Stahl
Ein oberfauler Kompromiss – und zugleich Tribut an den Kampfwillen der Stahlarbeiter
"Ein oberfauler Kompromiss – und zugleich Tribut an den Kampfwillen der Stahlarbeiter" ist das Verhandlungsergebnis zum Tarifvertrag, das am Samstagmorgen zwischen Arbeitgeberverband Stahl und der Verhandlungskommission der Tarifkommission für die Eisen- und Stahlindustrie in NRW, Niedersachsen und Bremen ausgehandelt wurde.
Statt der von den Kollegen geforderten mindestens vierprozentigen Lohnerhöhung soll es für 2021 lediglich eine (steuerfreie) „Corona-Prämie“ von 500 Euro geben. Für 2022 ein „Zusatz-Entgelt" von 2 x 250 Euro und ab 2023 jährlich 600 Euro. Aber nur, wenn die Stahlkapitalisten das nicht lieber in Freizeit „zur Beschäftigungssicherung“ umwandeln wollen. Die Azubis erhalten 60 Prozent dieser Zahlungen.
Selbst das Volumen ist (mit „etwa 2 Prozent“ laut IG-Metall-Führung) nur halb so hoch wie die ursprüngliche 4-Prozent-Forderung. Sie sind ein „Angebot“ der IG-Metall-Führung an die Stahlkapitalisten, Tarifbestandteile der Illusion der Beschäftigungssicherung zu opfern, u. a. weil die geplante Streichung von Urlaubs-, Weihnachtsgeld und Jubiläumsgeld am Widerstand der Belegschaften gescheitert ist.
Dieses Verhandlungsergebnis soll verhindern, dass die Kampfbereitschaft der Stahlarbeiter weiter wächst und den Stahlmonopolen, die derzeit aufgrund der höchsten Stahlpreise der letzten 25 Jahre Maximalprofite einstreichen, die Produktion durch Streik einschränken! Erst letzte Woche hatten die Kolleginnen und Kollegen bei ihren kämpferischen Warnstreiks gemeinsam mit den Metall-Kollegen deutlich zum Ausdruck brachten: "Wir haben jahrelang verzichtet! Wir sind zu keinem Verzicht bereit! „Soll doch der Vorstand auf seine Bezüge verzichten“, hatten völlig zu Recht Kollegen aus dem Kaltwalzwerk 1 bei TKS Duisburg erklärt.
Der Arbeitgeberverband nennt das einen „Abschluss mit Augenmaß“, der „dem „Erhalt der finanziellen Handlungsfähigkeit der Unternehmen angesichts der existenzbedrohenden Substanzverluste in der Corona-Krise“ diene (WAZ, 29.3.21).
Was ist denn mit der „finanziellen Handlungsfähigkeit“ der Stahlarbeiter und ihren Familien? Aber auch der Metaller und der Kollegen in der Elektroindustrie, für die der Abschluss übernommen werden soll. Dieses Verhandlungsergebnis ist Ergebnis der Klassenzusammenarbeitspolitik der Gewerkschaftsführung und der Stahlkapitalisten!
Er ist aber auch ein Zugeständnis an die wachsende Kampfkraft und Kampfbereitschaft. In den letzten Wochen nahmen aus den Stahlbetrieben meist fast doppelt so viele Kollegen an den Streiks und Kundgebungen teil wie geplant. Kollegen forderten seit Wochen richtige Kampfmaßnahmen.
„Urabstimmung und dann Streik“ haben viele vorgeschlagen. Ein solcher Streik wäre auch ein wichtiges politisches Signal, dass sich die Arbeiter und Angestellten bewusst für ihre Klasseninteressen einsetzen – und gegen die Profitinteressen der Monopole. Jetzt gilt es in den Stahlbetrieben das Verhandlungsergebnis zu beraten, Erklärungen für Ablehnung des faulen Kompromisses zu verabschieden und über Kampfmaßnahmen zu diskutieren.