Evergrande China
Wird ein chinesischer Immobilienkonzern zum Auslöser eines erneuten Kollaps in der Finanzkrise?
Seid mehreren Tagen gibt es Meldungen darüber, dass der chinesische Immobilienkonzern Evergrande kurz vor dem Konkurs steht und seine Gläubiger und Lieferanten nicht mehr bezahlen kann. Evergrande ist Teil einer der größten Immobilienkonzerne Chinas und maßgeblich am spekulativen Bauboom in China beteiligt. Der Chef und Gründer war zeitweise der reichste Chinese.
In China leben mehr als 600 Millionen Menschen von weniger als 1000 Yuan – umgerechnet 130 Euro im Monat. Gleichzeitig nähern sich die Lebenshaltungskosten rapide denen in Europa an. Für die Mehrheit der Chinesen sind die aus dem Boden gestampften Bauprojekte unerreichbar. Das ist auch die wesentliche Ursache dafür, dass sich die Profite aus der spekulativen Bautätigkeit immer schlechter realisieren lassen. In der Stadt Kunming wurden beispielsweise neue gebaute Wohnblöcke wieder gesprengt, ohne dass sie jemals bewohnt wurden.
Der Auslöser der Weltwirtschafts- und Finanzkrise war maßgeblich der Zusammenbruch der Lehman-Brothers-Bank, die auf den amerikanischen Immobilienmarkt spekuliert hatte. Evergrande ist „nur“ etwa halb so groß wie Lehman Brothers, könnte aber auch einen Kriseneinbruch zumindest im chinesischen Finanzwesen einleiten. Im Moment sieht es so aus, als würde die chinesische Regierung Evergrande nicht direkt retten wollen, sondern die Banken, bei denen Evergrande verschuldet ist. So wurden vergangene Woche kurzfristig 14 Milliarden Euro in den Bankensektor gespeist.
Hintergrund ist auch, dass es angesichts der drastisch gestiegenen Lebenshaltungskosten eine wachsende Wut auf die chinesische Führung gibt. Der Aufstieg Chinas zu einer sozialimperialistischen Macht ist damit verbunden, dass solche Proteste aus der Bevölkerung unterdrückt und durch Zugeständnisse in Einzelfragen abgemildert werden.