Süd-Brasilien

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Fünf Fahrer von App-Fahrdiensten innerhalb einer Woche ermordet

Zwischen 6. und 13. Oktober wurden die 5 Fahrer, 4 Männer und eine Frau, unter brutalen Umständen ermordet. Die App-Fahrdienste lehnen jede Verantwortung für deren Sicherheit ab.

Korrespondenz

Im ersten Halbjahr 2021 gab es bereits 43 Morde an Fahrern von App-Diensten in Brasilien (laut TV-Globo). Uber und 99 sind zwei Dienste, die sich dazu äußerten: Die Fahrer wären versichert, z.B. bei Unfällen, wenn sie während der Arbeit ihre Apps angeschaltet haben, dort registriert und für die Dienste unterwegs seien. Die Dienste sagen, die Verantwortung für die „Öffentliche Sicherheit“ liege bei der Polizei und dem Staat. Seit zwei Jahren - seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und der stark gestiegenen Massenarbeitslosigkeit- nahm auch die Kriminalität im öffentlichen Raum enorm zu.

 

Bei den offiziellen Taxi-Fahrern gingen die Überfälle zurück, während sie bei den App-Fahrern deutlich anstieg. Zum Teil fahren die Fahrer dann auch in Gegenden, in die kein Taxi oder Bus fährt. Die Fahrer sind auf das Geld angewiesen und sind dann auch in Gegenden unterwegs, die aktuell stark umkämpft sind - von Drogenbanden untereinander, oder von diesen mit der Polizei. Es gibt auch Kriminelle, die mit Fake-Accounts rumfuhren und z.B. Frauen mitnahmen und vergewaltigten oder Passagiere ausraubten.

 

Ein Präzedenzfall der sich organisierenden Fahrer ist die Klage gegen Uber, die am 15. September vor dem III.. Regionalen Arbeitsgericht in Fortaleza (Ceara) stattfand. Die Mutter eines getöteten 23-jährigen Fahrers bekam eine Unterstützung von ca. 100.000 Euro nach einer Klage zugesprochen, weil er im Uber-Auftrag im Juli 2018 unterwegs war und dabei ermordet wurde. Die Unternehmen behaupten in der Öffentlichkeit, die Fahrer müssten „unsicher“ scheinende Aufträge nicht annehmen und bei 99% der Fahrten würde gar nichts passieren.

 

Aktuell streiken in Brasilien immer wieder in verschiedensten Bundesstaaten und Großstädten Fahrer - auch von App-Essensdiensten, um sowohl ordentliche Verträge, bessere Löhne, Gesundheitsversicherungen und Sicherheitsstandards zu erreichen. Uber sicherte zu, in der App, die Anmeldung der Kunden mit Ausweis oder CPF (persönliche Steuer-ID) zum Standard zu machen. Auch würde die Fahrt mit Audio überwacht und Uber verschlüsselt diese Daten für gewisse Zeit. Uber ist aber die Ausnahme … Nun beginnen auch die Fahrer, sich landesweit zu organisieren - z.T. auch international.

 

Besonders in Rio und Sao Paulo gibt es immer wieder unbefristete Streiks von hunderten Fahrern von App-Kurierdiensten, u. a. von Fahrern von Ifood. Die Fahrer bekommen Geldzuwendungen für ihre Streiks von vielen Menschen über Online-Spenden-Plattformen im nationalen Maßstab. Sie teilen aber auch ihre Erfahrungen mit Kollegen z.B. in London/GB. Auch dort wohnen eine ganze Reihe Brasilianer, die für solche Dienste tätig sind, und sich mit den Kollegen in Brasilien solidarisieren. Grund für Streiks und Proteste weltweit sind auch die steigenden Preise für Benzin oder Lebensmittel.