Essen, Herne, Köln, Witten
Inmitten eines Märzsturms wehten Rote Fahnen
Gestern fanden im Ruhrgebiet und im Rheinland würdige Gedenkfeiern für die Kämpfer der Roten Ruhrarmee statt, die vor 101 Jahren die Errichtung einer faschistischen Diktatur verhinderten. "Rote Fahne News" berichtete gestern über das würdige, zukunftsgerichtete Gedenken und setzt die Berichterstattung hier fort.
Essen
Gut dreißig Personen kamen zur Gedenkfeier für die Kämpfer der Roten Ruhr-Armee gegen den faschistischen Kapp-Putsch. 1920 am historischen Schauplatz des Wasserturms am Steeler Berg. Aufgerufen hatten die MLPD Gruppe am Wasserturm und das Internationalistische Bündnis. Umrahmt von passenden Liedern wurden die konkreten Kämpfe in Essen und Mülheim beleuchtet. Weitere Beiträge setzten sich mit der Forderung nach einer „ideologiefreien Geschichtsschreibung" auseinander, zogen Schlussfolgerungen aus diesen wichtigen Erfahrungen der Arbeiterbewegung, gingen auf die Rolle der Bergleute ein und schlugen den Bogen zur Pariser Kommune, welche sich in diesem Jahr zum 150. Mal jährt. Zur „Internationale" wurde ein Kranz an der Gedenktafel niedergelegt. Eine Genossin, die seit Jahren gegen ihre Krebserkrankung kämpft, äußerte sichtlich bewegt ihre Freude darüber, dass sie an ihrem Geburtstag an dieser Feier teilnehmen konnte. Eine kleinere Gruppe besuchte anschließend noch eine Grabstätte von Märzkämpfern auf dem Südfriedhof.
Herne
Ein gutes Dutzend Menschen gedachten in Herne der Märzkämpfer gegen den faschistischen Kapp-Putsch vor 101 Jahren, Vertreterinnen und Vertreter von Kumpel für AUF, MLPD, REBELL, Frauenverband Courage sowie Montagsdemonstranten, Gewerkschafter. In den Mittelpunkt stellten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Gedenkfeier, dass der Antikommunismus keine Chance bekommen darf.
Köln
Inmitten eines Märzsturms wehten gestern am Deutzer Rheinufer rote Fahnen zum Gedenken an die Rote Ruhrarmee. Die MLPD hatte erstmalig zu einer Gedenkkundgebung aufgerufen; 37 Menschen nahmen teil. Denn auch die Arbeiter in Köln – 1920 unter britischer Besatzung – hatten mit ihrem Generalstreik, an dem sich 250.000 Arbeiter beteiligten, ihren Beitrag zur Niederschlagung des Kapp-Lüttwitz-Putschs geleistet. Das war die bisher größte Massendemonstration in der Geschichte der Kölner Arbeiterbewegung. Der Kreis will die Initiative zu einer Gedenktafel zur Würdigung dieses Streiks am Deutzer Rheinufer ergreifen. Dort wird bisher nur an die „Kürassiere“ erinnert – auf dem Exerzierplatz der Kürassier-Kaserne fand die historische Streikkundgebung statt.
Reiner Dvorschak, Kandidat der Internationalistischen Liste/MLPD würdigte in seinem Vortrag die Leistung der Kölner Arbeiter. Er stellte heraus, wie sehr z.B. Bayer Leverkusen dieser Streik in die Knochen gefahren war. Der damalige Chef, Carl Duisberg, sagte darüber. „Man hat uns das hiesige Rathaus gestürmt und, wenn auch nicht direkt, so indirekt, die politische Macht in die Hände des Proletariats, wenigstens für ein paar Stunden, übergehen lassen.“ Zusammen mit der britischen Besatzungsmacht wurden die Arbeiter aus dem Rathaus vertrieben und „die Ordnung wiederhergestellt“.
Ein Vertreter von Kumpel für AUF warb für die internationale Bergarbeiterkonferenz und sammelte Spenden dafür. Eine Vertreterin des Frauenverbands Courage würdigte die Leistungen der Frauen in diesem Streik und im Kampf. Die Vertreterin der MLPD betonte, dass wir heute im internationalen Zusammenschluss die Lehren ziehen: Eine Einheitsfront gegen imperialistische Kriegsgefahr und Faschismus. Die Kundgebung endete mit dem gemeinsamen Singen der Internationale – unter Masken mit Abstand – aber kein bisschen leise. Das soll Tradition in unserem Kreis werden – nächstes Jahr sind wir wieder hier, dann aber längerfristig geplant und mit besserer Werbung im Vorfeld.
Witten
Trotz regnerischem und stürmischem Wetter folgten in Witten über 25 Teilnehmer dem Aufruf zum Gedenken an die Märzkämpfe 1920. Eine würdige Feier am Gedenkstein der Rotarmisten mit der Aufschrift "Im Kampfe für die Freiheit gefallen - Das Leben nahmen sie, aber nicht den Geist!". Nach einer kurzen Einleitung von Romeo Frey von AUF Witten hielt Achim Czylwick, ehemaliger Stadtrat von AUF Witten und jetztiger Direktkandidat der Internationalistischen Liste/MLPD zur Bundestagswahl die Gedenkrede, wo es u.a. heißt: "In Witten kam es in den Tagen zu großen Demonstrationen. Es wurden bewaffnete Kompanien und ein Arbeiterrat gebildet. 'Nicht betteln, nicht bitten, nur mutig gestritten. Nicht kämpft sich schlecht für Freiheit und Recht', heißt es auf dem Grabstein des 21-Jährigen, der hier Ende April 1920 beigesetzt wurde. Die Faschisten erlitten eine Niederlage, aber danach verriet die SPD die Kämpfer an der Ruhr. Denn die Losung der Roten Ruhrarmee war, wie es auf einem Flugblatt vom 20.3.1920 hieß, weitergehend: 'Wir kämpfen nur für die Ideale, die die der ganzen Menschheit sein müssten, ein freies Volk auf freiem Grund.'"
Der Jugendverband Rebell hatte am Vormittag noch den Gedenkstein gesäubert und trug mit einem Gedicht zur Feier mit. Von AUF Witten, MLPD + REBELL wurden Gestecke am Grabstein abgelegt. Ein würdiges und zukunftsgewandtes Gedenken und der Wunsch aller war dies weiterhin aufrecht zu erhalten!