Leserbrief
Massen-Schnelltests – oder ausufernde bürokratische Kontrolle
Günter Wagner, Facharzt für Allgemeinmedizin aus Gelsenkirchen-Horst, hat folgenden Leserbrief an die Lokalredaktion Gelsenkirchen der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) geschrieben:
Seit Oktober 2020 mache ich regelmäßig Schnelltests und habe seither immer wieder gefordert, die Schnelltests ganz breit durchzuführen. Massenhafte Schnelltests wären eine erhebliche Erleichterung für die Menschen und sie werden von einer großen Mehrheit gefordert.
Doch am Morgen des 12. März erhielt ich eine fünfseitige „Verordnung zum Aufbau einer Angebotsstruktur zur Ermöglichung von Bürgertestungen ...“ mit sieben Paragrafen und zahlreichen Ziffern.
Herr Gesundheitsminister Laumann, ist es Ihnen entgangen, dass es diese „Angebotsstruktur“ schon lange gibt? Oder sind Sie der Meinung, wir Ärzte hätten noch nie einen Schnelltest gemacht. Wir machen das schon lange und wir melden auch jeden positiven Test bzw. muss ein positiver Schnelltest immer mit einem PCR-Rachen-Abstrich bestätigt werden. Diese erneute bürokratische Gängelung ist keine „Ermöglichung“, sondern eine Behinderung für die Tests.
Eigentlich ist es ganz einfach: Für einen durchgeführten Test wird bei dem betreffenden Patienten eine Ziffer in das Abrechnungssystem eingetragen, so wie wir das täglich machen. Die positiven Fälle werden wie bisher am selben Tag gemeldet. Die Anzahl der durchgeführten Tests wird wöchentlich z. B. an das örtliche Gesundheitsamt gemeldet. Die Einschränkung auf einen Test pro Woche entfällt. Damit entfällt der ganze aufgeblähte bürokratische Ballast.
Die ganze Pandemie wird von einem grundsätzlichen Misstrauen der Regierenden durchzogen. Mit dieser vorherrschenden Haltung sehe ich auch schwarz für die dringend nötige Impfung in den Arztpraxen, die schon wieder dauernd hinausgeschoben wird. Dabei gibt es so viele ärztliche Initiativen, die endlich damit beginnen wollen und ausgebremst werden. Vielleicht liegt der Grund in der Meinung der Regierenden, ohne sie wachse das Gras in den Boden - ist es nicht umgekehrt?