Solingen

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Unutturmayacağız! Niemals vergessen!

Am 29. Mai 1993 verübten junge Neonazis in Solingen einen Brandanschlag auf ein von einer türkischen Familie bewohntes Haus auf der Unteren Wernerstraße.

Korrespondenz
Unutturmayacağız! Niemals vergessen!
Das Banner der Gedenkveranstaltung (rf-foto)

Gürsün İnce

Hatice Genç

Gülüstan Öztürk

Hülya Genç

Saime Genç

starben in den Flammen, 17 weitere Familienmitglieder wurden teils lebensgefährlich verletzt. Fünf Kastanienbäume erinnern heute an die Opfer an dem Ort, wo 1993 das Haus der Familie Genc stand.

 

Etwa 120 Trauergäste nahmen gestern, dem 28sten Jahrestag des Brandanschlages, an der jährlichen Gedenkveranstaltung teil, zu der der Solinger Appell eingeladen hatte. Kritisch deckten die verschiedenen Redner die Verstrickungen von Teilen der Bundeswehr, der Polizei und des Verfassungsschutzes mit der faschistischen Szene in Deutschland auf und spannten den Bogen von Mölln, Rostock-Lichtenhagen, über die NSU-Morde u.a. in Köln, Dortmund, Kassel, Nürnberg, Hamburg und München bis hin zu den feigen Anschlägen in Halle und Hanau.

 

Immer wieder wurde die Auflösung des Verfassungsschutzes gefordert. Dass Hass und Rassismus keine Themen der 90er Jahre geblieben sind, sondern sich heute in neuer Qualität mit der AfD, der NPD, der Gruppe Freital - um nur einige zu nennen - zeigen, darauf wies der Redner des Türkischen Volksvereins hin. Das Verbot aller faschistischen Organisationen und ihrer Propaganda forderte der Solinger Appell und liegt damit auf der Linie der MLPD, die diese Forderung schon seit Jahren vertritt.

 

Auch wenn die Redner gut viele reaktionäre Erscheinungen des Kapitalismus angriffen, kritisierten sie nirgendwo prinzipiell das kapitalistische System als letzte Ursache des Faschismus und Rassismus. Daher stand das indirekte Ziel eines „bereinigten“ Kapitalismus ohne Rassismus und Faschismus. Dass es die Kommunisten waren, die sich schon immer am konsequentesten im antirassistischen, antifaschistischen Widerstand in Solingen engagiert haben, wird derzeit in einer Ausstellung des Max-Levens-Zentrums im Museum für verfolgte Künste in Solingen gezeigt, die wir euch nahelegen wollen. Mit der Werbung für diese Ausstellung und ihrer faktischen Aussage gegen den Antikommunismus gibt es noch viel Diskussionsbedarf mit den linken Kräften in der Stadt. Nur im Kampf gegen den Antikommunismus wird der antifaschistische Kampf Breite, Klarheit und Durchschlagkraft bekommen.

 

Einig waren sich alle Gäste, als Funktionäre aus dem faschistoiden türkischen Staatsapparat und seinen Organisationen am Samstag versuchten, die Gedenkveranstaltung zu sprengen und für sich zu instrumentalisieren. Sie hatten sogar ihren eigenen Imam mitgebracht. Ihr Auftritt dauerte aber nicht lange, zügig wurden sie separiert und von den Ordnungskräften vom Veranstaltungsort weggeführt.