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„Carola meets Alassa“ – ein ganz besonderer Abend (mit Livestream)

Zu einem ganz besonderen Abend hatten People to People, der Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International und Solidarität International Emscher-Lippe am gestrigen 13. September in die Hauptstraße 40 nach Gelsenkirchen eingeladen: Die mutige Kapitänen der „Sea-Watch 3“, Carola Rackete, und der Sprecher des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität in Solidarität International, Alassa Mfouapon, waren im Geschäft von People to People zu einer Gesprächsrunde, moderiert von Lisa Gärtner, zusammengekommen.

Von ffz
„Carola meets Alassa“ – ein ganz besonderer Abend (mit Livestream)
Die Gesprächsrunde (von links): Alassa Mfouapon, Lisa Gärtner und Carola Rackete (rf-foto)

 

Nach der Vorstellung der beiden Gäste durch Lisa Gärtner wurde ein Ausschnitt aus dem Film über die Rettung der Flüchtlinge auf der „Sea-Watch 3“ durch Carola Rackete und ihre Crew gezeigt. Die Anwesenden sahen den mutigen Entschluss der Kapitänen, entgegen der Ansage der Hafenbehörde von Lampedusa, die der „Sea-Watch 3“ die Einfahrt in den Hafen verweigert hatte, einzufahren, wobei sie versehentlich ein Boot der Finanzpolizei touchiert. Das führte zu ihrer Festnahme und Diffamierung in den Medien.

 

Im Anschluss an den Film hatte Mohammed, Mitglied der Kinderorganisation ROTFÜCHSE aus Gelsenkirchen-Stadtmitte, eine Überraschung für Carola Rackete: Er überreichte ihr Blumen und das Buch „Jetzt reden wir!“ von Alassa Mfouapon und bedankte sich bei ihr für die Rettung der Flüchtlinge.

 

Carola Rackete bedankte sich und wies bescheiden darauf hin, dass nicht vergessen werden dürfte, welche Rolle die Leute an Bord - ihre Mannschaft und die Flüchtlinge - spielten. Im weiteren las sie aus dem Vorwort ihres aktuellen Buchs, das die Flüchtlingsaktivisten Hidou Oumarou Ibrahim aus dem Tschad verfasst hat. In diesem wurde die direkte Verbindung des sich verändernden Weltklimas zu den wachsenden Flüchtlingsströmen gezogen. So hatte der Tschadsee in der Lebenszeit der Autorin des Vorworts 90 Prozent seiner Wasserfläche verloren. Das und der Terror islamistisch-faschistischer Gruppen sind die Gründe für die Flucht. Carola Rackete führte weiter aus, dass die Hälfte der afrikanischen Gesellschaft heute keinen Zugang zu Strom hat. „Kein Mensch wird als Migrant geboren. Niemand verlässt gerne seine Heimat, seine Kultur und seine Identität. Dafür gibt es Gründe und die sind hier genannt“, so Carola Rackete.

 

„In diesem Vorwort erkenne ich meine und die Geschichte anderer Flüchtlinge hier wieder“, so Alassa Mfouapon dazu. Er wies auf die junge Generation in Afrika hin, welche Zukunft hat sie? „Die großen Konzerne haben alles privatisiert. Warum haben wir unsere Kultur verlassen, wenn wir nur wegen Geld hierher kommen wollten? Europa nennt sich demokratisch, aber welche Demokratie hat es Afrika gebracht? Es unterstützt Korruption, Militärputsche usw. Solange es so ist, wird es Flucht geben.“

 

Er warb für die Idee der Selbstorganisation der Flüchtlinge, wie sie im Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International stattfindet: „Gemeinsam und organisiert kämpfen. Mitmachen dann hast du Solidarität“, so Alassa Mfouapon.

 

Diesen Ansatz fasste Carola Rackete in der folgenden zweiten Diskussionsrunde auf. „Ich habe großen Respekt für die Organisierung unter schwierigsten Umständen. Das sollte man auf jeden Fall unterstützen und mir ist bewusst, was wir für eine Verantwortung haben."

 

Monika Gärtner-Engel, Hauptkoordinatorin der ICOR, die im Publikum saß, verwies auf den Solidaritätspakt zwischen Solidarität International und der Selbstorganisation der Flüchtlinge im Lager Kara Tepe auf Lesbos in Griechenland, und sie berichtete, dass dieser auf Gegenseitigkeit und Augenhöhe beruht. Alassa Mfouapon erläuterte im Folgenden die unverschämte Begründung für seine angedrohte Abschiebung. Die komplette Veranstaltung erklärte sich mit ihm solidarisch.

 

Zum Abschluss hatte Alassa Mfouapon noch einen Auftrag für die beiden anwesenden Stadtverordneten, Ali Akyol von WIN und Jan Specht von AUF: Die Bitte, ihm dabei zu helfen, seine Anerkennung als Flüchtling in Gelsenkirchen, die ihm die Stadt bisher verweigert, durchzukämpfen.

 

Dass die Veranstaltung so stattfand, ist auch ein Erfolg gegen den Antikommunismus: Gelsenkirchens "antideutsche" Ein-Mann-Fraktion, die sogenannte "Initiative gegen Antisemitismus Gelsenkirchen", hatte Carola Rackete im Vorhinein in den sozialen Medien antikommunistisch attackiert. Aber das ging nach hinten los... .

 

Interessiert? Hier gibt es den Livestream vom gestrigen Abend

 

Hier ein aktueller Artikel aus der Regionalausgabe Gelsenkirchen der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) (leider konstenpflichtig)