Preissteigerungen
Die von bürgerlichen Ökonomen totgesagte Inflation ist wieder da
Gespräche am Eingang des Supermarktes werfen ein Schlaglicht auf das, was viele Menschen bewegt. „Egal aus welchem Regal man Sachen in den Einkaufswagen packt, fast alles ist spürbar teurer. Kaffee, Gemüse ...“. „An der Tanke hat man es zuerst gemerkt, nun geht es weiter, wo soll das noch enden?“
Noch zu Jahresbeginn haben Regierungsmitglieder beruhigt, mit dem zu erwartenden Frühjahrsaufschwung werde sich auch die Einkommenssituation der Leute verbessern. Dafür sorge das Krisenmanagement der Regierung. Am 5. April garantierte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier in der Tagesschau das Ziel einer „preisgünstigen Versorgung“ der Bevölkerung mit Energie. Nun meldete das statistische Bundesamt letzten Donnerstag mit 3,8 Prozent die höchste offizielle Preissteigerungsrate seit 28 Jahren. Bürgerliche Wirtschaftsinstitute rechnen mit einer Steigerung bis Jahresende auf über fünf Prozent. „Ökonomen wurden von dem steilen Anstieg überrascht“, schreibt das Managermagazin.
Weltweite Inflation
In den USA sind im Juli die Verbraucherpreise im Juli statistisch um 5,4 Prozent gestiegen. In einigen Ländern tobt schon seit letztem Jahr eine Hyperinflation Die imperialistischen Regierungen machen sich die größte Sorge, dass soziale Unruhen, Hungeraufstände und Massenkämpfe drohen. Ihr größter Risikofaktor sind die Kämpfe der internationalen Arbeiterklasse im Bündnis mit allen Unterdrückten der Welt, die zur Schule des Klassenkampfs für den Sozialismus werden können.
Jede Krise nutzen Staat und Monopole schamlos aus
Wer die Inflation beseitigen will, muss ihre Ursache kennen. Davon lenkt die bürgerliche Ökonomie ab, weil eine wirkliche Ursachenforschung zwangsläufig auf den Kapitalismus lenkt. Die tiefere gesetzmäßige Ursache liegt aber in der Ökonomie des staatsmonopolistischen Kapitalismus. Die Billionen Euro Staatsmittel, um die Wirtschaft am Laufen zu halten, setzen eine massive Geldentwertung in Gang. Schon Karl Marx hat darauf hingewiesen: „Alle bisherige Geschichte beweist, daß wenn immer eine solche Entwertung des Geldes vor sich geht, die Kapitalisten sich diese Gelegenheit, den Arbeiter übers Ohr zu hauen, nicht entgehen lassen.“1
Wer die Krisen und Inflation abschaffen will, muss den Kapitalismus beseitigen!
Wachsende Belastung der Haushalte der kleinen Leute
Was Millionen Menschen auf der Welt tiefer ins Elend treibt, sieht die Süddeutsche Zeitung nicht so schlimm. So schlage angeblich der aktuelle Anstieg „nur rechnerisch im Vergleich zu dem massiven Preisverfall des letzten Jahres“ durch. Was in der Statistik kleingeredet wird, tritt im Portemonnaie für unsereins schmerzlich auf. Viele Waren sind sogar im zweistelligen Bereich teurer als vor einem Jahr. Das trifft vor allem Benzin, Strom und Heizkosten mit über 11 Prozent.
Real ist die Preissteigerung für die Massen wesentlich höher als die offizielle Preissteigerungsrate. Nach Berechnungen des Vergleichsportals Verivox belastet der Anstieg der Energiepreise einen Drei-Personen-Haushalt mit 498 Euro zusätzlich im Jahr. Für Nahrungsmittel muss man 4,1 Prozent mehr auf den Tisch legen. Das bedeutet, eine Familie, die bisher im Supermarkt für 680 Euro eingekauft hat, muss jetzt 30 Euro mehr für die selbe Menge Waren bezahlen. Dabei sind die versteckten Preissteigerungen durch kleinere Mogelpackungen gar nicht erfasst. Die explodierenden Rohstoffpreise werden sich kurz oder lang auf alle Verbrauchsgüter niederschlagen. Und die hohen Energie- und Mietkosten werden auch Dienstleistungen wie Friseur, Versicherungen, Restaurants teurer machen.
Die Preistreiberei entwertet auch die Spareinlagen: „Ein Sparer, der zu Beginn des Jahres 10.000 Euro auf dem Sparbuch hatte, kann sich von diesem Geld jetzt noch Waren im Wert von 9620 Euro kaufen.“2 Das ist ein Verlust von 380 Euro! Die bürgerlichen Ökonomen wissen, dass die Inflation die Klassengegensätze erheblich verschärfen wird und den Arbeitern die Augen über dieses untaugliche System öffnen kann. Deshalb beschwichtigen sie alle, dass die Inflation im nächsten Jahr wieder vorbei ist. Auf die Prognose können sich die Arbeiter genauso sicher verlassen wie noch vor einem Jahr, als dieselben Leute die Gefahr einer Inflation für ausgeschlossen erklärt hatten!
Was tun? Die Arbeiter haben auf die Preise keinen unmittelbaren Einfluss. Natürlich ist es richtig, sich auch persönlich auf die kommende Entwicklung einzustellen, sein Sparprogramm aufzustellen und Finanzpläne zu machen, welche Ausgabe man verschieben kann oder auf andere Produkte umzusteigen. Im Internet werden zur Zeit viele Finanztricks angeboten, sich gegen Inflation abzusichern. Unter der Verlockung: „Retten Sie ihr Eigentum“, werden Anlagetipps „auch für kleines Geld“ gegeben. Als gäbe es für die Arbeiterklasse eine materielle Sicherheit?
Zynisch empfahl das Handelsblatt vom 25. Juni, man könne beim derzeitigen „Mangel an Güternachschub auf Anlagefonds setzen“ und „mit Öl, Holz und Halbleitern Rendite machen“. Da können sie ja gleich den Massen empfehlen, dass ausnahmslos jeder Kapitalist wird.
Kampf um Teuerungszulagen ist angesagt
Für diejenigen, die alle Werte produzieren, gibt es es nur diesen Weg: Den gemeinsamen Kampf für höhere Löhne und Einkommen aufnehmen. In den Großbetrieben und Gewerkschaften entfaltet sich die Kritik an den letzten Tarifabschlüssen. Das berichten aktuell Kolleginnen und Kollegen bei VW, TKSE, Daimler, Audi und anderen gegenüber der Rote Fahne Redaktion. Vor allem ist die Empörung darüber groß, wie die Konzerne die Corona-Pandemie für steigende Umsätze und Gewinnzahlen genutzt haben. Die Internationalistische Liste / MLPD wird das im Bundestagswahlkampf zum Thema machen. Kundgebungen vor den Betriebstoren werden über die Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus und die sozialistische Alternative aufklären und zum kämpferischen Zusammenschluss der Belegschaften überzeugen. Insofern gilt es auch, am 26. September eine richtige Wahlentscheidung zu treffen.