Offener Brief an Direktor der Gedenkstätte Buchenwald
Der Antikommunismus des Prof. Dr. Wagner
Die Landesleitung Thüringen der MLPD hat einen Offenen Brief an Jens-Christian Wagner, Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, geschickt (Auszüge):
Sehr geehrter Prof. Dr. Wagner, mit Empörung haben wir ihre antikommunistische Entgleisung im neuen Jahresmagazin der Gedenkstätte Buchenwald Reflexionen gelesen.
Das Kapitel „Besucher:innen, die nicht willkommen sind“ beschäftigt sich auf einer halben Seite mit der MLPD. Ich möchte nur daran erinnern, dass im Konzentrationslager Buchenwald auch viele Kommunisten brutal gequält und ermordet wurden, unter anderem der frühere KPD-Vorsitzende Ernst Thälmann. Dass sie Kommunisten heute genau an diesem Ort des faschistischen und antikommunistischen Terrors als „nicht willkommen“ diffamieren, ist auch ein Angriff auf die Würde der Opfer aus der Arbeiterbewegung. ...
In diesem Kapitel werden völlig zu Recht abscheuliche faschistische Pilgerreisen kritisch dokumentiert, zum Beispiel wie Faschisten am Geburtstag Adolf Hitlers die Gedenkstätte besuchten; wie das NSU-Trio Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos in SA-ähnlichen Uniformen in der Gedenkstätte auftraten; wie Faschisten auf und in den Verbrennungsöfen posieren usw. ...
Diese „Besucher“ sind tatsächlich nicht willkommen auf einer antifaschistischen Gedenkstätte! Diese „Besucher“ stehen in der Tradition der faschistischen Henker, die dieses KZ betrieben haben. Die Organisationen dieser „Besucher“ und ihre Propaganda gehört verboten und bestraft!
ZWISCHEN diesen ganzen Berichten wird die MLPD ohne erkennbare Differenzierung zu den Faschisten genannt und damit auf eine Stufe mit ihnen gestellt. Im Unterschied zu den Berichten über die Faschisten bedienen sie sich hierbei allerdings keiner Quellen. ...
Bei den aufgezählten „Aktivitäten“ der MLPD werden Halbwahrheiten mit Lügen vermischt, immer spekulierend auf die Unkenntnis der Leserinnen und Leser über die tatsächlichen Vorgänge. Da die meisten der von ihnen aufgezählten „Ereignisse“ zu einer Zeit waren, als sie in Niedersachsen tätig waren und daher eventuell die Wahrheit nicht kennen, wollen wir die krassesten Lügen, die auf Seite 63 über die MLPD erzählt werden, richtigstellen:
- Sie behaupten, am 6. August 2007 hätten „etwa 400 Menschen … in der Gedenkstätte Buchenwald den 25. Gründungstag der MLPD“ gefeiert. Die Wahrheit ist, dass der 25. Geburtstag in einem mehrtägigen Ensemble aus verschiedenen Veranstaltungen im Ruhrgebiet in Essen gefeiert wurde, was vielfach öffentlich dokumentiert ist. Anschließend fuhr von dort aus ein Teil der Teilnehmer - besonders aus dem Ausland - nach Buchenwald für einen antifaschistischen Gedenkakt. In der Rede, die Klaus Wallenstein dort hielt, wird der 25. Geburtstag der MLPD nicht einmal erwähnt. Beweis-Dokument: Rede von Klaus Wallenstein MLPD vom 6. August 2007²
- Sie behaupten, „Fahnenträger:innen der MLPD“ hätten am 12. April 2015 bei den Feierlichkeiten anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung „beinahe einen Eklat“ provoziert, „als sie während der Rede von Marko Max Feingold, Überlebender des KZ Buchenwald, Buh-Rufe anstimmen und ‚Aufhören‘ skandieren“, weil dieser der „US-amerikanischen Armee für seine Befreiung gedankt“ hatte. Die Wahrheit ist, dass die MLPD niemals die Dankbarkeit der Häftlinge gegenüber der amerikanischen Armee herabwürdigen würde. Der Schwur von Buchenwald, den wir in voller Länge mehrfach gelobten, würdigt völlig zu Recht die Rolle der „verbündeten Armeen der Amerikaner, Engländer, Sowjets...“³. Daran entzündete sich auch gar keine Debatte. Vielmehr hatte er gesagt, dass es eine Selbstbefreiung der Häftlinge nie gegeben hätte und diffamierte diese als Mythos, was ein Schlag ins Gesicht der politischen Häftlinge war. Nur durch die jahrelange militärische, organisatorische und politische Organisierung der Häftlinge war die Verzögerungstaktik der Todesmärsche überhaupt möglich, die 21.000 Häftlingen, darunter auch ihm, das Leben rettete. Der Höhepunkt dieser Arbeit war die militärische Übernahme des Lagers vor dem Heranrücken der US-Armee und die anschließende Übergabe an diese. Das ist durch zahlreiche Dokumente der US-Armee und Erlebnisberichte von Häftlingen in unzähligen Büchern, unter anderem in „Buchenwald: Mahnung und Verpflichtung“, belegt. Dass es angesichts dieser offenen Geschichtsfälschung zu Empörung unter den hunderten Teilnehmern, insbesondere der organisierten Antifaschisten und Kommunisten, darunter auch Menschen der MLPD, kam, ist ja wohl nicht verwerflich. Dabei ging es nie darum, mit „Buh-Rufen“ einem Häftling seine Ehre zu nehmen. Gerne können wir Zeugen von damals Teilnehmenden benennen. ...
Ihre Diffamierungen im Jahresmagazin können so nicht stehenbleiben. Wir fordern eine öffentliche Entschuldigung ihrerseits, eine Richtigstellung der Ereignisse und die Streichung des MLPD-Abschnittes in ihrem Magazin. Mit freundlichen Grüßen, Tassilo Timm