1. Mai

1. Mai

Mülheim: Solidarische Stimmung und ein breites Spektrum von Redebeiträgen

Nachdem der DGB seine ursprünglich vorgesehene Maikundgebung ins Autokinoformat weit draußen am Messeparkplatz verlegt hatte, ergriff die Mülheimer Montagsdemo auch in diesem Jahr die Initiative für eine überparteiliche Kundgebung um 14 Uhr auf dem Kurt-Schumacher-Platz.

Von einem Korrespondenten

Unter dem Motto "Wir zahlen nicht für eure Krisen - wir kämpfen für unsere Zukunft!" beteiligten sich der Frauenverband Courage, DKP, MLPD, Umweltgewerkschaft, Gewerkschafter von IG Metall und verdi und zahlreiche unorganisierte Menschen mit Redebeiträgen, Fahnen, Transparenten und selbstgemalten Schildern – selbstverständlich coronagerecht! Etwa 40 -50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren ständig anwesend, immer wieder blieben Passanten stehen und hörten zu.

 

Noch wesentlich breiter als im Vorjahr war das Spektrum der Redebeiträge. Ein Kollege von Siemens Energy berichtete über die geplante Vernichtung von 700 Arbeitsplätzen und die Diskussion darüber in der Belegschaft. Ein niedergelassener Arzt empörte sich über die Provokation der Helios-Kliniken in Duisburg, sich für den Einsatz ihrer Beschäftigten mit einem Gutschein zu bedanken – über sage und schreibe 5 Euro!

 

Viel Kritik gab es an der Absage der DGB-Kundgebung. Eine ver.di-Kollegin sagte, sie fühle sich von ihrer Gewerkschaft alleingelassen. Sie berichtete über die selbst organisierten Demonstrationen am Vormittag in Essen und Duisburg und verurteilte heftig, dass am 1. Mai Demos von Faschisten von der Polizei erlaubt wurden. Eine Teilnehmerin aus Japan berichtete über die Explosion der Corona-Zahlen dort und protestierte gegen die Entscheidung des IOC, dort trotzdem die Olympischen Spiele auszutragen.

 

Hannes Stockert, umweltpolitischer Sprecher der MLPD, kritisierte in seinem Beitrag anschaulich den Pragmatismus der Herrschenden und betonte die Notwendigkeit des weltanschaulichen Kampfes gegen die bürgerliche Ideologie und den Antikommunismus gerade in der heutigen Zeit. Dazu stellte er das neu erschienene Buch von Stefan Engel "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus" vor. Ein IG-Metall-Kollege machte den Tarifkampf in der Metallindustrie in Ostdeutschland für die Angleichung von Löhnen und Arbeitszeit in Ost und West bekannt und schlug eine Solidaritätserklärung vor, die einstimmig verabschiedet wurde. Alles in allem eine sehr gelungene, von solidarischer Stimmung geprägte Aktion, die mit dem traditionellen Arbeiterlied „Brüder, zur Sonne" nach eineinhalb Stunden beendet wurde.