Flüchtlinge

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Für einen internationalen Gedenktag für die Opfer der Sklaverei

Der folgende Aufruf war eine Initiative, um in Essen eine Gruppe des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität in Solidarität International (SI) aufzubauen. Er geht auf die Überlegung zurück, dabei den Imperialismus als wesentliche Fluchtursache ins Visier zu nehmen. Im Mai fand dazu eine Montagsdemo in Essen statt, bei der die Gründung des Freundeskreises beschlossen wurde.

Korrespondenz aus Essen
Für einen internationalen Gedenktag für die Opfer der Sklaverei
Sklaverei: In Ketten gelegte Herero 1914 im damaligen Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) (foto: gemeinfrei)

In der bürgerlichen Politik Europas ist groß in Mode, über Diversität, Kampf gegen Rassismus, Gleichberechtigung und Freiheit zu sprechen. Dem gehen Massenbewegungen gegen Rassismus, Faschismus, Antisemitismus und Antikommunismus voraus: Angesichts des Mordes an George Floyd und an Tausenden Anderen, der rassistischen und antikommunistischen Politik Trumps, Angesichts des Widerstands gegen verschärfte Polizeigesetze in Deutschland und Frankreich. „Black Lives Matter“ wurde eine internationale Bewegung. Aber, warum geht der Rassismus weiter? Welches System bringt ihn hervor? Auf welcher Vergangenheit, welchen Wurzeln baut das heutige kapitalistische System, das sich so freiheitsliebend gibt auf? Worauf begründet es seine Macht? Warum müssen gerade heute wieder Millionen Menschen aus den Ländern - vor allem Afrikas – fliehen, die seit Jahrhunderten von den imperialistischen Ländern Europas ausgebeutet und unterdrückt werden?

 

In einem offenen Brief an Frankreich beschreibt Louis-Georges Tin, dass es mit der Sklaverei noch lange nicht vorbei sei. Er merkt an: "Dass die Nachkommen von Sklaven immer noch unter den wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Sklavenhandels leiden", und er nennt Details. Also auf gut Deutsch: Sklaverei wird weiter betrieben, nur unter dem Mantel der Demokratie. Man könnte auch sagen, ein „Neo“-Kolonialismus besteht weiter.


Inzwischen ist bewiesen: Nicht nur der weltberühmte Elysée-Palast, sondern auch viele Pariser Hotels, Paläste, Banken (Banque de France) und Institutionen sind mit „schmutzigem Geld“, mit dem Blut von afrikanischen Sklaven finanziert worden. Also sollte man sich merken, dass der Präsident eines der „demokratischen“ Länder der Erde namens Frankreich, hier Präsident Macron, einen mit Sklavenblut finanzierten Palast als Amtssitz nutzt.

 

Und auch andere europäische Länder wie Großbritannien, Dänemark, die Niederlande, Belgien, Deutschland, Frankreich, Spanien, Portugal und Italien besaßen in Afrika nicht nur Kolonien, sondern haben aus diesen Kolonien auch andere Übersee-Kolonien mit Sklaven beliefert.

Wussten Sie:

Dass die Sklaverei in Europa seinerzeit so sehr verbreitet und offen war, dass Großbritannien in den 1650er-Jahren 100.000 irische Kindersklaven im Alter von zehn bis 14 Jahren ihren Eltern entrissen und als Sklaven nach Westindien, Virginia und New England verkauft hat?

Wussten Sie:

Dass Deutschland 1884 bis 1915 ALLEIN in Namibia Experten zufolge etwa 65.000 der 80.000 dort lebenden Herero und mindestens 10.000 der 20.000 dort lebenden Nama umgebracht haben (d. nh. also Völkermord begangen haben)? Dass sie die Überlebenden in deren eigenem Land als Sklaven behandelt haben? Medienberichten in Namibia zufolge zeigt sich die Bundesregierung inzwischen dazu bereit, eine "bedingungslose Entschuldigung" an die namibische Regierung, ihr Volk und die betroffenen Gemeinden zu richten. Den Begriff "Reparationen" für die Wiedergutmachungszahlungen wollte sie demnach hingegen nicht benutzen. Stattdessen wolle man von "Heilung der Wunden" sprechen.

Wussten Sie:

Dass Frankreichs 14 afrikanische Kolonien (das sind die ärmsten Länder unter den Armen) weiterhin auch im Jahre 2021 Kolonialsteuern für die „Wohltaten“ der Sklaverei und Kolonialisierung in Höhe von jährlich 500.000.000 US-Dollar (In Worten jährlich 500 Millionen US-Dollar) zahlen? Allein Frankreich ist mit 1200 Konzernen und über 2000 Tochtergesellschaften auf dem afrikanischen Kontinent vertreten, die Vorkaufsrecht für Rohstoffe ihrer ehemaligen Kolonien haben. Von den riesigen Gewinnen daraus sieht die Bevölkerung im Land nichts!Zu Recht regen sich immer mehr Kämpfe unter anderem der Bergarbeiter gegen diese Ausbeutung.

Wussten Sie:

Dass Belgien nach eigenen Angaben, 10.000.000 Kongolesen im Kongo getötet hat, weil sie nicht in ihrem eigenen Land wie Sklaven für Belgien gearbeitet haben!

 

Engländer und Franzosen entwickelten ebenso wie die Niederländer die auf Sklaven angewiesene Plantagenerzeugung von Zucker und anderen Luxusgütern zu einer intensiven Wirtschaftsform, die bereits viele Züge der Industrialisierung und des Kapitalismus vorwegnahm. Ihr Reichtum wurde aufgebaut auf der Ausbeutung von Sklaven und heute auf Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft ins unermessliche ausgebaut.

 

Wir regen an … einen internationalen Gedenktag für die Opfer der Sklaverei zu begehen, sowie im Kampf gegen ihre Folgen, die bis heute Fluchtursachen für Millionen Menschen sind.

 

Denn was tut heute die EU: Sie hetzt gegen die Flüchtlinge, deren Elend sie selbst verursacht hat und schottet sie menschenverachtend an den Außengrenzen ab.

  • Kämpfen wir gegen alle Formen der neokolonialen Ausbeutung und Unterdrückung
  • Der Imperialismus ist Fluchtursache Nr. 1. Dieser muss bekämpft werden, nicht die Flüchtlinge!
  • Für internationale Solidarität, wir lassen uns nicht spalten in Menschen erster, zweiter und dritter Klasse!
  • Solidarität mit den zunehmenden Kämpfen für Freiheit, Demokratie und Sozialismus in Afrika und überall anders auf der Welt!
  • Schluss mit der Überausbeutung der Arbeiter, die im Zuge der aktuellen Krise weltweit zunimmt und ihre Kämpfe hervorruft!
  • Schluss mit der Heuchelei der bürgerlichen Politik! Eine Welt ohne Rassismus, Faschismus, Kolonialismus, Antikommunismus muss erkämpft werden und wird uns der Kapitalismus nicht bieten!

 

Wie der Dichter Nazim Hikmet geschrieben hat: Es geht nicht darum, Gefangener zu sein, sondern darum, dass man sich nicht ergibt.