtgesellschaftlich.

 

Arbeitsdirektor Ralph Wangemann drohte im Oktober 2020 wegen der „coronabedingten Absatzkrise“ mit betriebsbedingten Kündigungen, sollten sich für die nächste Abfindungsrunde nicht genug Freiwillige finden. Er erpresste dadurch vom Betriebsrat eine Verlängerung der Kurzarbeit in Rüsselsheim bis Ende 2021 und die Gründung von „Transfergesellschaften“. Dabei hat es sich langsam herumgesprochen, dass man dort nicht „für andere Jobs fit gemacht“, sondern in die Arbeitslosigkeit abgeschoben wird.

 

Dudenhöffer zu der Absicht der Automonopole, trotz geringerer Verkaufszahlen höhere Gewinne zu machen: „Das staatliche Kurzarbeitergeld ... hilft dabei. Es ermöglicht, sich an das ´vorsichtigere´ Verkaufen zu machen. Wobei dieses vorsichtigere Verkaufen nur die Vorstufe für die Verkleinerung der Fabriken ist, die nahezu von allen angekündigt wurde.“ Klar ausgedrückt heißt das nichts anderes als: Die Kurzarbeit ist die Vorstufe von Massenentlassungen, und zwar in allen Automonopolen!

 

Angesichts der Gewinnsteigerungen verkündete Opel-Chef Lohscheller nun in einer „Mitarbeiterbotschaft“ für April eine Erfolgsprämie von 500 Euro. Der „freiwillige Personalabbau“ müsse aber weiter zügig umgesetzt und die betriebliche Altersversorgung „angepasst“, d.h. gekürzt werden. Einen gemeinsamen Kampf um Arbeitsplätze und Löhne will Lohscheller verhindern, indem er die Belegschaften von Stellantis gegeneinander aufhetzt. Fiat etwa habe riesengroße Werke in der Türkei oder Polen. Opel müsse es schaffen, „Arbeit aus dem Konzern zu uns zu holen“. Opel sei da intern „in einem großen Wettbewerb“. Dafür soll die Opel-Belegschaft weitere Verzichte üben: Verlängerung der Arbeitszeit auf 37,5 Stunden ohne Lohnausgleich, direkte Lohnkürzungen, Tarifspaltung bei Neueinstellungen usw. Akzeptieren sollen das die Opelaner für eine Verlängerung des „Kündigungsschutz“ um sage und schreibe 24 Monate.

 

Am 24. November fanden in allen Opel-Werken in Deutschland schon Protest-Aktionen der IG Metall statt. In Rüsselsheim nahmen mehr als 1500 Fahrzeuge mit etwa 3150 Kol-legen teil. Sie wollten dadurch nicht nur „Dampf ablassen“, sondern ihre Kampfbereitschaft dokumentieren. Aktuell läuft die in der Metall- und Elektroindustrie die Tarifrunde um Lohnerhöhungen und Arbeitszeitverkürzung. Jetzt ist es an der Zeit, den Kampf um jeden Arbeitsplatz bei Opel mit offensiven Forderungen u.a. nach der 30-Stundenwoche bei vollen Lohnausgleich und für deutliche Lohnerhöhungen zu verstärken! Wichtig ist auch, die Kampfeinheit aller Belegschaften von Stellantis zu fördern – zusammen können die 410.000 Arbeiterinnen und Arbeiter aus kampfstarken Belegschaften verschiedener Länder auch erfolgreich um ihre Interessen kämpfen.

 

"Opel ist die Blaupause" - das verstehen die Opelanerinnen und Opelaner ganz anders als Tavares. Opel ist dank seiner erfahrenen kampfstarken Belegschaft die Blaupause für entschlossenen Kampf!

 

Dieses Buch ist unentbehrliches Handwerkszeug für Automobilarbeiterinnen und -arbeiter