Nachruf auf Hans Küng

Nachruf auf Hans Küng

Mit „Weltethos“ die Welt verändern?

Von 1960 bis 1979 ist Hans Küng Professor für dogmatische und ökumenische Theologie an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen. 1979 wird ihm die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen, weil er das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes infrage stellt.

Korrespondenz aus Ravensburg

Er erhält jedoch ein Jahr später eine staatlich finanzierte fakultätsunabhängige Professorenstelle für Ökumenische Theologie. Diese hatte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1996 inne.

Manche betrachten Küng als progressiven „Reformtheologen“. So kritisiert er das Priesterzölibat und tritt für die Zulassung von Frauen als Priesterinnen ein. Seine Hoffnung setzt er dabei auf umfassende kirchliche Reformen, damit „die katholische Kirche im dritten Jahrtausend noch lebensfähig bleibe.“1

 

Mit seinem „Projekt Weltethos“ will er den interreligiösen Dialog fördern; dabei strebt er ein die Kulturen und Religionen übergreifendes Menschheitsethos an, ein „Weltethos“, wie er es nennt.2 1995 wird in Tübingen die „Stiftung Weltethos“ gegründet, deren Präsident er bis 2013 ist. Im Hinblick auf die vielfältigen Konflikte in der Welt stellt er sich gegen die Instrumentalisierung der Religionen für politische, ökonomische,ethnische und nationale Interessen. Er will den „Dialog“ zwischen den Weltreligionen fördern entsprechend seinem Leitmotiv: „Kein Friede unter den Nationen ohne Frieden unter den Religionen“.3

 

Mit diesem Projekt setzt sich Küng ein für die Rechte religiöser und ethnischer Minderheiten und anderer Unterdrückten, für „die Beseitigung ungerechter sozialer, politischer und wirtschaftlicher Strukturen“ und eine „Kultur der Gleichberechtigung und Partnerschaft von Mann und Frau“. Das muss zweifellos gewürdigt werden. Auf der anderen Seite ist festzuhalten, dass Küngs idealistische Weltanschauung stark vom modernen Antikommunismus geprägt ist – wie bei so vielen anderen Kirchenleuten auch.

 

Hier muss die weltanschauliche Auseinandersetzung auf prinzipieller Grundlage erfolgen. Doch klar ist auch: im Eintreten für die Rechte aller Unterdrückten der Welt können und müssen Menschen trotz grundsätzlicher weltanschaulicher Differenzen zusammenarbeiten!