Hella Recklinghausen

Hella Recklinghausen

Sogar am Autotor ein Buch verkauft!

Wir verteilten mittwochs einen Flyer, auf dem Klaus Dumberger, der Direktkandidat der Internationalistischen Liste/MLPD, empfiehlt: „Das Buch braucht jeder von euch – bei Hella, Avitea oder anderswo!“, mit einer kurzen Werbung für das Buch „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“.

Korrespondenz

U. a.: „Wir kennen bei Hella viele Fälle, wo Kolleginnen und Kollegen gemobbt werden, z. B. mit ungerechtfertigten Abmahnungen, weil die Geschäftsführung ihre fortschrittliche politische Einstellung bestrafen will. Das Buch ruft auf: „Gib Antikommunismus keine Chance!“

 

Gespannt ziehe ich am Freitag, wie angekündigt, ans Tor. Ein Kollege entgegnet: „Ich informiere mich nicht mit solchen Büchern. Die lese ich sowieso nicht. Ich informiere mich aus verschiedenen Quellen, über Fernsehen, Internet, soziale Netzwerke.“ Ich hake nach: „Meinst du, dass du damit nicht beeinflusst wirst?“ Das stritt er ab, er werde durch jeden, auch seine Tochter, beeinflusst. Das Gespräch endete ohne Ergebnis. Später überlegte ich: Ich hätte ihm deutlich machen müssen, dass das Buch wissenschaftlich fundiert ist, ausgehend von Arbeiterinteressen, im Gegensatz zu zufälligen Informationen, auf die er sich stützt. Als Elektriker weiß er eigentlich, dass er nur mit der Kenntnis von Gesetzmäßigkeiten Störungen beseitigen kann. Genauso ist es im Klassenkampf. Ohne verallgemeinerte Erfahrungen der Arbeiterbewegung kann sie höchstens rebellieren, aber sich nicht erfolgreich durchsetzen.

 

Ich spreche weiter Kollegen an. Ein Kollege kurbelt das Fenster runter und meint zuerst: „Ich bin nur noch wenige Monate bei Hella, ich brauche das nicht.“ Ich: „Aber dann geht doch das Leben weiter.“ Er stimmt zu, erkundigt sich genauer nach dem Inhalt und will das Buch kaufen. Aber er hat kein Geld dabei. Ich schlage vor, dass er das Buch mitnimmt und mir die 16 Euro nächste Woche mittwochs vor seiner Mittagsschicht vorbeibringt. Und tatsächlich: Er streckte dann das Geld vorbereitet durchs Fenster. Ein Treffen lehnte er leider ab. Vielleicht treffe ich ihn ja nochmal, bevor er in Rente geht.