Griechenland

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Anwohner von Euböa nehmen Brandbekämpfung selbst in die Hand

"Rote Fahne News" erhielt folgenden Bericht von Iordanis Georgiou aus Gelsenkirchen, Aktivist des Solidaritätspakts zwischen Solidarität International e.V. (SI) und der Selbstorganisation der Flüchtlinge sowie griechischen Bewohnern auf der Insel Lesbos. Iordanis Georgiou verfügt über gute Kontakte nach Griechenland und ist selbst oft dort.

Von Iordanis Georgiou
Anwohner von Euböa nehmen Brandbekämpfung selbst in die Hand
Was übrig bleibt ist - wie hier nach den schweren Bränden 2018 in Griechenland - verbrannte Erde (foto: Guillaume Baviere from Copenhagen, Denmark (CC BY-SA 2.0))

Es ist schlimm, was da gerade bei uns in Griechenland passiert. In der ganzen Welt werden die schrecklichen Bilder der Brände gesendet. Darüber brauche ich nicht sprechen. Alle Menschen sind erschüttert von den Bränden im ganzen Land. Die, die es gerade direkt betrifft, fliehen, verlieren ihr Hab und Gut, für das sie ein Leben lang gearbeitet haben. Alles.

 

Die Medien berichten auch ununterbrochen darüber, wie Flugzeuge im Einsatz sind, zeichnen ein Bild, dass die Regierung alles tut, um zu helfen. Das kann aber den täglich wachsenden Hass gegen die Machenschaften der Regierung nicht bändigen. Die Mitsotakis-Regierung wird als „kriminell“ bezeichnet. „Sie müssen sofort entfernt werden. Sie sind gefährlich“, so höre ich es in der Diskussion mit den Menschen in Griechenland vor Ort.

Mitsotakis erntet Wut - erste Demonstrationen

In sehr vielen Städte bilden sich Helfer-Gruppen. Sie wollen in den Gebieten, wo es brennt, helfen. Die Solidarität ist sehr groß und wächst, denn es wird immer offensichtlicher, dass die Regierung unfähig ist. Mitsotakis‘ letzter Auftritt im Fernsehen hat in Athen zu spontanen Demos geführt und am 9. August fand eine noch größere Demonstration statt. Mitsotakis sagt, dass er die "Wut" der Bürger anerkennt, aber gleichzeitig sendet er die unverschämte Botschaft, sich nicht zu ärgern: "Es wird die Zeit für Kritik und Selbstkritik kommen. Aber nicht jetzt."

 

Die Menschen haben es nicht vergessen, was er am Treffen bei der Feuerwehr am 24. Mai sagte: "Wir haben uns auf der Ebene des zentralen Staatsapparats und der Feuerwehr bestmöglich vorbereitet, und ich glaube, dass unsere Zusammenarbeit auch in diesem Jahr tadellos sein wird, sodass wir - zumindest in Attika - die Auswirkungen eines eventuellen Brandes auf ein Minimum reduzieren können.“ Doch jetzt erleben die Menschen selber, wie die Lage ist.

Mittel für Waldbrandschutz um 97 Prozent gekürzt

Die Folgen seiner Politik der Abwälzung der Krisenlasten auf die Massen sind verheerend. Nur 1,7 Millionen Euro wurden im Jahr 2021 für die Verhütung von Waldbränden bereitgestellt, in einem Land, das im Sommer seit Jahren solche Hitzewellen erlebt. Trotzdem wurden in den letzten Jahren in diesem Bereich Kürzungen von über 97 Prozent durchgeführt.

 

Für die Bewachung der Unis sind 5.000 Polizisten ausgerüstet worden. Für die Feuerwehr stehen in der Insel Euböa nur 167 Feuerwehrleute zur Verfügung. Die Löschautos sind vielfach nicht einsatzfähig, weil sie nicht gewartet werden und keine Mechaniker mehr eingestellt werden.

Chaos bei der Brandbekämpfung - Strafen gegen Camper

Und während das Land buchstäblich in Flammen steht, von Attika bis Euböa und Olympia, hat der Premierminister nichts anderes zu tun, als zu beschließen, dass jeder, der draußen und auf Campingplätzen grillt oder Kerzenlicht anmacht, mit 50.000 Euro bestraft wird. Im ganzen Land hat die Polizei nichts anderes zu tun, als mit Megafon die neue Verordnung von Mitsotakis zu verkünden. Jeder, der ein Handy hat, bekommt mehrmals solche Nachrichten.

 

Die Aussage eines Anwohners von Euböa zeigt ganz deutlich, wie die sogenannten erfolgreichen Rettungsaktionen verlaufen: „Am Samstag wurde kein Versuch unternommen, zu löschen. In den Nachrichten hieß es, dass zehn Flugzeuge im Einsatz waren, und wir sahen, dass keines im Einsatz war. Ein Chinook (schwerer US-amerikanischer Transporthubschrauber - Anm. d. Red.) warf alle zwei Stunden einen Korb mit Wasser auf einer 100-Kilometer-Front ab. Alles, was sie tun, ist zu evakuieren, aber alles, was sie evakuiert haben, ist verbrannt. Sie schließen die Harzer und Imker aus, die den Ort kennen und wissen, wo das Feuer eingedämmt werden könnte. Die Feuerwehrautos kamen von anderswo und die Feuerwehrleute wussten nicht einmal, wo die Hydranten waren. Wir holten sie mit unseren Fahrzeugen ab und brachten sie zu den Hydranten, um ihre Löschfahrzeuge zu füllen. Es ging so weit, dass die Menschen in den Dörfern die Fahrer der Löschfahrzeuge zwangen, die Brandbekämpfung selbst übernehmen zu können."

Umweltbewusstsein wächst

Jeder wünscht sich, das das Wetter sich ändert und diese Hitzewelle zu Ende geht. In dieser Hoffnung wächst auch das Bewusstsein der Menschen, das diese Situation eng mit der globalen Umweltkrise zusammenhängt. Es gibt viele Diskussionen darüber, wer die wirkliche Verursacher sind: die Monopolkapitalisten. Aber auch über die Notwendigkeit eines gesellschaftsverändernden Kampfs zur Überwindung der Ursachen.