Jahrestag des Rana-Plaza-Einsturzes
Hungern oder an Covid-19 sterben?
In der Situation rasant ansteigender Covid-19-Infektionen in Bangladesch scheint der Jahrestag des Einsturzes des Fabrikgebäudes Rana Plaza mit 1140 Toten und über 2000 verletzten Arbeiterinnen vom 24. April 2013 weit weg.
Es ist heute wie damals dieselbe Profitlogik, die über Leichen geht. Im April 2021 sollen die Arbeiter und Arbeiterinnen zu noch geringeren Löhnen unter Gesundheitsgefahr weiter produzieren. Die Modekonzerne aus Europa und den USA kamen nach dem Frühjahr 2020 zurück und verlangten große Rabatte.
In Deutschland debattieren die selben Konzerne darüber, die inzwischen unverkäufliche „Saisonware“ zu vernichten, statt sie zu verschenken, weil dann Umsatzsteuern fällig würden. Das sind keine Auswüchse, sondern es entspricht der kapitalistischen Logik – die Massen sollen ihnen die entgangenen Profite ersetzen.
Der nationalen Verband der Textilhersteller in Bangladesch, BGMEA, drängt aktuell die Regierung des Landes dazu, die Textilfabriken offen zu lassen. Er stellt sich als Fürsprecher für die Arbeiterinnen dar, die hungern würden. Wie wenig ihn der Hunger der Arbeiterfamilien interessiert, zeigte sich im letzten Jahr: Die Regierung in Bangladesch war mit Krediten und Garantien für Löhne eingesprungen – doch dies kam nur zum geringen Teil den Arbeiterinnen zugute. Der Kommentar einer Arbeiterin zur aktuellen Situation in einem Bericht der Tagesschau war: „Wir haben nicht viel Spielraum, um über das Coronavirus nachzudenken."
Mehr denn je steht an, international gemeinsam und organisiert zu kämpfen und sich auszutauschen. Das Projekt der Solidaritäts- und Hilfsorganisation Solidarität International (SI) zur Förderung von Organizerinnen für den Gewerkschaftsverband „Garment Workers Trade Union Center“ (GWTUC) ist eine Möglichkeit, die Kämpfe der Arbeiterinnen in Bangladesch zu unterstützen.