Bundestagswahlkampf der Internationalistischen Liste / MLPD 2021
"Deutschlandfunk" vergleicht Wahlplakate
Der "Deutschlandfunk" brachte am 25. August einen Kommentar über Plakate und Slogans im diesjährigen Wahlkampf. Wir zitieren Auszüge von Florian Werner:
„Als halbwegs des Lesens mächtiger Mensch kann man kaum anders, als die darauf (auf den Plakaten) gedruckten Slogans zu studieren. Und fängt man einmal damit an, gerät man ins Grübeln, kratzt sich am Kopf, haut sich gegen die Stirne, hat auf jeden Fall keine Hand mehr am Fahrradlenker, ehe man sich‘s versieht schlingert man auf den Mittelstreifen und kollidiert mit einem weiteren Plakat. … Dort kann man beispielsweise Armin Laschet sehen. Neben ihm den konfuzianisch anmutenden Spruch: 'Weil es um die Menschen geht, wenn es um Deutschland geht.' Oder Annalena Baerbock und Robert Habeck samt dem Spruch: 'Unser Land kann viel, wenn man es lässt'. Oder Olaf Scholz mit der Schulhof-schlägermäßigen Ansage: 'Respekt für dich.' Und so weiter und so fort.
Jedenfalls fällt auf: Die Slogans sind austauschbar. Sie verraten nichts über das Programm oder die Position der jeweiligen Parteien und lassen nicht mal ansatzweise erahnen, dass sie aus dem Jahr 2021 stammen. Aus einem Jahr also, in der sich die Krisen so knubbeln, dass man von einer zukünftigen Kanzlerin oder einem künftigen Kanzler schon gerne wüsste, wie er oder sie die Sache grundsätzlich anzupacken gedenkt. Dass es auch anders geht, zeigen zum Beispiel die Plakate der marxistisch-leninistischen Kleinstpartei MLPD. 'Nur noch Krisen, eine Lösung: Sozialismus!' steht da, oder 'Nur noch Krisen, eine Ursache: Kapitalismus'.
Dem muss man nicht zustimmen, die Wenigsten tun das; bei der letzten Bundestagswahl erhielt die Partei ungefähr ein Promille der Zweitstimmen. Aber das ist immerhin mal eine Position, zu der man sich verhalten kann. Insgesamt kann man sagen: Je mehr Hoffnung sich eine Partei auf das Kanzleramt macht, desto inhaltsleerer sind ihre Slogans. … Woher aber kommt diese Diskrepanz? Haben die großen Parteien solche Angst, dass sie mit klaren Ansagen potentielle Wähler verschrecken könnten, dass sie vorsichtshalber lieber gar nichts sagen? … Oder soll durch die Inhaltslosigkeit - literaturwissenschaftlich gesprochen - eine interpretative Leerstelle geschaffen werden?
Während man noch über diese Fragen nach sinniert, schiebt man sein Fahrrad zurück auf die Straße, schwingt sich in den Sattel, fährt weiter und freut sich über ein riesiges Plakat, das endlich mal eine konkrete Ansage macht: Mobilfunk muss sich wieder lohnen. 'Na, geht doch!, denkt man. und stellt einen Atemzug später fest, dass es sich um die Werbung eines Telefonanbieters handelt.“