REBELL / ROTFÜCHSE
„Gemeinsam gegen Kinderarmut!“
"Gemeinsam gegen Kinderarmut!“ Das ist das aktuelle Thema der ROTFÜCHSE, der Kinderorganisation im Jugendverband REBELL. Jedes fünfte Kind lebt in Deutschland in Armut. Das wären 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, sagt der aktuelle Armutsbericht. Und diese Zahl ist auch noch geschönt. Denn der Kinderschutzbund kam schon 2018 zu dem Ergebnis, dass in Deutschland 4,4 Millionen Kinder in Armut leben.
Wirtschafts- und Coronakrise haben die Armut bei Familien mit Kindern „drastisch verschlimmert“.¹ Arbeitsplatzabbau, Kurzarbeitergeld, fehlende Aufträge für Selbstständige, rasant ansteigende Preise und zu geringe Lohnerhöhungen haben Folgen. „Wir sehen bei den Tafeln immer mehr Menschen, die ... in eine existenzielle Notlage geraten sind.“² Wie sollen solche Familien sich Computer und Internet für Homeschooling leisten können? Wie sollen sie ihre Kinder betreuen, wenn ihre Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten das unmöglich machen, wenn es am Notwendigsten fehlt? Viele Kinder waren wegen des Lockdowns völlig isoliert und allein gelassen. Existenzängste, enge Wohnverhältnisse und das Eingesperrtsein ließen die häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder bis zu mehr als 20 Prozent ansteigen. Nach offiziellen Meldungen ohne Berücksichtigung der Dunkelziffer.³ Die Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie führten bei jedem dritten Kind zu psychischen Problemen. Das stellten Hamburger Mediziner in einer Studie fest.⁴
MLPD und REBELL forderten im Januar einen kompletten Lockdown, gerade in Großbetrieben, bei vollem Lohnausgleich zur Verhinderung einer dritten Infektionswelle. Das hätte die Familien voll entlastet. Frühzeitig forderten sie die Fortsetzung des Schulunterrichts in festen Kleingruppen, mehr Lehrkräfte, mehr Räume, ausgestattet mit Luftfiltern und regelmäßige Tests. Doch für so etwas ist kein Geld da! Die Großkonzerne genehmigen sich in der Wirtschafts- und Corona-Krise Milliarden an staatlicher Unterstützung. Dagegen werden Hartz-IV-Empfänger mit einer einmaligen Sonderzahlung von 150 Euro und Familien mit einmalig 150 Euro pro Kind abgespeist. Ein Witz!
Das REBELL-Magazin 1/21 fordert deshalb, dass sich Jung und Alt für höhere Löhne, für den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen, für eine Ausbildungsquote von 10 Prozent in Großbetrieben einsetzen müssen. Auch Kinder können solche Kämpfe unterstützen, indem sie Mitglied bei den ROTFÜCHSEN werden und mit selbstgemachten Plakaten und kleinen Snacks vorm Betriebstor den Arbeitern den Rücken stärken.
Trotz der katastrophalen Situation für Familien und Kinder scheiterte am 8. Juni das Projekt der Koalition, Kinderrechte im Grundgesetz zu verankern. Im März hatten über 100 Organisationen in einem gemeinsamen Appell gefordert, dies endlich umzusetzen. Der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers, kommentierte die Vorlagen der Parteien dazu so: „Echte Kinderrechte umfassen den Schutz der Kinder, ihre Förderung, ihre Beteiligung und den Vorrang des Kindeswohls; in keinem der Entwürfe (der etablierten Parteien, Anm. d. Aut.), die zur Diskussion standen, war das alles enthalten … voller Worthülsen, nicht wert, dafür das Grundgesetz zu ändern.“⁵
Vordergründig war ein zentraler Streitpunkt, ob man Elternrechte beschneiden dürfe und wenn ja, ob dann der Staat für Schutz, Unterbringung und Therapie von betroffenen Kindern aufkommen müsse. Das wäre in einer sozialistischen Gesellschaft selbstverständlich.
In einer kapitalistischen Gesellschaft ist die bürgerliche Familienordnung das unverzichtbare Gegenstück dazu, dass die Ausbeutung der Arbeiterklasse ohne Reibungsverluste funktioniert. Der Einzelfamilie wird die Hauptverantwortung für die Produktion und Reproduktion des menschlichen Lebens aufgebürdet. Das Gebären von Kindern, die Sorge für den Nachwuchs und seine Erziehung wird zur Privatangelegenheit erklärt, während die gesamte Gesellschaft den Interessen des allein herrschenden internationalen Finanzkapital nach Maximalprofit unterworfen ist.⁶ An dieser kapitalistischen Grundordnung wollte keiner, von CDU/CSU über die Grünen bis zur Linkspartei, rütteln. Die AfD war von Anfang an dagegen.
REBELL und ROTFÜCHSE lernen, nicht nur lebenspraktische Aufgaben zu bewältigen. Unseren Kinder das Kämpfen zu lehren, ist angesichts dieses maroden Gesellschaftssystems nicht nur legitim, sondern überlebensnotwendig.
Das diesjährige Sommercamp von REBELL und ROTFÜCHSE ist eine wunderbare Gelegenheit, bei Sport, Spiel und Freizeit Freundschaften zu pflegen und neue Freundinnen und Freunde zu finden. Es ist auch eine Möglichkeit, voneinander zu lernen, wie jung und alt für eine lebenswerte Zukunft im echten Sozialismus kämpfen können.
Da gilt es, sich schnell anzumelden, sich darauf vorzubereiten und gemeinsam mit anspruchsberechtigten Familien in den Jobcentern einen Zuschuss von 100 Euro für die Teilnahme an Ferienmaßnahmen zu beantragen. Viel Erfolg dabei!