Aktionen in mehr als 80 Ländern

Aktionen in mehr als 80 Ländern

Fridays for Future – kämpferischer Protest für echten Umweltschutz

In mehr als 470 Orten in Deutschland fanden heute Aktivitäten zum achten weltweiten Protest für Klimaschutz statt, weltweit waren mindestens 1400 Klimastreiks und Aktionen in mehr als 80 Ländern geplant. Zentrale Forderungen waren der Kohleausstieg bis spätestens 2030, eine rasche Umstellung auf erneuerbare Energien und eine klimafreundliche Landwirtschaft.

Von dr
Fridays for Future – kämpferischer Protest für echten Umweltschutz
Die Internationalistische Liste/MLPD bei der Fridays for Future-Demonstration in Stuttgart (rf-foto)

In vielen Städten kamen wesentlich mehr Menschen als von den Organisatoren erwartet zu den Demonstrationen, besonders viele Jugendliche. In Berlin waren um die 100.000 Leute auf der Straße! 25.000 in München, 21.000 in Hamburg, in Frankfurt 19.000, Stuttgart 15.000, in Freiburg 10.000. Die machtvollen Jugenddemonstrationen für wirklichen Umweltschutz zeigen, dass sich die Jugendumweltbewegung neu belebt! Nach den letzten großen FFF-Protesten hatten die bürgerlichen Politiker verkündet, sie hätten ihre Lektion gelernt. Dabei hat sich der Umschlag in eine globale Umweltkatastrophe noch beschleunigt! Von Organisatoren von FFF, besonders führenden Vertretern bürgerlicher Parteien und aus NGOs, war lange versucht worden, kämpferische Aktionen auf der Straße zu beerdigen. Umso mehr freute man sich, heute wieder so groß und engagiert gemeinsam zu protestieren.

 

Aus vielen Städten berichten Korrespondentinnen und Korrespondenten von einer ausgesprochen kämpferischen Stimmung, vielen Transparenten und Schildern mit Forderungen gegen die Umweltpolitik der Regierung, teils dem Slogan "System Change statt Climate Change". Die Stimmung war ausgeprägt kapitalismuskritisch. Auf Kritik stieß von einem Teil auch, wie die Proteste teils zur Unterstützung des bürgerlichen Wahlkampfs von Grünen, SPD und Linkspartei missbraucht wurden. Ihre Wahlprogramme würden noch nicht einmal das fragwürdige 1,5 Grad-Ziel erreichen. Zu Recht wurde das Desaster der Regierungspolitik angegriffen und davor gewarnt, dass die Politikerinnen und Politiker sehenden Auges in die größte Katastrophe steuern, der die Menschheit je gegenüberstand.

 

Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs lag vielen besonders am Herzen, die Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, Stilllegung von Datteln IV, keine Abholzung von Wäldern für Straßenbau- und ähnliche Projekte. In Sinzig und Koblenz prangerten die Demonstranten das völlige Versagen der bürgerlichen Politiker in der Hochwasserkatastrophe an.

 

Ein Lehrbeispiel für die menschen- und umweltverachtende Politik der Herrschenden ist die gerade tagende Uno-Vollversammlung knapp sechs Wochen vor dem 26. UN-Klimagipfel in Glasgow. An salbungsvollen Worten von den Hauptverursachern mangelt es nicht, aber den Realitätstest bestehen sie nicht. Bis 2030 werden die Emissionen mit den gegenwärtigen Zusagen aller Länder um 16 Prozent steigen. Mit den völlig unzureichende Zusagen wird sich die Erde bis 2030 um 1,5 Grad und bis Ende des Jahrhunderts um mindestens 2,7 Grad Celsius erwärmen. Das hochgelobte Pariser Abkommen steht damit kurz vor dem offenen Scheitern.

 

Aufgerufen zum heutigen Aktionstag haben Fridays for Future und 200 Organisationen wie Nabu, BUND, Naturfreunde, Landes- und Kreisverbände der GEW, GRÜNE, Die Linke, MLPD und Rebell. Der Jugendverband REBELL und MLPD mobilisierten für einen breiten, kämpferischen Aktionstag in Einheit mit der Arbeiterbewegung, gegen die internationalen Monopole als Hauptverursacher und für eine sozialistische Perspektive als Ausweg aus der Umweltkrise.

 

In Stuttgart beteiligte sich eine kämpferische Gruppe der Internationalen Automobilarbeiterkoordination mit einigen Leuten, auch Leute aus Betrieben mit IG-Metall-Jacken und -Fahnen. In Frankfurt waren Eisenbahner von der EVG sichtbar. Korrespondenten unter anderem aus Essen (4000 Teilnehmer), Darmstadt (2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einer Fahrrad- und Laufdemo) und Stuttgart berichten von einer bunten Teilnahme aus allen Altersgruppen, überwiegend Jugendliche. Zu Recht betonte Greta Thunberg, FFF-Aktivistin der ersten Stunde, in Berlin, dass keine der (bürgerlichen) Parteienprogramme die Klimaziele erfüllt und „wir müssen kämpfen solange es eben dauert“. Dieser Meinung stimmten viele zu, unabhängig davon, wie sie bei der Wahl abstimmen wollten.

 

Auf viel Interesse und Aufgeschlossenheit stieß das Auftreten von MLPD und REBELL: „Mehrere sagten, euch habe ich immer beim Wahlomat als Ergebnis. Bei der Diskussion um den nötigen 'System Change', sagten einige, dass sie doch noch mal Grüne oder Linkspartei wählen, wenn auch mit Bauchschmerzen, vielleicht in vier Jahren MLPD. Eine Reihe trug sich in die Liste des REBELL ein" (Korrespondenz Essen).

 

Ganz offen durften GRÜNE und Die Partei in Villingen/Schwenningen Wahlwerbung machen, während die der MLPD offiziell unerwünscht war. In Herne machte der bekannteste Funktionär der GRÜNEN, Jörg Höhfeld, Wahlwerbung für die Grünen nach dem Motto, dass die Forderungen der (bürgerlichen) Parteien nicht ausreichen, aber von „Partei A“ eben am besten ist. Die wachsende Kritik in der Umweltbewegung macht wohl einige Funktionäre der Grünen und Antideutsche nervös und aggressiv. In Hannover, Recklinghausen oder Hagen wurden MLPD und REBELL von Polizei und / oder Organisatoren zeitweise aus der Demo gedrängt, ein Transparent wurde beschlagnahmt oder eine Lautsprecheranlage zerstört. Überall wurde dagegen protestiert und letztlich das Auftreten für Umweltschutz gegen die Profitwirtschaft durchgesetzt.

 

In Essen forderte die MLPD-Vorsitzende Gabi Fechtner dazu auf, die Behinderung einer offenen Diskussion über den Sozialismus sein zu lassen: "Gleichzeitig merkt man hier ja auch an den Behinderungen gegenüber dem offenen Mikrofon und den Plakaten der MLPD, dass auch der Antikommunismus hier immer noch eine Rolle spielt, der halt kommt, wenn man sagt, man ist für eine andere Gesellschaft und nicht nur allgemein von System Change spricht, sondern auch eine Vorstellung davon hat, wie das laufen soll. Und wann ist denn eine Zeit, über den Sozialismus zu sprechen, wenn nicht jetzt? Wo der Kapitalismus nur noch aus Krisen besteht und wirklich jeder Mensch, der mit offenen Augen durchs Leben geht, sieht, dass der Kapitalismus nicht das Ende der Geschichte sein kann, wie sie noch vor 30 Jahren erzählt haben. Und deshalb sind wir ja auch für eine sachliche Diskussion, für eine offene Diskussion, wo nicht alle einer Meinung sind. .... Dieser Antikommunismus, der die Diskussion gleich abtötet und von einzelnen Leuten hier sogar vertreten wurde, ihr dürft hier gar nicht gleichberechtigt mitmachen. ... In vielen Ländern sind Kommunisten verboten, hier haben wir uns in vielen Jahrzehnten das demokratische Recht erkämpft, gleichberechtigt an Demonstrationen teilzunehmen, da können nicht einzelne Leute daherkommen und das behindern, die demokratische Diskussion ist genau, was wir brauchen."

 

Der Verkauf der Bücher "Katastrophenalarm! Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur" und „Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus“ war oft Ausgangspunkt für tiefere Diskussionen über die notwendige Überparteilichkeit der Umweltbewegung und gegen antikommunistische Spaltungsversuche. Dies ist vielen jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmern oft gar nicht bekannt, auch welche Rolle der Antikommunismus grundsätzlich spielt. Viele Gespräche drehten sich darum, ob der Kapitalismus reformierbar ist, oder ob das mit dem Sozialismus funktionieren kann (Darmstadt)

 

Zum Redaktionsschluss dauerten verschiedene große Aktionen noch an. Rote Fahne News wird morgen weiter berichten.

 

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