Peru

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Abimael Guzmán "Gonzalo" unter unwürdigen Haftbedingungen gestorben

Gestern starb im peruanischen Hochsicherheitsgefängnis von Callao Abimael Guzmán, langjähriger Führer der Guerilla-Bewegung "Sendero Luminoso" ("Leuchtender Pfad"). In Peru wurde er von vielen "Gonzalo" genannt.

Von RF-Redaktion

Die Verfassung von Abimael Guzmán hatte sich in den vergangenen Monaten immer weiter verschlechtert. Er aß kaum noch und wurde zwischenzeitlich im Krankenhaus behandelt.

 

Guzmán arbeitete in den 1960er-Jahren zunächst als Professor für Philosophie an der Universität von Ayacucho. Später gründete er die "Peruanische Kommunistische Partei für den leuchtenden Pfad von José Carlos Mariátegui".1 Sie führte in der Andenregion Ayacucho seit 1979 einen Guerillakrieg gegen die Regierung. Am 12. September 1992 wurde Guzmàn in Lima von der Anti-Terror-Einheit DIRCOTE verhaftet. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt und im  Hochsicherheitsgefängnis von Callao unter unmenschlichen Bedingungen eingesperrt. Im Mai 2004 trat Guzmán gemeinsam mit anderen inhaftierten Genossen in einen Hungerstreik, um gegen die Haftbedingungen zu protestieren.

 

Stefan Engel schreibt in seinem Buch "Peru - die Lunte am Pulverfaß Lateinamerika" von 1989 dazu: "Ihre verbale Berufung auf die Maotsetungideen, ihre Verurteilung der Restauration des Kapitalismus in der VR China durch Deng Xiao Ping und ihre entschiedene Zurückweisung der Angriffe auf die Maotsetungideen durch die Partei der Arbeit Albaniens und Enver Hoxha hat auch innerhalb der internationalen marxistisch-leninistischen und Arbeiterbewegung dazu geführt, daß der 'Leuchtende Pfad' den Marxisten-Leninisten zugeordnet wird. ...

 

Sendero rechtfertigt seine sektiererische Strategie mit der völlig unmarxistischen Theorie, daß in einem Entwicklungsland wie Peru immer eine revolutionäre Situation bestehe. Mit einer konkreten Analyse hat auch das nicht viel zu tun. ... In der Theorie ist die Strategie Senderos unmarxistisch, und in der Praxis ist sie längst gescheitert. Durch die Verhängung des Ausnahmezustands in Ayacucho, den ungeheuren Staatsterror der Militärs, hat Sendero längst seine ursprüngliche Basis in diesem Andengebiet verloren. ... eine feste Verankerung haben sie sich unter der breiten Masse des Volkes bisher nicht erwerben können." (S. 241-245)

 

Trotz grundsätzlicher ideologisch-politischer Differenzen eines Großteils der ICOR-Organisationen zu "Sendero Luminoso" hat die Hauptkoordinatorin der ICOR, Monika Gärtner-Engel, in den letzten Wochen mehrfach, zuletzt auf der Veranstaltung mit Müslim Elma am 10. September in Stuttgart, den peruanischen Staat scharf angegriffen. Dieser hatte den 86-jährigen und schwerkranken Gonzalo immer noch unter menschenunwürdigen Haftbedingungen isoliert. Das Beileid gilt seiner Witwe, seiner Familie und seinen Genossinnen und Genossen.