Atomkraftwerke stilllegen - weltweit
Reaktorkatastrophe Fukushima vor zehn Jahren mahnt
Heute vor zehn Jahren, am 11. März 2011 um 14.46, löste eine Erdbeben im Nordosten Japans einen gewaltigen Tsunami aus. Bis zu zwanzig Meter hohe Wellen stürzten mit einer gewaltigen Zerstörungskraft auf das Land und rissen alles nieder.
Hunderttausende standen vor dem Nichts. Dabei wurde auch die Stromversorgung und die Notversorgung im Atomkraftwerk Fukushima Dai-ichi unterbrochen. Die Brennstäbe konnten nicht mehr gekühlt werden. In drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze, die bis heute noch nicht unter Kontrolle ist. Deshalb muss der Reaktor ständig gekühlt werden. Inzwischen lagern über eine Million Tonnen radioaktiv verseuchtes Wasser in 1000 riesigen Tanks. Der Betreiber plant, das Wasser einfach ins Meer zu kippen!
Weltweite wirkungsvolle Kampagne von ICOR und ILPS
Fukushima hat endgültig das Märchen von der sicheren Atomenergie zunichte gemacht. 18.000 Menschen starben durch den Tsunami, 165.000 Menschen mussten evakuiert werden. Wieviele Menschen - vor allem auch Arbeiter, die in den Reaktorruinen für todbringende Arbeiten eingesetzt wurden - an den Folgen der radioaktiven Strahlung gestorben sind oder schwerwiegende Krankheiten erlitten haben, darüber gibt es keine Zahlen.
Der Super-GAU in Fukushima löste eine weltweite gewaltige Protestwelle aus. Am 26. März 2011 forderten 250.000 Demonstranten in Berlin, Hamburg, Köln und München den sofortigen Aussteig aus der Nutzung der Kernenergie. In Japan waren es Hunderttausende, die die Regierung dazu zwangen, alle 54 Atomkraftwerke in Japan abzuschalten. Die beiden internationalen revolutionären Organisationen ICOR und ILPS ergriffen die Initiative für eine weltweite Kampagne zur Stilllegung aller Atomkraftwerke. Unter dem Druck der Massen setzte Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Kehrtwende in der Bundesregierung durch. Entgegen der noch 2010 beschlossenen Verlängerung der Laufzeiten für die AKWs wurden sechs sofort abgeschaltet, die übrigen neun sollten schrittweise bis 2022 folgen.
Energiekonzerne lassen sich Ausstieg versilbern
Den Ausstieg haben sich die Energiekonzerne reichlich versilbern lassen. Am 5. März 2021 hat sich die Bundesregierung nach zehn Jahren Verhandlung mit den AKW-Betreibern RWE, Vattenfall, Eon und EnBW auf eine "Abfindung" von 2,428 Milliarden Euro für „entgangene Gewinne“ geeinigt. Leicht verdientes Geld bezahlt aus Steuergeldern. Man hätte ja auch auf die Idee kommen können, die „entgangenen Gewinne“ gegen die 204 Mrd. Euro Subventionen gegenzurechnen, die die Atomkonzerne allein bis 2010 von ihrer jeweiligen Regierung einkassiert haben.
Demonstrationen und Proteste auch zehn Jahre danach
Zum zehnten Jahrestag der Katastrophe fand in Berlin bereits am Samstag eine Demonstration mit 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer statt, zu der die Berliner Naturfreunde aufgerufen hatten. Sie trugen Transparente „Atomkraft - Nein Danke!“ und „10 Jahre nach Fukushima – Atomkraft ist kein Klimaretter“. Gegen den Weiterbetrieb des Pannenreaktors Neckarwestheim, den die "grüne" Landesregierung von Baden-Württemberg erlauben will, protestierten abenefalls am Samstag 500 Menschen. Für heute haben in verschiedenen Städten Umweltschützer und Atomkraftgegner Aktionen geplant und angekündigt. In Gronau fordern die Atomkraftgegner bei einer Mahnwache von der NRW-Landesregierung die Abschaltung der Wiederaufbereitungsanlage.
Unentbehrlich für die Herstellung von Atomwaffen
Zur Zeit sind weltweit 441 Atomkraftwerke in Betrieb, die rund zehn Prozent der weltweiten Stromproduktion liefern. Für die Atommächte sind die AKWs vor allem für die Herstellung von Atomwaffen unentbehrlich. Vor allem China, Russland und Indien investieren kräftig in neue AKWs. Auf diese drei Länder entfalten 50 Prozent der in Bau befindlichen AKWs und zwei Drittel der in Planung befindlichen. Die Atomkraftwerke sind für wenige, hochspezialisierte große Konzerne ein Riesengeschäft. Da viele der über 400 weltweiten AKWs ersetzt werden müssen, winken Geschäfte über hunderte Milliarden Euro. Mit dabei auch der Siemenskonzern. Aber auch E.on und RWE mischen bei dem Bau neuer AKWs in Kanada, den Niederlanden und Großbritannien mit. Beide sind nämlich mit je einem Sechstel an dem Atomkonzern Urenco beteiligt.
"Ökomodernisten" wollen Atomenergie mit kleinen Reaktoren nutzen
Die Atomlobbyisten sehen in der Forderung nach drastischer Senkung der Treibhausgase eine Chance, die Atomkraft als „Klimaretter“ wieder ins Spiel zu bringen. Vornedran der Multimilliardär Bill Gates. Er macht in seinem Buch „Wie wir die Umweltkatastrophe verhindern können“ Werbung für kleinere, angeblich sichere nukleare Reaktoren (SMR). Dazu hat er extra ein Unternehmen Terrapower gegründet. Der neue US-Präsident Joe Biden und Englands Premier Boris Johnson unterstützen den Ausbau der Atomenergie. Gates gehört mit seinen Vorschlägen zu den sogenannten „Ökomodernisten“, die in kleinen Reaktoren, die Atommüll als Brennstoff nutzen, die Lösung der Umweltprobleme sehen.
Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?
336 Seiten
ab 13,99 €
Ob die Reaktoren gigantische Ausmaße haben oder klein sind: Wer weiter auf Atomkraftwerke setzt, nimmt bewusst für Menschen und Natur unkalkulierbare Katastrophen in Kauf. In dem Buch „Katastrophenalarm!“ von Stefan Engel heißt es dazu: „Umfassende Erfahrungen mit Atomkraftwerken aus 60 Jahren belegen, dass eine fehlerfreie Handhabung nicht möglich ist. Seit den frühen 1950er Jahren kam es weltweit zu 20 Kernschmelzen in militärischen und kommerziellen Reaktoren.“ Die kleinen Reaktoren richten möglicherweise einzeln nicht so großen Schaden an. Da aber viele gebaut werden sollen, vervielfältigt sich auch die Unfallgefahr.
Von den beiden Übeln Stromversorgung aus Verbrennung fossiler Energieträger oder aus hochriskanter Nutzung von Atomenergie sei letzteres das kleinere. Aber warum überhaupt zwischen zwei Übeln wählen? Nein, eine verlässliche Stromversorgung wäre längst möglich durch die hundertprozentige Umstellung auf erneuerbare Energien! Umstellung auf erneuerbare Energien ab sofort und bis spätestens 2030 abschließen! Sofortige Stilllegung aller Atomkraftwerke! Um die Einheit von Mensch und Natur wieder herzustellen und höherzuentwickeln, bedarf es eines gesellschaftsverändernden Umweltkampfs. Dafür steht die MLPD mit ihren Umweltgruppen.