Hagen / Hohenlimburg
Wer jetzt noch behauptet, der Mensch an sich sei egoistisch – der spinnt!
Unübersehbar entwickelt sich in Hagen, der Umgebung und teilweise auch aus ganz Deutschland eine massenumfassende Solidaritäts- und Hilfsbewegung. Am zerstörten Haus, an dem wir Donnerstag noch mit noch 40 Helferinnen und Helfern arbeiteten, waren es heute über den Tag verteilt 80-90.
An fast jedem Haus finden sich Freunde, freiwillige Helfer mit Gruppen von fünf bis 50 Leuten. Viele kommen und fragen, wo und wie sie anpacken können. Mehrfach hörten wir: „Ich kann jetzt nicht in den Urlaub fahren, wenn ich weiß, dass die Leute hier im Schlamm feststecken.“ Ein anderer sagte: „Wer jetzt noch sagt, der Mensch an sich sei egoistisch – der spinnt!“
Dicke Schlammdecke abgetragen
Nach einem Stand der MLPD und Flugblättern stecken im Wohngebiet, begannen wir Mittags unseren Einsatz mit über 20 Freunden, Arbeitskollegen, Genossen der MLPD, Rebellen und Rotfüchsen aus dem ganzen Ruhrgebiet. Die Rotfüchse hatten zuvor bei Freunden Eimer, Schippen usw. als Spenden gesammelt. Bei einem befreundeten Kollegen hatten wir das Ziel, eine 50 cm dicke Schlammdecke um das ganze Haus herum abzutragen. Besonders die Rotfüchse wuchsen über sich hinaus und haben alles gegeben. Der Kollege kritisierte: „Zuerst war die Trockenheit und der Borkenkäfer, dann kamen Bulldozer, die den Boden extrem verdichtet haben, um die Bäume da rauszuholen. Früher gab es da nur kleine Wege, jetzt sind das richtige Autobahnen. Das Gefährlichste war dann aber, dass sie die ganzen Bäume dort oben, quer zum Hang, an Baumstümpfen gelagert haben. Wenn die unterspült worden wären, dann wären wir hier alle überrollt worden.“
Heiß diskutiert: Was ist die Ursache?
Ein zweiter Trupp ging los und fragte, wo man helfen kann. Oft kam die Antwort: „Wir sind schon viele, aber klasse, dass ihr da seid.“ Wir halfen schließlich an einem Haus, Schlammeimer, alle alten Schränke und Möbel auf die Straße zu bringen und den Keller wieder klarschiff zu machen. Wir trafen auf Kinder, die traumatisiert, aber selbstständig und verantwortungsbewusst für ihre jüngeren Geschwister durch die Straßen zogen und halfen. Wir trafen auf Optimismus und Galgenhumor, Solidarität und Kampfgeist. Aber auch Menschen, die am Ende ihrer Kräfte sind. Wir trafen sehr viele Kollegen aus den Stahlbetrieben in der Gegend.
Zur Pause gab es dann leckeres Essen des Arbeiterbildungszentrums, das gespendet wurde. Schnell wurde klar, dass heiß diskutiert wird, was die wirkliche Ursache für die Katastrophe ist. Einig waren wir uns, dass die Regierung zu wenig tut, gegen die Umweltzerstörung und Verpestung mit CO2. Ein Anwohner kritisierte aber auch die Grünen und die SPD, die vor Laschet die Regierung in NRW stellten: „Was haben die denn gemacht? Und jetzt soll nur die CDU schuld sein, das ist ja auch nicht richtig!“
Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur?
336 Seiten
ab 13,99 €
Alle Monopolparteien arbeiten im Dienste der Konzerne und ordnen ihre Politik diesen unter. Da gibt es keinen Unterschied zwischen den Grünen, der SPD oder der CDU, das stimmt. Wir konnten von Thyssenkrupp berichten, wo ein neuer Hochofen zugestellt wird, der die nächsten Jahrzehnte weiter CO2 rausschleudert. Das wurde von der CDU/FDP- und der SPD/Grünen-Regierung immer mitgetragen. Die MLPD steht im Gegensatz dazu dafür, dass auf Kosten der Profite Sofortmaßnahmen zur Rettung der natürlichen Lebensgrundlagen erkämpft werden müssen mit dem Ziel, den Sozialismus aufzubauen. Denn die Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen ist zur Gesetzmäßigkeit im Kapitalismus geworden.
Bundeswehr muss die Straßen wieder öffnen
Größte Empörung kam auf, als berichtet wurde, dass die Bundeswehr Freitag Nachmittag die Zufahrt zu den zerstörten Gebieten sperrte. Die Begründung war, dass die Helfer die Arbeit der Bundeswehr stören würden. Welch unglaublich reaktionäre Denkweise, die die berechtigte Forderung stärkte, dass die Bundeswehr hier nichts verloren hat. Ja, sie haben die Hauptstraßen freigemacht, was von vielen Anwohnern auch bis zur Straßensperrung gewürdigt wurde. Es ist doch zugleich ein Armutszeugnis des Kapitalismus, dass es nicht in jeder Stadt Gerätschaften und Mitarbeiter gibt, mit denen solche Schuttberge geräumt werden können. Heute war die Straße wieder frei, offiziell, weil die Arbeiten beendet wären, aber natürlich auch aufgrund des Protestes und Ansturm der vielen freiwilligen Helfer.
Bis zum Ende des Tages tauschten wir mehrere Telefon-Nummern aus, um in Verbindung zu bleiben und die nächsten Einsätze zu planen. Beim anschließenden Grillen waren wir stolz und erschöpft. Wir bleiben dran ...