Ludwigsburg

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Erfahrungen beim Unterschriftensammeln

Vor dem Betrieb, wo wir schon seit Jahrzehnten die "Rote Fahne" verkaufen und die Kolleginnen und Kollegen uns gut kennen, machten wir zwei unterschiedliche Erfahrungen bei der Unterschriftensammlung.

Korrespondenz

Das erste Mal trafen wir mit unserer Ansprache auf offene Ohren und etliche Kollegen unterschrieben spontan für die Kampagne. Einige Wahlberechtigte unterschrieben auch für die Wahlzulassung der MLPD/Internationalistische Liste. Beim zweiten Mal einige Wochen später – inzwischen waren die Entlassungspläne und die Standortschließung des Produktionswerks Ludwigsburg kurz vor dem Abschluss – trafen wir auf eine ganz andere Stimmung.

 

Etliche Kollegen winkten ab, waren enttäuscht, wütend, verunsichert angesichts ihrer gefühlten Machtlosigkeit und Enttäuschung über die sich abzeichnende Einigung der „Verhandlungsrunde“ aus Betriebsrat und Geschäftsleitung. Spontan wirkte hier der moderne Antikommunismus, der spaltet, sich auf faule Kompromisse einlässt, Stellvertreterpolitik praktiziert, die Widersprüche versöhnt und die sozialistische Perspektive bekämpft. Nur mit wenigen Kolleginnen und Kollegen kamen wir ins Gespräch.

 

Im Wohngebiet gab es deutlich mehr Gespräche. Wir haben bei unseren Ständen unterschiedliche gesellschaftliche Brennpunkte angesprochen: Die Rechtsentwicklung der Regierungen und der bürgerlichen Parteien am Beispiel der Flüchtlingspolitik. Das war vor dem Prozess von Alassa Mfouapon gegen das Land Baden Württemberg wegen des Polizeiüberfalls auf die Flüchtlingsunterkunft in Ellwangen.

 

Einige Jugendliche hatten Erfahrungen mit der Polizei und unterschrieben daraufhin für die Kampagne. Am internationalen Frauentag war das Thema die Befreiung der Frau. Besondere Anziehung hatte da unserer „Präsentkorb“ mit Süßigkeiten. Sie waren auf einem Karton befestigt und beschriftet mit einem Zitat von Engels und einem Internet-Link zum Engels-Film. Ein Kollege mit russischen Wurzeln war begeistert, meinte, in Russland wird da richtig gefeiert. Er unterschrieb und wollte sich auch weiter mit uns auseinandersetzen.

 

Natürlich gab es kontroverse Gespräche. In „unserem“ Wohngebiet haben viele Menschen Erfahrungen mit und in den ehemals sozialistischen Ländern gemacht, z.B. mit Unterdrückung, Bespitzelung oder der abgehobenen Partei- und Staatsführung. Manch einer hatte auch positive Erinnerungen: Ein älterer Mann begrüßte uns und verabschiedete sich mit erhobener Faust und dem Gruß „Bau Auf!“ dem Titel des Aufbaulieds der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ).