Lübeck
Gegen unverantwortliche Nutzung der Atomenergie
In den letzten Wochen gingen immer wieder Meldungen über die Suche nach einem „sicheren Endlager" für Atommüll durch die Medien. Dieses "sichere Endlager" gibt es nicht - ein wesentliches Argument gegen die Nutzung von Atomenergie.
Ein Vertreter der MLPD hielt auf einer Demonstration gegen Atommüll auf Hausmülldeponien in Lübeck im Mai einen Redebeitrag, den Rote Fahne News hier dokumentiert.
Der Widerstand gegen die unverantwortliche Nutzung der Atomenergie hat eine lange Geschichte. Er begann in den 1970er-Jahren am Kaiserstuhl und erreichte im Februar vor 40 Jahren mit 100.000 Demonstranten in Brokdorf einen Höhepunkt. Immerhin haben 500.000 Demonstranten nach der Katastrophe von Fukushima vor zehn Jahren erreicht, dass die ersten sieben AKW sofort abgeschaltet wurden und 2022 Schluss sein soll. Atomkraftwerke waren nie notwendig für die Stromerzeugung. Atomenergie ist nicht beherrschbar. Sie gefährdet Mensch und Natur existenziell. Sie hat Energiekonzernen mit staatlicher Hilfe märchenhafte Profite beschert und dient atomarer Kriegsvorbereitung.
Ich erinnere mich noch an Diskussionen in den 1980er-Jahren, ob sozialistische Atomkraftwerke sicher seien. Grundsätzlich darf kein sozialistisches Land eine solche unbeherrschbare Technologie einsetzen. Sozialismus heißt für uns, dass die Profitwirtschaft abgeschafft wird und die Wiederherstellung der Einheit von Mensch und Natur oberste Richtschnur ist.
Obwohl es viele hoffnungsvolle Ansätze für erneuerbare Energien schon in den 1970er-Jahren gab, wurde in Westdeutschland eine gesellschaftliche Debatte über diese Alternative zur Atomkraft unterdrückt und in den folgenden Jahren wurden erneuerbare Energien behindert. Und jetzt wird uns die Verantwortung für die strahlenden Hinterlassenschaften zugeschoben?
Genauso verantwortungslos wie Atomkonzerne und die Regierung schon mit dem Bau der AKW handelten, gehen sie jetzt mit dem Abrissmüll um. Der wird entsorgt - nach der Devise verdünnen und breit in der Umwelt verstreuen. Bis 1982 versenkten neun Staaten, darunter die Bundesregierung, 115.000 Tonnen radioaktiven Müll im Ärmelkanal und vor der portugiesischen Atlantikküste. Greenpeace fand im Jahr 2000 dort kaputte Fässer, die zehn Mal mehr Radioaktivität enthalten, als die Fässer in der Asse. Fische sind radioaktiv verseucht. Und jetzt wollen der japanische Konzern Tepco und seine Regierung Millionen Liter radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik leiten. Wir wehren uns entschieden dagegen, dass radioaktive Stoffe noch weiter breit in unsere Umwelt gestreut werden.
Viele hatten in den Anti-AKW-Bewegung der 1980er-Jahre die Hoffnung, dass die Grünen in der Regierung für eine sofortige Abschaltung der Atomkraftwerke sorgen. Das war eine Illusion. Der frühere grüne Bundesumweltminister Trittin gab im Jahr 2000 eine Garantie für die Restlaufzeiten - Brokdorf läuft immer noch und grüne Umweltminister machen sich jetzt zum Erfüllungsgehilfen der Atomkonzerne für eine möglichst billige Entsorgung des Atommülls. Das machen wir nicht mit.
Inzwischen wird versucht, eine neue Generation von kleineren Atomkraftwerken, von sog. „Flüssigsalzreaktoren“, durchzusetzen, angeblich für den Klimaschutz. Das Pariser Klimaabkommen sieht ausdrücklich die Atomkraft als angebliche Alternative zum CO2-Ausstoß vor. Für diese Reaktoren können das radioaktive Thorium und Uran 238 verwendet werden. Wir würden mit dieser Technologie, die bezeichnenderweise die AfD empfiehlt, vom radioaktiven Regen in die radioaktive Traufe kommen.
Wir von der Umweltaufbaugruppe der MLPD Lübeck unterstützen seit Jahren den Widerstand gegen die unverantwortliche Lagerung von Atommüll. Und ich möchte noch ein persönliches Wort dazu sagen. Als Marxist-Leninist bin ich aktives Mitglied der Umweltgewerkschaft, genauso wie ich seit 40 Jahren Mitglied der IG Metall bin. In der öffentlichen Wahrnehmung gibt es kein Problem, wenn Sozialdemokraten Gewerkschaftsfunktionen bekleiden oder Grüne Funktionen im BUND oder bei Greenpeace. Aber wenn MLPD-Mitglieder in der Umweltgewerkschaft mitarbeiten, behauptet der Geheimdienst „Verfassungsschutz“, sie sei von der MLPD gesteuert. Ich will offen ansprechen, dass antikommunistische Vorbehalte gegen die Umweltgewerkschaft auch in unserem Widerstand gegen den Atommüll hemmend wirken. Die Umweltgewerkschaft ist überparteilich und Mitglieder aller demokratischen Parteien sind willkommen. Antikommunismus spaltet und versucht, jede gesellschaftliche Perspektive über den Kapitalismus hinaus zu verbauen. Damit setzt sich auch unser neues Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“ auseinander. Ich bin glücklich, dass wir heute gemeinsam auf die Straße gegangen sind und hoffe, dass wir den Widerstand gegen den Atomschrott gemeinsam weiterführen.