Stuttgart-Untertürkheim
Bei den Ersatzarbeitsplätzen ist von Großserie nicht die Rede
Nach sechsmonatigen Verhandlungen haben sich Werkleitung und Betriebsrat des Motorenwerk Untertürkheim auf einen Abschluss geeinigt: „Daimler baut E-Campus."
Das Wort steht eigentlich für einen Komplex von Uni- und Forschungsgebäuden. Damit wird schon deutlich: der Vorstand will an der geplanten Vernichtung von 4000 Arbeitsplätzen festhalten. Der Betriebsrat soll diesem sowie weiteren Angriffen zustimmen. Nur dann gäbe es den Einstieg beim Elektroantrieb. Diese können nicht wegverhandelt, sondern nur im Kampf zu Fall gebracht werden, wie die Kollegenzeitung „Stoßstange“ vertritt.
Doch die Betriebsratsspitze drohte nur mit Abbruch der Verhandlungen, wie sie von den „Offensive Metaller“ u.a. Kolleginnen und Kollegen gefordert wurde. Jetzt spricht der Betriebsvorsitzende Michael Häberle von "historischem Abschluss" und von einer Zukunft für die Belegschaft. Aber weder er noch der Werkleiter „wollten sich dazu äußern, wie sich all die vereinbarten Maßnahmen konkret auf die Entwicklung des Personalstands auswirken werden“ [1].
Mit gutem Grund. Denn klar ist nur, dass die Verbrennermotoren/-aggregate – wenn auch umweltpolitisch viel zu spät – runtergefahren werden sollen und was an Produkten wegkommt. Bei den Ersatzarbeitsplätzen für den Elektroantrieb ist dagegen viel von Forschung, Entwicklung, aber nicht von Großserie die Rede. Dass jetzt auch Produktionsarbeiter Aufhebungsverträge unterschreiben oder zur Versetzung bereit sein sollen, zeigt doch, wie der von Daimler geplante Personalkahlschlag umgesetzt werden soll. Wer solche Personalgespräche mitgemacht hat, kann über „Freiwilligkeit“ nur lachen! [2] Jeder Arbeitsplatz, der weg ist, fehlt unserer Jugend. Auch ist es ein Skandal, dass die Leiharbeiterquote von 8 auf 15 Prozent erhöht werden soll, um den Abbau der Stammbelegschaft abzusichern und um zu spalten.
Die auch von der IG-Metall-Führung propagierte „faire Transformation“ entpuppt sich damit als Betrug und Kapitulation vor dem konzernweiten Kampf um die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Das ist die wichtigste Schlussfolgerung - dafür stehen kämpferische IG-Metallerinnen und -Metaller wie die von der Liste „Offensive Metaller“, die Internationale Automobilarbeiterkoordination IAC und die MLPD-Betriebsgruppen. Sie müssen jetzt gestärkt werden!