Duisburg
Interview mit der ver.di-Aktivistin Ute Kellert
Die Gewerkschaft ver.di feiert heute ihren 20. Geburtstag. "Rote Fahne News" interviewte aus diesem Anlass eine ver.di-Aktivistin, die von der ersten Stunde bis heute dabei ist.
Rote Fahne News: Wo warst du vor 20 Jahren?
Ute Kellert: Vor 20 Jahren war ich Sprecherin der ÖTV-Vertrauensleute und Betriebsrätin im Klinikum Duisburg und als ehrenamtliche Funktionärin in der damaligen Gewerkschaft ÖTV (Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr), Delegierte auf dem Gründungskongress von ver.di. in Berlin.
Rote Fahne News: In ver.di fassten sich eine ganze Reihe von Gewerkschaften zusammen. Wie wurde der Gedanke der Einheitsgewerkschaft diskutiert?
Ute Kellert: ver.di wurde aus fünf Einzelgewerkschaften gegründet und hat heute fast 2 Millionen Mitglieder. Für viele Kolleginnen und Kollegen war der Zusammenschluss ein richtiger und wichtiger Schritt in diese Richtung. Verbunden damit die Erwartung, dass die Kampfkraft in den Auseinandersetzungen um gemeinsame Interessen der Kolleginnen und Kollegen gestärkt und auf eine breitere Basis gestellt wird.
Rote Fahne News: Welche Rolle spielte und spielt die Auseinandersetzung mit dem Antikommunismus?
Ute Kellert: In ver.di gibt und gab es keine Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegen Linke. Dies wäre meiner Einschätzung nach auch nicht durchzusetzen, worauf ich als ver.di-Mitglied stolz bin. Natürlich spielt der Einfluss des bürgerlichen Antikommunismus auch und vor allem in der Bündnisarbeit vor Ort immer wieder eine Rolle. Da gilt es, mit beharrlicher Diskussion um Überparteilichkeit, weltanschauliche Offenheit und für demokratische Rechte und Freiheiten einzutreten und zu überzeugen.
Rote Fahne News: Was war deine Grundlinie in der gewerkschaftlichen Kleinarbeit?
Ute Kellert: Die persönliche Ansprache der Kollegen durch ständige Präsenz auf den Stationen und anderen Bereichen im Krankenhaus. Wir hatten ein gutes Netz von geschulten Vertrauensleuten, die sich mit den Problemen und Fragen der Kolleginnen und Kollegen auseinandersetzten, Forderungen entwickelten, und sie in ver.di organisierten. ver.di hatte im Haus viele Gesichter und genoss das Vertrauen der Kolleginnen und Kollegen. Der Organisationsgrad von über 60% war bundesweit für ein Krankenhaus sehr gut und garantierte immer aktive, kämpferische Beteiligung an gewerkschaftlichen Aktionen und Streiks.
Rote Fahne News: Was wünschst du ver.di zum Geburtstag?
Ute Kellert: Viele neue Mitglieder, um auch in der Zukunft organisiert, aktiv für die kämpferische Durchsetzung gemeinsamer Interessen und Forderungen einzutreten. Gegen eine Politik der Klassenzusammenarbeit und für eine breite Bündnisarbeit aller fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräfte. Faschisten und Rassisten haben in ver.di natürlich nichts verloren.
Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg in deiner Gewerkschaftsarbeit!