Leserbrief

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Gelsenkirchen: Weltfremdes Anmeldeverfahren

Der folgende Leserbrief ging an die Lokalredaktion Gelsenkirchen der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ):

Von Anna Bartholomé

Familien, die ihre Kinder für einen Kindergartenplatz anmelden möchten, sollen das online machen über ein so genanntes Kita-Portal. Das konnten wir in der WAZ vom 27. Februar nachlesen .

 

Nur noch „ausnahmsweise“ sollen sich die Familien direkt in einem Kindergarten anmelden können. Zur Unterstützung bietet die Stadt Hilfe beim „Familienbüro und der Kita-Servicestelle“ an.

 

Und was ist mit den Eltern, die nicht die WAZ lesen (können)?

 

Fast 50 Prozent der Kinder in den Gelsenkirchener Kindertageseinrichtungen haben einen so genannten Migrationshintergrund, das heißt zu Hause wird nicht Deutsch gesprochen. Und bei den Familien aus Bulgarien und Rumänien sind besonders viele Mütter Analphabetinnen.

 

Es wird in den letzten Wochen viel über „mehr Recht und Ordnung“ - gerade gegenüber diesen Familien - geschrieben, gesprochen und nicht selten gehetzt.

 

Diese Kinder könnten eine Brücke sein – zum Deutschlernen, die hiesigen Lebensgewohnheiten kennenlernen usw. Sie sind schon jetzt bei den Corona-bedingten Schulschließungen am allerkrassesten abgehängt.

 

Und jetzt wird ihnen der Weg zur Kita mit einem weltfremden Anmeldevefahren weiter erschwert! Mehrsprachige Anmeldezettel für alle Familien sind überfällig. Aber ganz besonders werden Besuche in den Familien von sprachkundigen Lotsen in der aufsuchenden Sozialarbeit dringendst benötigt!

 

Das fordert AUF Gelsenkirchen schon lange, und die Stadt kommt dem nur sehr zögerlich nach.