Straßburg, Mulhouse

Straßburg, Mulhouse

Proteste gegen Corona-Politik - Impfgegner nehmen Einfluss

Am vergangenenen Samstag, dem 7. August 2021, demonstrierten 237.000 Menschen, davon über 10.000 im Elsass, gegen bereits durchgeführte und geplante Maßnahmen der französischen Regierung in der Corona-Pandemie.

Korrespondenz aus dem Elsass

Die Demonstrationen sind geprägt von einer Mischung aus Unmut, berechtigten Protesten gegen Abbau bürgerlich-demokratischer Rechte und die Zustände im Gesundheitswesen, aber auch von bornierter Ablehnung jeglichen Gesundheitsschutzes und diffusem Impfgegnertum.

 

Eine 30-jährige Krankenschwester, die auf einer Intensivstation arbeitet und Personalmangel und anderes anprangert, hat sich nach eigener Aussage selbstverständlich impfen lassen - aus Verantwortungsbewusstsein und zum Schutz ihrer Patienten und ihrer Eltern. Aber sie lehnt eine Verpflichtung zum Impfen ab und meint, dies bedeute eine Spaltung der Gesellschaft. Ähnlich argumentiert der Generalsekretär der Rentner in der Gewerkschaft CGT Haut-Rhin, Bernhard Enggasser: "Ich bin geimpft, aber der Pass bedeutet eine Einschränkung der Freiheit."

 

In Frankreich gilt seit heute (9. August), dass für das Nutzen öffentlicher Einrichtungen, der Gastronomie usw. der sogenannte 3-G-Nachweis (getestet - geimpft - genesen) vorgelegt werden muss. In Bereichen wie dem Gesundheitswesen soll eine Impfpflicht eingeführt werden. Die Argumentation, der Pass schränke die Freiheit ein, ist nicht richtig. Ohne Kontrolle hat eine solche Maßnahme, die dem Gesundheitsschutz aller dient, keinen Sinn. Eine weitere Schattierung ist, dass Vorbehalte gegen die Impfung geschürt werden und Leute verunsichert darauf reagieren: Impfstoffe könnten gefährlich sein.

 

Es gibt aber auch den Hang zu offen egozentrischer Selbstverwirklichung. So sagt eine ältere Frau in Paris laut Bericht der Dernières Nouvelles d'Alsace vom 8. August: "Ich habe mich auch gegen Grippe nicht impfen lassen und weigere mich, mich testen zu lassen, bevor ich in meinen Yoga-Kurs gehe." In Mulhouse traten bei der Demonstration Royalisten der ultrareaktionären "Action francaise" auf. Marine Le Pen vom "Front National" twittert offen faschistisch, dass es absoluter Wahnsinn sei, dass die Regierung Maßnahmen gegen Immigration hintertreibe und die Rechte der Franzosen einschränkt.

 

Die Mehrheit der Bevölkerung ist für sinnvollen Gesundheitsschutz und gegen Faschisten und Ultrareaktionäre. Es muss aber die Überzeugungsarbeit gegen die faschistische Querfrontstrategie verstärkt werden.