Internationalismus Live zu Afghanistan
Kompetente Expertinnen und Experten auf dem Podium trafen auf engagierte Beiträge aus dem Publikum
Unter dem Titel „Freiheit für Afghanistan! Solidarität mit dem afghanischen Volk! Kampf für nationale und soziale Befreiung“ fand am Mittwochabend eine begeisternde Veranstaltung im Kultursaal in Gelsenkirchen statt. Etwa 140 Besucher kamen – frisch von den an vielen Orten organisierten Kundgebungen anlässlich des Internationalen Antikriegstages. Die sehr dramatische, aber auch komplizierte Entwicklung in Afghanistan beschäftigt viele.
Die Veranstaltung bestach mit kompetenten Expertinnen und Experten auf dem Podium und engagierten und facettenreichen Beiträgen aus dem Publikum. Sie war ein bedeutender Beitrag der Information und Bewusstseinsbildung, aber auch der gelebten internationalen Solidarität und Kultur!
Monika Gärtner-Engel, Internationalismusverantwortliche der MLPD und ICOR-Hauptkoordinatorin, hieß die Gäste herzlich willkommen: Samia von der revolutionären Frauenorganisation Afghanistans RAWA und Abdul von den Sympathisanten der Solidarity Party of Afghanistan (SPA). In einer Runde kurzer Einführungsbeiträge begann Monika Gärtner-Engel mit einer prägnanten Einschätzung der MLPD: „Die 20-jährige Besatzung Afghanistans ist die größte Niederlage der NATO seit dem Vietnamkrieg! Das afghanische Volk hat ausländische Besatzung nie akzeptiert! Bisher haben sich alle Imperialisten die Zähne daran ausgebissen!“
Sie machte aber auch eindringlich deutlich, dass es keinen Grund gibt, die bisherige afghanische Regierung zu verteidigen. Sie war eine fundamentalistisch-islamistische Regierung und ein Marionetten-Regime der Besatzer. Auch darf es keine Illusion darüber geben, dass der Abzug der NATO aus Afghanistan Akt einer friedlichen Weltpolitik sei. „Hintergrund ist eine strategische Neuausrichtung der NATO-Kräfte gegen stark auf der Weltbühne auftretende neuimperialistische Mächte. China, Russland und der Iran buhlen bereits gegen die anderen Imperialisten um Afghanistan als rohstoffreichstes und geostrategisch wichtiges Land in der Region." Sie führte aus, dass sich die MLPD in ihrem theoretischen Organ REVOLUTIONÄRER WEG an jedem Wendepunkt Afghanistans jeweils gründlich mit der Entwicklung befasst und immer treffende Prognosen aufgestellt hat.
Es folgten die Einführungsstatements der beiden afghanischen Vertreter. Samia von RAWA betonte, dass „die wichtigste Forderung des afghanischen Volkes immer war, dass die NATO das Land verlassen und die afghanischen Fundamentalisten mitnehmen soll! Das afghanische Volk will und muss selbst über seine Zukunft entscheiden!“ Sie prangerte an, dass die USA Afghanistan zu einem Terrorzentrum gemacht und die Marionettenregierung jetzt den Taliban das Land kampflos geschenkt hat. Die Menschen blicken jetzt in eine unsichere und sorgenvolle Zukunft. Insbesondere für Frauen hat die Katastrophe schon begonnen. Während die Taliban gegenüber den Medien schöne Reden halten, wurde eine Ausgangssperre für Frauen verhängt, Frauen- und Waisenhäuser für Mädchen geschlossen und es wurde damit begonnen, Regimegegner umzubringen. So wollen die Menschen nicht leben. Der einzige Weg, die Situation zu beenden, ist zu kämpfen!
„Was in Afghanistan passiert, ist eine Lehre für alle: Imperialisten befreien andere Völker niemals!“ RAWA und andere fortschrittliche und demokratische Kräfte in Afghanistan haben das Land nicht verlassen, sie arbeiten unter schwierigsten Bedingungen, um die Leute für den gemeinsamen Kampf zu organisieren. Abdul von den Sympathisanten der Solidarity Party Afghanistan wies sehr kenntnisreich und konkret nach, dass der US-Imperialismus und die anderen westlichen Imperialisten, gestützt auf islamistisch-fundamentalistische Kräfte verantwortlich für die blutige Unterdrückung der demokratischen und revolutionären Kräfte Afghanistans waren und sind. Die USA haben mit dem von Ex-Präsident George W. Bush ausgerufenen „New War“ Afghanistan überfallen, um an den großen Reichtum an Rohstoffen zu gelangen. Und um Konkurrenten wie China und Russland auszuschalten. Auch die SPA hat von Anfang an gegen die Besatzung Afghanistans gekämpft. „Wir kämpfen auch in Zukunft gemeinsam mit allen fortschrittlichen Kräften für ein freies demokratisches Afghanistan!“
In der sehr engagierten Diskussion kamen viele Fragen auf, aber auch eine Reihe vertiefende Beiträge. Über die Rolle des iranischen Regimes, welches die Taliban unterstützt und zugleich afghanische Flüchtlinge im Iran wie Menschen dritter Klasse behandelt. Über die Rolle des BRD-Imperialismus, bezüglich der der Spiegel geheime Treffen von BND und Taliban aufgedeckt hatte.
Gabi Fechtner, Parteivorsitzende der MLPD qualifizierte das Desaster der imperialistischen Afghanistan-Politik als Legitimationskrise der sogenannten „westlichen Werte“: „Was sollen diese hehren Werte sein? Die eines faschistischen Ex-Präsidenten Trump? Oder, dass auch in Deutschland die Gewalt gegen Frauen heftig zunimmt?“ Das Desaster in Afghanistan sei ein gutes Beispiel, so Gabi Fechtner, dass nicht jeder Kampf gegen eine Regierung per sé fortschrittlich ist. Während aber die bürgerlichen Medien das afghanische Volk nur als Opfer und die faschistischen Taliban als einzige Kraft darstellen, betonte Gabi Fechtner die große Bedeutung und Rolle fortschrittlicher, revolutionärer und sozialistischer Kräfte und ihre Arbeit in Afghanistan, die auch in den Berichten deutlich wurde.
Ganz im Zeichen des proletarischen Internationalismus wurde eine Spendensammlung organisiert, deren Erlös zur Hälfte der praktischen Unterstützung der afghanischen Frauenbewegung dient. Mit schönen kulturellen Beiträgen wurde die Veranstaltung abgerundet. Sie hat die Verbundenheit und Solidarität mit dem afghanischen Volk gestärkt!