Rüsselsheim

Rüsselsheim

Wie sollen wir mit 68 noch angemessene Pflege leisten können?

Die Korrespondenz aus dem Ruhrgebiet zu dem aktuellen Zustand in den Pflege- und Seniorenheimen hat mich sehr berührt, schreibt eine Leserin an "Rote Fahne News", weil ich selbst in der Altenpflege beschäftigt bin.

Leserbrief
Wie sollen wir mit 68 noch angemessene Pflege leisten können?

Ich kann den immensen Arbeitsdruck bestätigen. Bei uns in Rüsselsheim ist es zwar nicht der Fall, dass die Zimmer momentan leer stehen, aber das liegt auch nur daran, dass der Profit im Vordergrund steht und deswegen schon im Februar, als überdurchschnittlich viele Bewohner an Corona verstarben, fleißig die Werbetrommel für Neuaufnahmen gerührt wurde.

 

Beifallklatschen hat uns nicht entlastet, weder körperlich noch finanziell, obwohl es schön war, Solidarität aus der Bevölkerung zu erfahren. Und so makaber es klingen mag, wir waren erleichtert über jedes Bett, das leer wurde, weil es für uns weniger Hetze und Stress bedeutete. Umso wichtiger ist es, sich klar zu machen, dass in einer kapitalistischen Gesellschaft, trotz der angekündigten Pflegereform, die Profitgier immer auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird.

 

Die jetzt angekündigte Rente ab 68 Jahren macht uns Kollegen besonders sprachlos. Wie sollen wir mit 68, fast genauso alt, wie einige Heimbewohner, denn noch adäquate Pflege durchführen? Bis dahin sind wir körperliche Wracks. Zwei Drittel meiner Kollegen haben schon auf eine Dreiviertelstelle reduziert, weil die Kräfte nachlassen. Umso wichtiger, jetzt unter den Kollegen die Auseinandersetzung um den echten Sozialismus und die Organisierung in der Gewerkschaft zu führen und den Kampf zu organisieren.

 

Hier der Artikel auf Rote Fahne News, auf den sich der Leserbrief bezieht