Hans-Jürgen Urban gegen Kriminalisierung des Marxismus

Hans-Jürgen Urban gegen Kriminalisierung des Marxismus

Mitglied des IG-Metall-Vorstands positioniert sich gegen Antikommunismus

Die Zeitung „junge welt“ wird vom Inlandsgeheimdienst überwacht. Begründung: Weil sie „oftmals positiv Bezug auf die kommunistischen Vordenker“ nimmt. Das ist ein Skandal!

Korrespondenz aus Gelsenkirchen

Dazu sprach die junge welt mit Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, zur Frage: „Marxistische Positionen geraten unter Generalverdacht!“

 

Er erklärte, dass der Marxismus „mehr zeitdiagnostische Erklärungskraft als jeder andere besitzt. Das gilt auch gerade aus der Perspektive der Gewerkschaften. Nehmen wir etwa die aktuelle Debatte über Klimaschutz und Dekarbonisierung. Marx und Engels haben den Zusammenhang zwischen den Wachstumszwängen einer kapitalistischen, profitorientierten Marktökonomie und der Überforderung und Zerstörung der Ökosysteme so treffend wie nur sehr wenige andere analysiert.“

 

Er führt aus, dass Marx die “sozialen Ungerechtigkeiten“ auf die „kapitalistischen Eigentumsverhältnisse und die Mechanismen profitgetriebener Märkte“ zurückgeführt hat und „dass ökonomische Krisen, soziale Verwerfungen und Naturzerstörung keine Zufälle sind“, sondern „das ist der analytische Mehrwert der marxistischen Kapitalismusanalyse.“

 

Damit spricht sich Hans-Jürgen Urban gegen die antikommunistische Unterdrückung und Kriminalisierung des Marxismus durch den „Verfassungsschutz“ aus. Die Solidarität von Urban mit der jungen welt ist ebenso zu begrüßen wie die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der proletarischen Weltanschauung des wissenschaftlichen Sozialismus von Marx und Engels.

 

Offen bleibt allerdings eine Positionierung von Hans-Jürgen Urban zu den revolutionären Schlussfolgerungen die Marx und Engels aus ihrer Analyse gezogen haben. Marx und Engels auf ihre Kapitalismus-Analyse zu reduzieren, beraubt jedoch die Arbeiterbewegung ihrer gesellschaftlichen Perspektive. Das beraubt den wissenschaftlichen Sozialismus seines revolutionären Kerns und macht ihn zu einer sozialreformerischen Theorie.

 

Die Diskussion um eine gesellschaftliche Alternative ist angesichts der allgegenwärtigen Krisenhaftigkeit des Kapitalismus auch in den Gewerkschaften unabdingbar. Genauso ist ist es auch an der Zeit, die antikommunistischen Unvereinbarkeitsbeschlüsse gegenüber der MLPD als revolutionärer Arbeiterpartei durch den IG-Metall-Vorstand über Bord zu werfen und dem Willen der IG-Metall-Basis endlich Rechnung zu tragen.