Berlin
"Ihr könnt stolz sein auf eure Weltanschauung!"
Am 9. Mai, wo am Treptower Ehrenmal in Berlin der Tag der Befreiung vom Hitlerfaschismus gefeiert wird, verkaufte ich dort am Stand das neue Buch von Stefan Engel: "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“.
Elvira Dürr
Endlich wieder ein richtiger Stand! Am 9. Mai kommen Menschen aus ganz Europa, sehr viele aus Osteuropa, besonders natürlich aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion, hierher zum Treptower Ehrenmal.
Zwei Gespräche waren dabei besonders interessant, obwohl beide Gesprächspartner das Buch nicht gekauft haben:
- Ein junger Mann, er hatte vor zwei Jahren die Broschüre „Herausbildung neuimperialistische Länder“ auf russisch gekauft, die er noch nicht zu Ende gelesen hat. Angesprochen auf die Notwendigkeit, dass wir uns unsere Weltanschauung – den wissenschaftlichen Sozialismus – erkämpfen, ihn selbstbewusst vertreten und damit in die Offensive gehen müssen, entspann sich ein längeres Gespräch. Er erzählte mir, dass in Russland viele Begriffe des Sozialismus bewusst v.a. von Regierungsseite und in den Medien negativ besetzt werden, oder der Inhalt komplett umgemünzt wird. So war das orange/schwarze Band, dass an diesem Tag viele tragen, im großen Vaterländischen Krieg ein Orden für Soldaten. Heute wird es „Stankt Georgsband“ genannt und die Bedeutung im großen Vaterländischen Krieg weggelassen. Dass sich in „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“ gerade auch damit – der Leugnung, Verfälschung, Verunglimpfung sozialistischer Begriffe und der Gründe dafür – befasst wird, fand er super! Auch dass die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion vom ideologischen Standpunkt untersucht wird, hat ihn angesprochen. Dennoch will er sich das Buch erst mal nur vormerken, weil er „nicht so viel liest und noch so viel auf dem Tisch liegt“. „Weichst du da nicht vor der Klärung aus?“ Darauf lachte er nur. Aber es ist sicher, wir treffen uns wieder und dann geht die Auseinandersetzung weiter.
- Ein älterer Kollege, in der DDR groß geworden, sprach auch an, dass wir stolz auf unsere Weltanschauung, den wissenschaftlichen Sozialismus, sein können und mit ihm selbstbewusst in die Offensive gehen können und müssen. Er hat sich das Buch sehr genau angesehen und vieles sprach ihn an. Dass wir den Antikommunismus als Staatsreligion seit 1947 bezeichnen war ihm neu, aber dem stimmt er sofort zu. Schwierig findet er, ab wann wir die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion sehen. Ich stellte ihm natürlich auch unser Buch dazu vor und dass die SED es auch in den 1970-er Jahren beim Verlag bestellt hatte, aber nie eine öffentliche Äußerung dazu gemacht hat. Das stimmte ihn nachdenklich. Er nahm das Parteiprogramm der MLPD gegen Spende, den Flyer und die Einladung zur öffentlichen Lesegruppe. „Das Buch merke ich mir vor. Ich komm wieder auf Sie zu. Danke für das interessante Gespräch.“