Hannover
Klassenjustiz: Klage von Sitech-Kollegen gegen Volkswagen Nutzfahrzeuge abgewiesen
Am 13. März 2020 wurde das Sitech-Werk in Hannover geschlossen und 470 Kollegen wurden auf die Straße gesetzt. Seitdem gibt es einen Kampf eines kleinen Teils der Kollegen um ihre Arbeitsplätze. Erstritten haben einige, dass die Kündigung unwirksam ist und diese Kollegen haben bis heute einen Arbeitsvertrag bei Sitech. Um es den Kollegen so schwer wie möglich zu machen, wurden sie in das Werk nach Emden versetzt. Am Freitag, den 1. Oktober 2021 kam es zum Prozess zwischen VW und den Kollegen. Streitfrage ist, ob die Kollegen nicht eigentlich bei einer Abteilung von VW eingestellt waren, die Sitze baut, und VW mit der Gründung einer hundertprozentigen Tochter nur die Sitze zu niedrigeren Löhnen fertigen wollte.
Für die Richterin war unstrittig:
- Dass, die Fertigung von Sitech Hannover mitten im Werk von VW Hannover zwischen anderen Abteilungen ansässig war und allein eine blaue Linie die Fläche von Sitech kennzeichnete.
- Dass, bei Nacharbeit und am Wochenende die Kollegen auch mitten in der Fertigung von VW Hannover gearbeitet haben, dort Sitze eingebaut und Nacharbeiten gemacht haben.
- Dass, es eine Personalvermischung im Management von Sitech und VW gibt. Die Geschäftsführer werden von VW bezahlt. Heute ist der Chef von Sitech Hannover der Leiter der Montage von VW Hannover .
- Und auch, dass der Eingang der Waren für den Bau der Sitze von VW gemacht wurde und in das VW-System eingegeben wird.
Damit ist auch völlig klar, dass in der Abteilung der Sitzefertigung in Hannover keine anderen Sitze gebaut werden können, als die für die Autos, die in Hannover gebaut werden. Die Richterin ging weiter davon aus, dass es keinen schriftlichen Werksvertrag zwischen Sitech und VW gibt.
Wer jetzt denkt: Oh, das hört sich doch wirklich so an, als ob Sitech nur eine Abteilung von VW ist und damit doch eigentlich klar ist, dass die Kollegen für VW gearbeitet haben, hat weit gefehlt. Das alles ist völlig unwichtig, solang keiner der Sitech-Kollegen nachweisen kann, dass sie eine personenbezogene Anweisung von VW-Arbeitern, -Meistern usw. bekommen haben.
Wie sieht es denn in der Produktion aus? Man steht nebeneinander und einem VW-Kollegen fällt etwas an einem Sitz auf oder er bekommt den Sitz nicht richtig eingebaut. Dann fragt er den Kollegen von Sitech, ob er mal schauen kann, und ihm helfen kann. Das alles passiert hundertfach in der Produktion, jeden Tag. Aber so lange man keinen schriftlichen Nachweis darüber hat, kann ein vermeintliches Werk von einer 100-Prozent-Tochter noch so sehr in das von VW integriert sein und es ist trotzdem kein versteckter Werksvertrag. Schlussendlich wurde die Klage abgewiesen und es ist keine Revision zugelassen. Wenn das keine Klassenjustiz ist!