Veranstaltung mit Monika Gärtner Engel in Tübingen

Veranstaltung mit Monika Gärtner Engel in Tübingen

Frauenpower für Sozialismus und Kommunismus

Solch ein Thema und das im Endspurt des Wahlkampfes? So startete Monika Gärtner-Engel ihren Vortrag am Donnerstag, dem 23. September 2021, und faszinierte die rund 40 Zuhörerinnen und Zuhörer.

Von uh
Frauenpower für Sozialismus und Kommunismus
Monika Gärtner-Engel bei der Veranstaltung am 23. September in Tübingen (Foto: Frauenverband Courage)

Die Alltagssituation der Frauen gerade in der Corona-Krise mit Homeoffice, mit Kindern, dann Homescooling war sehr schwierig. Das war nicht Thema im Wahlkampf! Das ist aber der Alltag der Masse der Frauen, so wie eine Teilnehmerin über ihr Leben berichtete: Job in einer Leiharbeitsfirma, abends noch in einer Bäckerei, das Kind unterbringen, Fahrtzeiten – ein wirklich hartes Leben.

 

Monika Gärner-Engel schilderte die Auswirkungen der Krisen im Kapitalismus auf die Masse der Frauen. Die von der SPD in Aussicht gestellten 12 Euro Mindestlohn ergeben für eine Rente ohne jeglichen Ausfall durch Krankheit nur 880.90 Euro – also sichere Altersarmut. Das ist keine Lösung für uns Frauen. Daher: Nur noch Krisen - eine Lösung: Sozialismus!

 

Wie sieht es im Sozialismus aus? In der sozialistischen Sowjetunion wurden nach der Revolution für 1917 weitgehende Frauenrechte beschlossen, wie Kinderbetreuung, Gesundheitsschutz der Frauen und ein fortschrittliches Scheidungsrecht. Um solche Rechte mussten wir in Deutschland noch bis 1977 kämpfen, bis z.B. das Zerrüttungsprinzip das Schuldprinzip in der Scheidung ablöste. Die AfD will wieder zurück zum Schuldprinzip. Bei der Umsetzung der Frauenrechte gab es in der Sowjetunion einen Kampf um die Denkweise gegen alte überholte Moralvorstellungen und Widerstände. Beispiel Sommerbräute: Bauern heirateten am Anfang des Sommers eine Frau, ließen sie den Sommer über arbeiten und verlangten im Herbst die Scheidung. Dieser Praxis wurde schnell ein Riegel vorgeschoben und es wurden harte Auseinandersetzungen geführt.

 

In der Kulturrevolution in China wurde eine Massenkritik an solche rückschrittlichen Positionen eröffnet: "Die frühere Losung 'Alles, was ein Mann kann, kann auch eine Frau' hatte bereits zu einer sprunghaften Ausweitung der gleichberechtigten Ausbildung und Berufstätigkeit von Frauen geführt. Die Losung der Kulturrevolution 'Alles, was eine Frau kann, kann auch ein Mann' zielte dann vor allem auf die Überwindung traditioneller Moral- und Lebensvorstellungen. Die Bandbreite der Kritik reichte von der Verantwortung der Männer für Kindererziehung und Hausarbeit bis hin zu einer ausgeprägten Frauenförderung in führenden Funktionen von Partei, Wirtschaft und Staat.“ (Die Krise der bürgerlichen Ideologie und des Antikommunismus, S. 215)

 

Schlussfolgerung ist: Wir sollten uns von einer idealistischen Vorstellung des Sozialismus verabschieden. Im Sozialismus muss zum einen der Kampf um die Denkweise mit den alten überkommenen Moralvorstellungen und patriarchalen Vorstellungen geführt werden, zum anderen auch gegen den Versuch der alten Kräfte, die Macht wieder zu übernehmen.

 

Die internationale kämpferische Frauenbewegung hat sich in den letzten Jahren unübersehbar gestärkt, große Errungenschaften erkämpft und bedeutende Fortschritte erreicht, besonders im Kampf gegen die Rechtsentwicklung vieler Regierungen. Weltweit kämpfen Frauen für ihre Rechte, wie die Durchsetzung des Rechts auf Schwangerschaftsabbruch in Argentinien. Die Textilarbeiterinnen in Bangladesh stellen das Gros der Arbeiterklasse: jung, zwischen 16 und 20, kämpferisch.

 

Monika Gärtner-Engel nahm auch die Entwicklung der Frauenbewegung in Deutschland kritisch in den Blick. In Deutschland gibt es zwar die formale, gesetzliche Gleichstellung, aber die Realität sieht anders aus. Mit zwei Hauptproblemen muss sich die kämpferische Frauenbewegung auseinandersetzen. Zum einen mit der spalterischen Wirkung des Antikommunismus, zum anderen mit der Einschränkung in ihren Inhalten und Beschränkung auf sogenannte Frauenthemen. Zum Beispiel die Beschränkung auf die häusliche Gewalt beim Thema Gewalt gegen Frauen. Diese gilt es natürlich anzugreifen, gleichzeitig haben wir es mit einer bürgerlichen Staats- und Familienordnung zu tun. Die besondere Unterdrückung und Gewalt ist systemimanent und die Frauenbewegung muss lernen, Teil der gesellschaftsverändernden Bewegung zu werden.

 

Es ist Ausdruck des Postmodernismus, den Arbeiterinnen und Arbeitern als linke Politik Gendersternchen und Geschlechtergerechtigkeit vorzugaukeln. Monika Gärtner-Engel hat dazu die Queer-Bewegung genauer untersucht. Hier haben sich Menschen mit anderen Geschlechtsidentitäten wie LSBTI* zusammengeschlossen. Betroffene werden oft diffamiert, sind Gewalt oder Mobbing ausgesetzt. Hier gehört ihnen unsere unbedingte Solidarität. Aber die Geschlechtsidentität zum Hauptthema und Hauptwiderspruch in unserer Gesellschaft zu machen und als Hauptfeind die hetereosexuelle Mehrheit zu definieren, leugnet schlicht den Klassenwiderspruch. In Bochum z.B. gab es plötzlich eine große Queer-Demonstration mit vielen ganz jungen Frauen. Eine Zusammenarbeit mit der örtlichen Frauenbewegung wurde abgelehnt. Unten auf ihrem Flyer aber stand "gefördert vom Bundesministerium für Bildung". Solche spalterischen Aktionen werden bewusst staatlicherseits gefördert. So schnell wie die Bewegung aufgeplobbt ist, so schnell war sie auch wieder verschwunden. Wir dürfen uns von solchen Bewegungen nicht einschüchtern lassen, sondern müssen neben der Solidarität mit den berechtigten Anliegen die Leugnung des Klassenwiderspruchs aufdecken.

 

Im Kampf um die Befreiung der Frau müssen wir uns wieder intensiv international vernetzen. Monika rief dazu auf, mit der Vorbereitung der nächsten Weltfrauenkonferenz zu beginnen. 2022 soll sie in Tunis stattfinden, die tunesischen Frauen bereiten sie trotz heftig wütendem Coronavirus in Tunesien vor. Wir müssen die Weltfrauenkonferenz bekannt machen, unsere internationalen Partnerschaften wieder aufgreifen, Geld sammeln für die ärmeren Länder und selbst sparen, damit wir gemeinsam hinfahren können.