Leserbrief

Leserbrief

Friedrich Engels über Napoleon

Angeregt vom Artikel zu Napolen vom 11. Mai auf "Rote Fahne News" schreibt ein Leser aus Nordhausen an die Rote Fahne Redaktion.

Korrespondenz aus Nordhausen
Friedrich Engels über Napoleon

Friedrich Engels schrieb am 15. Oktober 1845 in einem Brief an einen Redakteur der englischen Zeitung "The Northern Star" ("Der Nordstern") eine interessante dialektische Beurteilung von Napoleon: "Lassen Sie mich nur hinzufügen, um die oben gegebene Ansicht von diesem außerordentlichen Manne zu qualifizieren, daß er, je länger er regierte, sein schließliches Schicksal um so mehr verdiente.

 

Seine Thronbesteigung will ich ihm nicht vorwerfen; die Macht des Bürgertums in Frankreich, das sich niemals um öffentliche Interessen kümmerte, vorausgesetzt, daß seine Privatinteressen sich günstig entwickelten, und die

 

Teilnahmslosigkeit des Volkes, das keinen endgültigen Vorteil für sich aus der Revolution entspringen sah und nur zur Kriegsbegeisterung geweckt werden konnte, erlaubte keinen anderen Kurs; aber daß er sich mit den alten antirevolutionären Dynastien verband, indem er die Tochter des österreichischen Kaisers heiratete, daß er, anstatt jedes Überbleibsel des alten Europa zu zerstören, lieber einen Kompromiß mit ihm zu schließen suchte - und daß er nach der Ehre strebte, der Erste unter den europäischen Monarchen zu sein und deshalb seinen Hof den ihrigen so ähnlich wie möglich machte, das war seine große Schuld. Er sank herab auf das Niveau der anderen Monarchen, er suchte die Ehre, ihresgleichen zu sein, er beugte sich vor dem Prinzip der Legitimität, und es war daher eine ganz natürliche Sache, daß die Legitimisten den Usurpator aus ihrer Gesellschaft ausstießen."