Solidarität
GDL-Streik: Hetze bürgerlicher Politiker - aus der Bevölkerung viel Zustimmung
Mutig, selbstbewusst und offensiv startet der zweite Streik der Lokführer und weiterer Kolleginnen und Kollegen bei der Deutschen Bahn.
In den Medien wird behauptet, die Bahn hätte ein neues Angebot vorgelegt, um den Streik abzuwenden. Tatsächlich hat sie aber nur angeboten, ein neues Angebot vorzulegen, ohne konkreteren Inhalt. Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky positioniert sich dazu klar: „Die Deutsche Bahn bleibt ihrem Motto Täuschen, Tricksen, Taschen füllen weiterhin treu. Beim vorliegenden Angebot handelt es sich nur um eine weitere Nebelkerze und den erneuten Versuch, die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen. … Mit einer Offerte, die das Papier nicht wert ist, auf dem sie steht, wollen die trickreichen Manager die Fahrgäste hinters Licht führen und gezielt Wut und Frust gegen die GDL entfachen.“
Der Streik ist ein wichtiges Signal an die gesamte Arbeiterklasse, sich nicht von der „Krisenpropaganda“ der Kapitalisten einschüchtern zu lassen und offensive Forderungen zu stellen, den Kampf um höhrere Löhne und Lohnnachschlag auf die Tagesordnung zu setzen. Schon jetzt merken die Arbeiter die hohe Inflation im Geldbeutel. Das Ende der Fahnenstange ist aber noch nicht erreicht. So gab es bei den Erzeugerpreisen (also z.B. für Rohstoffe und Vormaterial für die Produktion) einen Preisanstieg im Juli von 10,4 Prozent - den höchsten seit 46 Jahren – was sich zwangsläufig auch auf die Verbraucherpreise auswirken wird.
Der Streik der GDL-Kollegen hat also von Beginn an eine politische Seite. Wie nervös die Kapitalisten auf diesen Streik reagieren, zeigt u.a. die Äußerung von Bahn-Sprecher Achim Stauß: "Der GDL geht es um einen politischen Kampf … ohne Rücksicht auf die Fahrgäste ... und ohne Rücksicht auf das Unternehmen." Fahrgäste und Streikende gegeneinander auszuspielen ist wirklich mies! Die Bahn legt jährlich mehrere Hundert Streckenkilometer still, ohne Rücksicht auf die Fahrgäste (meist kleinerer Ortschaften). Die Eroberung neuer Geschäftsfelder und Märkte geschieht ebenfalls ohne Rücksicht auf die Beschäftigten. Aber wenn Arbeiter mehr Lohn fordern, dann wird ihnen vorgeworfen, „keine Rücksicht auf das Unternehmen“ zu nehmen!
Noch mieser ist das Ausnutzen der Corona-Pandemie, um gegen den Streik Stimmung zu machen. Ausgerechnet die bürgerlichen Politiker, die aktuell die vierte Welle heraufprovoziert haben, denen der Profit der Kapitalisten wichtiger ist als der Gesundheitsschutz der Bevölkerung, echauffieren sich darüber, dass die Arbeiter nicht nur als demütige Bittsteller ihre Lohnforderung vorbringen, sondern dafür auch offensiv kämpfen. Bisher hat sich der Herr Gesundheitsminister nicht besonders dafür interessiert, wie der öffentliche Nah- und Fernverkehr gestärkt werden kann, um Ansteckungen zu vermeiden. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte im heutigen Morgenmagazin von ARD und ZDF: "Die 50er-Inzidenz im Gesetz, die hat ausgedient". Aber wenn bei der Bahn gestreikt wird, ist das plötzlich wichtig. Was für eine Heuchelei!
Besonders negativ fällt dabei Karl Lauterbach auf, der bisher in der Corona-Pandemie eher fortschrittliche Standpunkte vertrat. Nun sagt er, die Streiks der GDL erhöhten die Gefahr, sich mit COVID 19 zu infizieren. Das zeigt nur, wie weit weg die SPD von den Interessen der Arbeiterklasse ist. Ihm gibt die GDL eine treffende Antwort: „Das ist nur der neueste Tiefpunkt in einer langen Reihe gezielter Schmutzkampagnen gegen die GDL“, so Weselsky. Peinlich nur, dass eine gemeinsame wissenschaftliche Studie von DB und der Charité Research Organisation keinerlei erhöhtes Erkrankungsrisiko für Fahrgäste und Zugpersonal an COVID19 ergab.
Der Streik dauert bis Mittwoch 2 Uhr. Die MLPD unterstützt den Streik uneingeschränkt und wird dazu auch Solidaritätsbesuche bei den Streikenden organisieren. Die GDL stellt auch klar, dass sie weiter bereit ist, zu kämpfen: Die Kolleginnen und Kollegen haben „schon einmal ein deutliches Zeichen gesetzt – und sie werden es wieder tun“. Berufspendler und andere Bahnreisende haben mehrheitlich Verständnis für den Streik: "Ohne Streik kriegt man doch nichts durchgesetzt" oder "Die Bahn soll ihre Leute anständig bezahlen, die machen ja auch anständige Arbeit."
Morgen führen die streikenden Lokführer und weitere streikenden Bahnbeschäftigte von 11 Uhr bis 12 Uhr in Erfurt eine Kundgebung durch.