Hamburg
Tausende bei zweiter Runde der Airbus-Aktionstage
Am gestrigen 7. Juli fand für eine Stunde eine außerordentliche Betriebsversammlung im Hamburger Airbus-Werk statt. Über 1000 Kolleginnen und Kollegen kamen vors Tor und protestierten gegen die Pläne der Geschäftsleitung, den Konzern „neu aufzustellen“, Werke wie das in Spanien zu schließen oder Bereiche wie den der Kleinteile (vor allen Varel und Teile vom Augsburger Werk) zu verkaufen. Schon Mitte Mai haben sich ca. 5000 Kolleginnen und Kollegen am ersten bundesweiten Aktionstag beteiligt.
Nun gab es eine zweite Welle der Proteste, ausgehend von Varel in der letzten Woche (Rote Fahne News berichtete) mit ca. 800 Kolleginnen und Kollegen, die für einige Stunden die Arbeit niederlegten und eine große Demonstration vom Werk bis zum Rathaus in Varel bildeten. Dem folgten weitere Protestversammlungen in den Werken Stade, Nordenham, Augsburg und am Dienstag in Bremen.
Neu war bei diesen Aktionstagen, dass fast überall Delegationen aus anderen Werken teilgenommen haben. Der Höhepunkt war jetzt in Hamburg, wo Delegationen aus Augsburg, Varel, Bremen, Stade und Nordenham deutlich sichtbar mit Schildern und Transparenten auftraten.
Die Belegschaften sind besonders empört darüber, dass die Konzernleitung jetzt ganz offen von einem Verkauf des Bereichs Kleinteile spricht. In Augsburg sind davon 2200 Kolleginnen und Kollegen betroffen, in Varel faktisch das ganze Werk mit 1300 Beschäftigten, sowie weitere Kollegen in den Standorten Stade, Bremen und im Werk in Rumänien.
Die Kundgebung hatte kämpferischen Charakter und es waren insbesondere die Flugzeugbauer aus der Produktion vor dem Tor. Freunde und Genossen der MLPD waren mit der Flagge mitten dabei. Es wurden 200 Broschüren des „Zukunftsprogramms“ von den Kolleginnen und Kollegen interessiert genommen, das Buch „Die Krise der bürgerlichen Weltanschauung und des Antikommunismus“ angeboten. Freunde der Kollegenzeitung Flugzeugbauer verteilten hunderte Exemplare der aktuellen Ausgabe.
Solidarität für den „deutschen Flugzeugbau“?
Beifall gab es immer dann, wenn Vertreter der IG Metall oder der Vertrauenskörperleitung offene Worte für den Provokationskurs der Geschäftsleitung fanden und den heftigen Widerstand der Belegschaft ankündigten. Gleichzeitig aber entbrennt auch ein Kampf darum, wer Freund und Feind in dieser Auseinandersetzung ist. So sprachen auch SPD-Politiker des Hamburger Senats, verkündeten ihre Solidarität für den „deutschen Flugzeugbau“ und priesen den Hamburger Senat, geführt durch die SPD und den Ersten Bürgermeister Peter Tschenser. Was allerdings dabei verschwiegen wurde, ist, dass eben dieser Senat über ein Jahr lang verhindert hatte, dass große Protestaktionen stattfinden konnten - unter Berufung auf die Corona-Pandemie. Auch bezog sich ihre Solidarität immer auch auf die Konzernspitze.
Das ist aber ein Ding der Unmöglichkeit: Hier der Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz – und dort der Drang nach Maximalprofiten und der weltweiten Marktführerschaft im Flugzeugbau gegen alle Konkurrenten wie Boeing (USA) oder aus China und Russland! So ist es eine üble sozialchauvinistische Methode, dass stets nur vom „deutschen Flugzeugbau“ die Rede ist, und dass immer wieder betont wird, dass es Aufgabe der Politik sei, in Konkurrenz zu Frankreich zu treten. Das bedeutet aber eine Spaltung der Belegschaft, die international aufgestellt und eingestellt ist!
Flugzeugbauer weltweit – eine Belegschaft – ein Kampf!
Und es ist auch nicht leicht zu durchschauen, wenn verschiedene Vertreter aus der IG Metall und aus der Betriebsratsspitze die Losung ausgaben: “Ein Flugzeug – ein Team!“ Damit soll die klare Klassenlosung, die von der kämpferischen Arbeiterbewegung bei Airbus seit Jahren vertreten wird, aufgeweicht werden. Sie lautet: „Flugzeugbauer weltweit – eine Belegschaft – ein Kampf!“
Die zweite Runde dieser Aktionstage machte deutlich, dass die Arbeiterschaft bei Airbus nicht gewillt ist, sich den weitreichenden Plänen der Konzernleitung zur Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, bei den Löhnen und Arbeitszeiten bis zur Vernichtung von Arbeitsplätzen zu unterwerfen.
Heißer Herbst
Auch wenn es richtig ist, wie ein Redner aus Bremen betonte, dass wir noch eine Schippe drauflegen müssen, wenn er einen heißen Herbst ankündigte, muss das kritisch diskutiert werden. Was heißt das? Tatsächlich steht jetzt an, dass die Belegschaften aller Standorte, konzern- und weltweit, den gemeinsamen Kampf vorbereiten und aufnehmen. Wenn es kein Streikrecht gibt, dann muss für ein allseitiges und vollständiges gesetzliches Streikrecht in Deutschland gekämpft und sich dieses Recht genommen werden. Eine Vertagung auf den Herbst um Monate gibt dem Management unnötig Spielraum. Es war auch Gegenstand vieler Gespräche und Diskussionen, dass wir die IG Metall als wirkliche Kampforganisation brauchen und diese dazu machen müssen. Und dass die MLPD als konsequente Arbeiterpartei gestärkt werden muss.