Kapitalismus

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Der saubere Herr Spahn

Die Empörung vor den Kameras war groß: Die CDU und die CSU räumen auf mit ihren Leuten, die sich an der Pandemie bereichert haben! Auch Gesundheitsminister Jens Spahn gehörte zu den Empörten. Dabei hat sein Image als Saubermann gehörige Kratzer.

Von bi

Eine Villa in einem Nobelviertel von Berlin hat er gekauft - für über 4 Millionen Euro, während die Bevölkerung schon unter Corona ächzte. Von Journalisten, die dazu recherchiert haben, ließ er sich die Namen geben. Ohne Ausschreibung – das war damals legal – vergab das Gesundheitsministerium während der ersten Corona-Welle Aufträge in Höhe von 4,6 Milliarden Euro.

 

Die Welt am Sonntag am 21. März dazu: "Einige der Vergaben waren zumindest auffällig. Die Firma Fiege etwa, die für einen dreistelligen Millionenbetrag mit der Logistik für die Beschaffung persönlicher Schutzausrüstung beauftragt wurde, hat ihren Sitz im Landkreis von Spahns CDU-Kreisverband. ... Die PR-Firma MSL Group Germany erhielt den lukrativen Auftrag, für 558.000 Euro die Einführung digitaler Projekte wie der Corona-Warn-App kommunikativ zu begleiten. Der Chairman des Unternehmens, gewissermaßen der Türöffner, ist ein persönlicher Freund Spahns.

 

2018 kauften Spahn und sein Mann, Lobbyist beim Medienkonzern Burda, für 980.000 Euro eine Altbauwohnung. Verkäufer war der Pharma-Manager Markus Leyck Dieken, den Spahn, wie das Ministerium später mitteilte, ‚seit vielen Jahren persönlich‘ kenne… . Kurz nach dem Kauf wurde Spahn Minister, und wiederum kurz danach übernahm der Bund auf sein Betreiben die Mehrheit am Hersteller von Telematikinfrastruktur Gematik. Nur Wochen später bekam die Firma einen neuen Geschäftsführer: Leyck Dieken."

 

Dem Burda-Verlag gehören Blätter wie die BUNTE. Burda handelt auch mit Masken, eine halbe Million gingen ans Gesundheitsministerium von Spahn. Berliner Vertreter von Burda ist Spahns Ehemann. Beide sind gern bei Burda-Parties. Laut einem Bericht des Spiegel hat Spahn jetzt auch eingeräumt, dass er bei der Beschaffung von Schutzmasken in der Coronapandemie bewusst Beziehungen zu Freunden und Bekannten genutzt hat. Anfang März 2020 hat er an einem Sonntagmorgen etwas eingesehen, so der Spiegel: »Wir kommen mit unserer klassischen Beschaffung über die zuständigen Ämter nicht weiter.«
Damals habe er »angefangen, selbst zum Telefonhörer zu greifen«, so Spahn. Eine Vielzahl von Lieferanten, die zum Teil günstigere Masken angeboten haben, waren durch sein Ministerium nicht zum Zuge gekommen.

 

Nach Recherchen von t-online agierte Spahn von Beginn seiner Karriere an auf diese Weise. Straftaten habe er dabei nicht begangen. Es ist unglaublich, dass jemand mit einer so abgrundtief egozentrischen Denkweise es wagen kann, die Bevölkerung zu Disziplin und Rücksichtnahme anzuhalten.