Tokio
90% der Japaner für Verschiebung oder Absage der Olympischen Spiele
Im vorigen Jahr mussten die Olympischen Sommerspiele in Tokio wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Das tat Millionen auf der ganzen Welt weh, die begeistert sind von Olympischen Spielen, die von tausenden Sportlern trotz aller Kommerzialisierung und Doping-Betrugs nach wie vor zu einem weltweiten Treffen der Jugend gemacht werden.
Die begeistert sind von sportlichen Höchstleistungen und vorbildlicher Fairness. In Deutschland gibt es eine ganze Bewegung „Jugend trainiert für Olympia“ mit jährlich 800.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern an Sportwettkämpfen.
Als Zugeständnis an diese Sportbegeisterung und die Forderung von 90% der Japaner (laut aktueller yahoo-Umfrage) nach einer erneuten Verschiebung oder sogar einer kompletten Absage dieser Großveranstaltung haben die japanischen Organisatoren neuerdings ausländische Besucher vom größten Sportereignis der Welt ausgeschlossen. Ob japanische Zuschauer teilnehmen können, soll bis Ende April entschieden werden. Damit reagieren sie darauf, dass die sportbegeisterten japanischen Massen lieber auf die Olympischen Spiele verzichten, als dass sie zusätzliche tausende Corona-Geschädigte und -tote in Kauf nehmen.
Seit Anfang März gehen in Japan die Infektionen wieder so in die Höhe, dass vom Anfang einer 4. Welle gesprochen wird. Eine Absage der Sommerspiele wäre ein finanzieller Super-Gau für die Herrschenden in Japan. Seit Jahren verliert die japanische Wirtschaft Anteile an der weltweiten industriellen Wertschöpfung (von 2000 auf 2014 um 10,3%2, und schrumpfte in der gegenwärtigen Weltwirtschafts- und Finanzkrise 2020 mit -4,8% ähnlich stark wie die deutsche Wirtschaft. (Die Presse 15.2.21) Die Verluste durch nicht verkaufte Eintrittskarten sind noch das Geringste. Es würden TV-Einnahmen entgehen, Hotels blieben leer, der langfristige Werbeeffekt gelungener Spiele entfiele nicht nur für die japanische Tourismus-Industrie.
Eiichi Kido, Politikprofessor an der Universität Osaka, weist darüber hinaus auf den Zusammenhang mit einer der Hauptauseinandersetzungen in Japan hin, dem Streit um die Konsequenzen aus der Atomkatastrophe 2011 in Fukushima: „Das Motiv von Tokio, die Olympischen Spiele in Japan zu veranstalten, ist, Fukushima vergessen zu machen. Damit Japan weiter mit der Atomkraft machen kann.“ (Deutschlandfunk 13.3.21)
Für die allergrößten Konzerne der Welt sind Olympische Spiele eine Werbeplattform, bei der sie „unter sich“ sind. Entsprechend gnadenlos drängen sie auf die Austragung der Tokioer Spiele, machen sich auch die Entscheider im IOC (Internationalen Olympischen Komitee) gefügig, und opfern den Gesundheitsschutz ihrem Profit. Besonders der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach ist schon berüchtigt für verantwortungsloses Ignorieren von Erfahrungen mit Großveranstaltungen wie kürzlich der Leichtathletik-Europameisterschaft mit 50 dort Infizierten.
Dabei muss gerade bei Olympischen Spielen mit erwarteten 11.000 Sportlern, 30.000 Betreuern aus 206 Ländern und Medienschaffenden größte Vorsicht und umfassender Gesundheitsschutz verwirklicht werden. Das ist nur denkbar, wenn weltweit die chaotische Coronapolitik der Herrschenden durchbrochen wird und wirksamer Gesundheitsschutz auf Kosten der Profite durchgesetzt wird im Kampf der Massen. Dazu gehören: durch einen harten Lockdown von 2 – 3 Wochen muss international die 3. Welle gebrochen werden, damit Öffnungen erfolgen können. Weltweit müssen die Impfungen erheblich beschleunigt werden. Wenn Olympische Spiele möglich sein sollen, muss in jedem Fall die Zahl der inländischen Besucher in den Stadien und Hallen stark reduziert und die Einhaltung der Corona-Regeln konsequent durchgesetzt werden – Massentests, Abstand, Masken, Hygienemaßnahmen ... Einreisende Olympia-Teilnehmer, ebenso wie japanische, müssen zuvor in 14-tägige Quarantäne und durchgehend mehrfach getestet werden.
Das bisherige Versagen der Regierungen beim Gesundheitsschutz und das Herunterspielen der Notwendigkeit solcher Maßnahmen steht in krassem Gegensatz zum Lahmlegen des Amateursports seit Monaten wie in Deutschland. Weil Sport für das soziale Zusammenleben und die körperliche und geistige Gesundheit vor allem von Jugendlichen elementar ist, fordert die MLPD auch bei notwendiger kurzzeitiger Schließung von Kitas und Schulen: „Kontakt, Spiel, Sport und Lernen mit Gleichaltrigen in konstanten Klein- und Kleinstgruppen ist zu gewährleisten – durch Fachkräfte, freiwillige Helfer und Elternmithilfe!“ (2) Warum werden auch nicht annähernd Anstrengungen wie zur „Rettung von Olympia“ unternommen, um Plätze, Hallen, Trainer und Betreuer für coronagerechten Amateursport bereitzustellen?