Stuttgart: Mindestens 15 000 auf der Straße

Stuttgart: Mindestens 15 000 auf der Straße

Offene kapitalismuskritische Stimmung

Am 8. weltweiten Klimastreiktag am 24. September startet bei strahlendem Sonnenschein im Stuttgarter Stadtgarten der Demonstrationszug mit tausenden vorwiegend jungen Menschen, aber auch mit jungen Familien, Großmüttern und Großvätern.

Von einer Korrespondentin
Offene kapitalismuskritische Stimmung
(rf-foto)

Angekommen im Schlossgarten ist der Zug auf 15 000 angewachsen. Zwischen zwei Bäumen hängt hoch ein riesiges Transparent: „Es gibt keinen grünen Kapitalismus – Systemchange statt Regierungswechsel“. Von diesem Gedanken ist die offene und gegenüber grundsätzlicher Kapitalismus-Kritik aufgeschlossene Stimmung geprägt. Und sie steht im Widerspruch, diesen Tag aufs Gleis des bürgerlichen Parlamentarismus und der „Klimawahl“ zu setzen im Sinne der GRÜNEN.

 

Mit den GRÜNEN haben wir Erfahrung. Denn wir haben seit 2011 hier in Baden-Württemberg einen grünen Ministerpräsidenten. Gewählt wurde er unter dem Eindruck der Atomkatastrophe in Fukushima und weil er den Ausstieg aus dem unsinnigen, klimaschädlichen Bahnprojekt S21 versprochen hatte. Das Atomkraftwerk Neckarwestheim läuft bis heute mit hochgefährlichen Rissen und an S21 wird immer weiter gebuddelt.

 

„Die Klimakrise ist angekommen – auch in Stuttgart“, sagt eine Rednerin bei der Abschlusskundgebung. Wir stehen vor der Oper, wo der sintflutartige Starkregen Anfang August einen Teil des Daches runtergerissen hat. Auffallend ist in allen folgenden Ansprachen die Ausweitung auf die weltweite Problematik. Sinngemäß: Die Wurzeln der Klimakrise liegen im Kolonialismus, im Imperialismus. Es sind die Gleichen, die heute für die weltweite Zerstörung der Lebensgrundlagen die Verantwortung tragen. Wir müssen heute den Ökozid als Asylgrund anerkennen. Die Klimakrise befeuert alle weltweiten sozialen Ungleicheiten. Lasst uns über ein toxisches System reden und es verändern.

 

In vielen Gesprächen zeigt sich, wie sich die Anschauung vertieft, dass radikaler Umweltschutz im Kapitalismus nicht funktionieren kann. Der Wunsch nach engerem Zusammenschluss der Bewegung wird zum Thema. „Dafür wähle ich die Internationalistische Liste/MLPD“, sagen manche. Zur Erinnerung: Wenn das Umwelt-Sofortprogramm der MLPD konsequent umgesetzt worden wäre, hätten wir heute schon 80 Prozent erneuerbare Energien.

 

Der Block der Internationalistischen Liste/MLPD mit unserer Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg, Monika Gärtner-Engel, mit Lautsprecherwagen und offenenem Mikrofon, moderiert von einer Rebellin und einem Rebellen, wird sehr beachtet. Wie Umweltschutz und Arbeitsplätze untrennbar zusammengehören, machen mehrere IG-Metaller deutlich. Den aufmerksam Zuhörenden zeigt Monika Gärtner-Engel auf, welche katastrophalen Konsequenzen, wenn nicht sofort gehandelt wird, auf Länder wie Bangladesch zukommen. Vertieft wurde von ihr, dass wir den Sozialismus brauchen, um die Umweltkatastrophe zu verhindern und die Einheit von Mensch und Natur herzustellen.