Peru

Peru

Pedro Castillo gewinnt Präsidentschaftswahlen

Ein Bauernsohn, der den hauptsächlichen Wahlkampf auf dem Pferd und mit einem großen Hut auf dem Kopf durchgeführt hat. Er wird überall als Marxist bezeichnet, man muss ihn aber sicher als linksreformistisch und linkssozialdemokratisch einschätzen. Dass der Wahlausgang ein Riesenerfolg ist, der gegen eine antikommunistische Kampagne erkämpft wurde, trifft hundertprozentig zu.

Gastkommentar aus Peru
Pedro Castillo gewinnt Präsidentschaftswahlen

Peru erlebt die Wiederbelebung der progressiven, anti-neoliberalen und für den Sozialismus offenen Tendenz, die Lateinamerika überrollt!

 

Zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Notiz, 48 Stunden nach Ende der Abstimmung, führt der Grundschullehrer, Rondero und Gewerkschafter Pedro Castillo mit 0,506% der Gesamtstimmen vor Keiko Fujimori, der Tochter des inhaftierten Diktators Alberto Fujimori und selbst eine Symbolfigur der Korruption in Peru. 2,179% der Gesamtstimmen waren noch nicht ausgezählt. Das sind die Stimmen aus dem Ausland und aus weit entfernten Gebieten des Landesinneren. Seit Montagnacht hat Keiko "Hinweise auf Betrug" angeklagt und alle ihre Kräfte und Verbündeten mobilisiert.

 

Pedro Castillo verkörpert die Forderung nach Veränderung gegen die neoliberale Kontinuität der letzten 20 Jahre. Während die Wirtschaft wuchs, vor allem durch den Anstieg der Preise für Mineralien, die das Land exportiert, wurden das Gesundheits- und das Bildungssystem vom Staat aufgegeben und dem Profitstreben privater Unternehmen überlassen. Etwa 200.000 junge Menschen treten jedes Jahr in den Arbeitsmarkt ein, aber es gibt fast keine Beschäftigungsmöglichkeiten in einer hochkonzentrierten und monopolisierten Wirtschaft mit wenigen Arbeitsplätzen. So wachsen Jahr für Jahr der Einzelhandel und alle Arten von Dienstleistungen, die allermeisten ohne Arbeitsverträge und soziale Absicherung. Die Covid-19-Pandemie, die bisher 180.000 Tote gefordert hat, hat alle Demagogie der herrschenden Sektoren hinweggefegt. Es gibt einen Mangel an Sauerstoff, einen Mangel an Krankenhausbetten, von der Gesundheit wird profitiert, und trotzdem müssen die Menschen zur Arbeit gehen, auch wenn es sie das Leben kostet. Auf der anderen Seite reisen die vom System Begünstigten in die USA, um sich impfen zu lassen: ein Schlag gegen die Menschenwürde.

 

Trotz der enormen Ablehnung der Bevölkerung gegenüber Keiko Fujimori wegen ihrer Verwicklung in Korruption, ihrer negativen Rolle bei der Führung der jüngsten Parlamentsmehrheit und der Nichtanerkennung der Verbrechen ihres Vaters, der als kriminell und korrupt verurteilt wurde, riefen die herrschenden Sektoren dazu auf, ihre Kandidatur zu unterstützen, aber nicht als Unterstützung für sie, sondern als "Verteidigung der Demokratie gegen die Gefahr des Kommunismus". Der Literaturnobelpreisträger Vargas Llosa selbst stand an der Spitze dieser nationalen Mobilisierung. So schlossen sich nacheinander alle Führer der rechten Parteien und des sogenannten Zentrums, Fernsehpersönlichkeiten und sogar Fußballspieler dem „Kreuzzug für die Freiheit“ an. Auch ehemalige neoliberale Präsidenten aus Kolumbien, Bolivien und Argentinien kamen. Und natürlich auch Führer der rechten Opposition in Venezuela ... Diese heuchlerische "Verteidigung der Demokratie" hat vor allem auf die Mittelschicht in Lima und den großen Städten im Norden des Landes gewirkt.

 

Es war ein ungleicher Kampf. Trotz der immensen Macht und Ressourcen, die in den Monopolen der dominierenden Sektoren konzentriert sind, ist die Hoffnung und der Wille zur Veränderung ungebrochen. Pedro Castillo ist kein Virtuose des Wortes, aber seine schlichte Authentizität und sein Weg des Kampfes ist der Spiegel, in dem sich die Millionen Peruaner sehen, die sagen, genug ist genug!

 

Was wird passieren? Es ist noch zu früh, um irgendwelche Prognosen zu machen. Die Gefahr eines Putsches oder eines gewaltsamen Ausstiegs, der den Wahltriumph zunichte machen würde, ist nicht ausgeschlossen. Aber eines ist sicher. Hunderttausende von neuen sozialen Kämpfern sind entstanden, die sich angesichts der antikommunistischen Schreie und des Hasses nicht einschüchtern ließen oder zurückwichen. Das war der Preis für die antikommunistische Kampagne von Keiko und ihren Verbündeten. Die Aufgabe, eine positive Antwort auf den Antikommunismus zu geben, Klarheit über die gesellschaftliche Alternative des Sozialismus zu bieten, hat ja einen massenhaften und landesweiten Charakter angenommen.

 

Hintergrundartikel im aktuellen Rote Fahne Magazin