1. Mai
Flüchtlinge: Kämpferische Mai-Grüße aus Kara Tepe Lesbos / Griechenland
Michalis Aivaliotis, Leiter der Selbstorganisation der Flüchtlinge im Lager Kara Tepe, Stand-by me Lesbos, schreibt:
Liebe Freunde und Mitkämpfer. Ich sende euch herzliche und kämpferische Grüße zum 1. Mai dem Internationalen Kampftag der Arbeiterklasse. Diese Grüße senden wir euch aus Kara Tepe, dem größten Flüchtlingslager in Europa. Danke für die Solidarität, die wir von euch bekommen haben.
Dieses Lager, mit aktuell 6500 Flüchtlingen, ist eine Schande für die EU. Es ist auf einem alten Militärübungsgebiet gebaut worden, ohne Infrastruktur und mit der ständigen Gefahr, dass alle - vor allem die über 3000 Kinder durch Blei vergiftet werden. Über 6500 Menschen wird ein Leben ohne fließendes warmes Wasser, ohne Strom und Heizung, in Kälte und ständiger Nässe in Sommerzelten zugemutet. Es ist ein Hundeleben. Die Verantwortlichen in der EU und in der griechischen Regierung finden diese Lebensbedingungen respektabel. Welche Schande. Hier werden Menschen, die wegen Krieg, Umweltzerstörung, faschistischer und religiöser Gewalt aus ihren Heimatländern fliehen mussten und Schutz suchen, durch unsere Politiker und unser System erneut Gewalt ausgesetzt. Einer psychischen, seelischen ja sogar körperlichen Gewalt durch die Frontex.
Die Flüchtlinge haben sich in Selbstorganisationen organisiert und versuchen beispielhaft, die Bildung - nicht nur der Kinder - durch Schulunterricht voranzutreiben. Die Sauberkeit wird durch ein Recyclingsystem erhalten und ein Elektrizitätssystem wird aufgebaut. All das ist aber nur die Bekämpfung der schlimmsten Auswüchse. Das ist allerdings nur durch eure Spenden möglich gewesen. Eure Spenden brauchen wir weiter.
Statt alle Flüchtlingslager aufzulösen und die Menschen in Europa aufzunehmen, werden von der EU und der griechischen Regierung mit über 270 Millionen Euro neue Lager auf den Ägäischen Inseln gebaut. Diese Lager sollen - abgeschirmt von der Bevölkerung wie ein Schwerverbrechergefängnis - durch Frontex bewacht werden.
Lasst es nicht zu, dass solche Gefängnisse gebaut werden. Die EU-Flüchtlingspolitik ist ein Verbrechen an der Menschheit. Kämpfen wir alle gemeinsam für eine Welt ohne Gewalt gegen die Menschen - für Freiheit und Frieden. Wir Orthodoxen feiern morgen Ostern. Ich wünsche allen, die feiern, ein frohes Osterfest.