Ideologiefreiheit?
Kult um Hannah Arendt
Um Hannah Arendt gibt es zur Zeit einen richtigen Kult in den Medien und der Öffentlichkeit. Man kann Hannah-Arendt-T-Shirts kaufen, Ausstellungen über Leben und Werk besuchen und zahlreiche Artikel in den Feuilletons lesen. "Ganz ohne Anlass, einfach so, aus ehrlichem Interesse", so "Die Zeit" am 6. Mai 2021.
Die Publizistin Hannah Arendt (1906 bis 1975) war einer breiten Öffentlichkeit im Jahr 1961 als Berichterstatterin vom Prozess gegen den faschistischen Kriegsverbrecher Adolf Eichmann in Jerusalem bekannt geworden.
Die Zeit führt in einer Beilage unter dem Titel „Die Prophetin der Freiheit“ aus, warum sie den bürgerlichen Ideologen so wertvoll ist. Da wäre erstens der Mantel der angeblichen Ideologiefreiheit. „Mit Arendt kann man nichts falsch machen", heißt es in dem Artikel. "Arendt war keine Linke, doch eine Rechte war sie auch nicht. Sie huldigte Rosa Luxemburg und beweihräucherte Papst Johannes XXIII.“
Stefan Engel qualifiziert dies im REVOLUTIONÄREN WEG 36 "Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus" so: "Die 'demokratische' Variante des Antikommunismus ist in ihrem Wesen nicht weniger reaktionär als seine offen reaktionäre Form. Weltanschaulich stützt sich diese Politik auf die antikommunistische Totalitarismus-Theorie, die Gleichsetzung von Faschismus und Sozialismus, deren Wortführerin die deutsche Philosophin Hannah Arendt war“ (Seite 60).
Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus
Stefan Engel
220 Seiten | ab 12,99 €
Die Zeit konstatiert, dass „das Krisengefühl chronisch geworden“ ist. Die beschleunigte Tendenz zur gesamtgesellschaftlichen Krise des imperialistischen Weltsystems existiert allerdings nicht nur gefühlt. Mit Arendt soll der Blick auf einen revolutionären Ausweg aus der Krise verstellt werden. Ihre "Vision" ist die Polis. Diese habe „den unschätzbaren Vorzug, dass sie in Athen in der Frühzeit der abendländischen Geschichte“ schon einmal verwirklicht worden sei. In der Polis hätten die Bürger das „Wunder der pluralen Freiheit“ erfahren. Ganz so idyllisch war es nicht für alle, trotz des historischen Fortschritts. Mit dem Übergang vom Stamm zum Staat, mit der Polis, trat eine Entwicklung ein, in der die Sklaverei die allgemeine Grundlage der Produktion wurde (George Thomson, Kapitalismus und was danach? Seite 61, Vom Stamm zum Staat.)
Hannah Arendt ist der Auffassung, dass es in der Geschichte keine Gesetzmäßigkeiten gebe. Jederzeit sei alles möglich. Diese idealistische und subjektivistische Weltanschauung ist direkt gegen den dialektischen Materialismus gerichtet, der es ermöglicht, die Gesetzmäßigkeiten zu erkennen und für den erfolgreichen Befreiungskampf der Arbeiterklasse anzuwenden. Für soziale Fragen hat Arendt sich nicht interessiert - so ihre eigenen Worte.
Freiheit ist für sie nicht Einsicht in die Notwendigkeit, ist für sie nicht die Beseitigung von Ausbeutung und Unterdrückung. Ihre Freiheit ist die „Freiheit“ intellektueller Gedankenspiele.