Kassel

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Polizei prügelt Corona-Leugnern den Weg frei

Mehr als 20.000 Personen zogen gestern in einer verbotenen Demonstration durch Kassel.

Korrespondenz

Offiziell aufgerufen hat nicht "Querdenken", sondern die "Freien Bürger für Kassel". Seit Wochen haben aber bekannte Corona-Leugner, Anhänger der faschistischen Querfrontstrategie, Impfgegner, Esoteriker und offene Faschisten zu der Großdemonstration "in der Mitte Deutschlands" aufgerufen. Die Stadt hatte zunächst für den gestrigen Tag alle Demonstrationen, auch die fortschrittliche Gegendemonstration, unter Verweis auf notwendigen Gesundheitsschutz verboten. Das Verwaltungsgericht hat das Verbot aufgehoben; der Verwaltungsgerichtshof entschied schließlich, dass zwei stationäre Kundgebungen mit insgesamt 6.000 Personen erlaubt werden - mit Mund-Nasen-Schutz, Abstand und ohne Aufmarsch über den Innenstadtring.

 

Die Teilnehmer setzten sich über alles konsequent hinweg; die Veranstalter riefen dazu auf, in der Innenstadt shoppen zu gehen - klare Aufforderung, auch das Innenstadtverbot zu ignorieren. Über weite Strecken war die Polizei kaum zu sehen. Als sich dann Gegendemonstranten den Coronaleugnern und Querfrontlern in den Weg stellten, war die Polizei plötzlich sehr präsent. Sie prügelte den Coronaleugnern den Weg frei, diese dankten mit lautem Klatschen, Lobgesängen und Blumen. Ein einzelner Einsatz mit einer leichten Dusche aus einem Wasserwerfer, als die Reaktionäre eine Polizeikette überrennen wollten, wird in den Medien groß herausgestellt. Sonst komplette Narrenfreiheit!

 

Es ist ein absoluter Skandal. Zur genau gleichen Zeit löste die Polizei in Düsseldorf eine fortschrittliche Demonstration anlässlich des Newroz-Festes auf. Begründung: Corona-Schutz. Dabei war es die Polizei selbst, die durch Absperren der Nebenstraßen verhindert hatte, dass sich die Demo "corona-gerecht" aufstellen konnte.

 

Auf Twitter macht sich Wut und Ablehnung der faschistischen Querfrontstrategie und ihrer Förderung durch den Staatsapparat Luft. "Und sorry, wenn ich keinen einzigen 'Demonstranten' aus #Kassel ernst nehmen kann. Wer nicht rechtsextrem, gewalttätig war oder den Holocaust verharmloste, forderte das sofortige Ende aller Maßnahmen & fantasierte eine "Diktatur". Das ist keine legitime Position, das ist irre."

 

"Never forget, dass eine Demonstration in Gedenken an die Ermordeten von #Hanau ein halbes Jahr nach dem Anschlag, im gleichen Bundesland, wegen #Corona verboten wurde #ks2003 #Kassel #Hessen"

 

Unter dem Hashtag #pflegteuchdochselbst schreibt eine Krankenschwester: "Ich habe 25 Flexülen gelegt, 30 Labore abgenommen, Covid versorgt, nichts getrunken und gegessen und sehe die Bilder aus Kassel. Ihr kotzt mich an! #Kassel #pflegteuchdochselbst"

 

und: "Seit einem Jahr sitzt der Großteil der Menschen zuhause, schränkt sich ein, viele haben entweder ihren Job verloren oder arbeiten über die Belastungsgrenze hinaus. Menschen haben Angehörige sterben sehen. Das, was da immer wieder zugelassen wird, wirkt da wie blanker Hohn."

 

Die Polizeipräsidenten von Düsseldorf und Kassel müssen beide ihren Hut nehmen!