Analyse der Mediziner-Plattform im Internationalistischen Bündnis
Entwicklung der Covid-19-Pandemie international
Die Mediziner-Plattform des Internationalistischen Bündnisses analysiert die Lage in verschiedenen Ländern der Welt.
Der Artikel ist ein Auszug aus dem aktuellen Newsletter der Mediziner-Plattform im Internationalistischen Bündnis.
In England explodieren die Zahlen – zwei Monate nach dem „Freedom Day“ und der Aufhebung aller Schutzmaßnahmen. Am 21. Oktober wurden 50.000 Neuinfektionen und 223 Tote gemeldet. 6 Prozent der Infektionen gehen auf die neue Delta-Variante AY.4.2 zurück. Offensichtlich schwächt sich die Infektitiosität und Pathogenität neuer Varianten nicht ab, wie zunächst erhofft. Die CDC-Direktorin Rochelle Walensky warnt vor Varianten, die gegen alle Impfstoffe resistent sind.
Auch in Russland und anderen osteuropäischen Ländern sowie in den USA steigen die Infektionszahlen im Rahmen der vierten Welle stark an – abhängig von Impfquoten, sozialen und ökologischen Bedingungen und dem Zustand des Gesundheitswesens. EU-weit – außer in Dänemark und Deutschland – wird ein unterschiedlich hoher Anstieg der Übersterblichkeit im Vergleich zu den Vorjahren registriert (Spanien mit +14 Prozent, in Schweden +3 Prozent). Unklar ist, inwieweit das eine direkte oder indirekte Folge der Pandemie ist.
In abhängigen, armen Ländern ist die Situation für große Teile der Bevölkerung meist noch viel dramatischer, aufgrund mangelnder Impfstoffe, fehlender Tests, Zerschlagung staatlicher Gesundheitssysteme und der sozialen Situation. In Peru gibt es offiziell mehr als 200.000 Corona-Opfer. Ein Freund schrieb uns vor wenigen Tagen: „Die derzeitige Gesundheits-, soziale und Wirtschaftskrise, die unser Land durchlebt, ist die schlimmste in der peruanischen Geschichte. Sie ist nicht nur auf das Coronavirus zurückzuführen, sondern vor allem auf das Scheitern von fast 30 Jahren neoliberalem Kapitalismus …. Die unwirksamen Quarantänen im Ausnahmezustand sind gescheitert. Statt die Bevölkerung vor privaten Interessen zu schützen, wird das als eine Gelegenheit für große Geschäfte und eine grenzenlose Korruption genutzt. … Alle Länder und Menschen, auch die Armen, müssen Zugang zum Impfstoff und medizinischer Behandlung haben. … Die Pandemie brachte das Elend von Millionen peruanischer Familien ans Licht. Sie sahen sich gezwungen, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, um dringend eine weitere kollektive Verantwortung zu übernehmen: Die Einrichtung von Gemeinschaftsküchen in den ärmsten Siedlungen der Hauptstadt Lima und anderen Städten in ganz Peru – als Alternative für das Überleben der Massen.
Allein in Lima sind mehr als 250.000 Menschen täglich auf die „Ollas counes“ angewiesen. … Tausende haben sie als einzige Nahrungsquelle. Das Versagen der Regierung bei der Überwindung der Wirtschaftskrise und der Bekämpfung der Pandemie lässt sich unmittelbar mit der neoliberalen Politik und dem unmenschlichen Verhalten der Regierungen und Politiker … erklären“, schreibt Jesus Veliz Ramos von „Canto vivo“. Zusammen mit Schülern und Lehrern hat „Canto vivo“ das Projekt „solidarische Gärten“ zum gemeinschaftlichen Gemüseanbau ins Leben gerufen (Solidarität International 10 / 2021). …
Afrikanische Staaten leiden besonders unter der Verweigerung von bezahlbaren Impfstoffen durch Pharma-Monopole und imperialistische Regierungen. Hinzu kommt, dass Gesundheitsprogramme gegen Massenkrankheiten – außer Covid – unter dem Druck internationaler Institutionen wie IWF und Weltbank zusammengestrichen wurden. Massenkrankheiten wie Malaria, Tuberkulose und AIDS fordern immer mehr Opfer.